Wahlen zum Pfarrgemeinderat:Mitstreiter im Herrn

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In der Minderheit: Während fast alle Pfarrgemeinden Briefwahlen organisieren, verzichtet die Wolfratshauser Stadtkirche darauf. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die neuen Pfarrgemeinderäte im Landkreis werden in diesem Jahr überwiegend per Brief gewählt. Nur drei Gemeinden verzichten auf das Verfahren - auch die Stadtkirche in Wolfratshausen. Dort können die Gläubigen am 25. Februar zur Wahlurne gehen

Von Julian Erbersdobler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Martina Fagner sitzt seit 2014 im Pfarrgemeinderat in Sankt Valentin im Eglinger Ortsteil Endl-hausen. "Wir sind eine sehr kleine Pfarrei", sagt sie. "Wenn sich keiner einbringt, stirbt das Ganze irgendwann." Auch deshalb hat sich Fagner, 35, in diesem Jahr wieder als Pfarrgemeinderätin aufstellen lassen. Sie will, dass auch ihre Kinder in einer lebendigen Gemeinde großwerden. Bei den Wahlen am Sonntag, den 25. Februar, sind rund 51 000 Katholiken im Landkreis zur Abstimmung aufgerufen. Vor vier Jahren hat jemand aus der Gemeinde Martina Fagner für das Gremium vorgeschlagen. Der Wahlausschuss sei dann auf sie zugekommen, erzählt sie. "Ich habe kurz überlegt, aber eigentlich war mir schon klar, dass ich das machen werde."

Im Landkreis sind insgesamt etwa 200 Sitze in den 29 Pfarrgemeinderäten zu vergeben, dafür kommen 280 Kandidaten in Frage. Wahlberechtigt sind alle Katholiken, die älter als 14 Jahre sind. In Pfarreien mit weniger als 5000 Gläubigen müssen mindestens vier Mitglieder für den Gemeinderat direkt gewählt werden, in größeren Gemeinden mindestens sechs. Die genaue Zahl legt die jeweilige Pfarrei selbst fest. Das Besondere in diesem Jahr: Erstmals finden die Pfarrgemeinderatswahlen überwiegend als Allgemeine Briefwahl statt. Die Unterlagen werden allen Wahlberechtigten direkt zugestellt. Einzelne Pfarreien konnten sich aber auch gegen die Briefwahl entscheiden. Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen haben sich dazu drei Gemeinden entschlossen. Eine davon ist die Wolfratshauser Kirche Sankt Andreas. "Wir haben das Verfahren vor vier Jahren getestet", sagt Gerhard Beham. Er ist seit 2013 Pfarrer der jetzigen Stadtkirche Wolfratshausen, seit 2011 Dekan des Dekanates Wolfratshausen. Gegen die Allgemeine Briefwahl spreche der enorme Personal- und Sachaufwand, so Beham. Stattdessen werde es Ende der Woche einen Sonderpfarrbrief geben, der allen Gemeindemitgliedern zugestellt werde. "Sollte jemand am Wahltag verhindert sein, kann er sich die Briefwahlunterlagen auch vorher abholen." Über die Wahlbeteiligung macht sich der Stadtpfarrer relativ wenig Sorgen. "Natürlich freue ich mich, wenn viele Menschen teilnehmen", sagt er.

Wie wichtig der Pfarrgemeinderat sei, zeige sich beispielsweise beim groß angelegten Sternsingen. "Ohne die Unterstützung des Gremiums und der Ehrenamtlichen könnten wir das in Wolfratshausen nicht stemmen." In diesem Jahr sind bei der Aktion mehr als 30 000 Euro zusammengekommen. Sonst trifft sich der Pfarrgemeinderat in Sankt Andreas alle zwei Monate. Die Sitzungen sind öffentlich.

In Endlhausen kommt der Rat seltener zusammen. "Im Schnitt treffen wir uns ungefähr vier Mal im Jahr", sagt Martina Fagner. An Ostern und Weihnachten sei erfahrungsgemäß mehr los als im Sommer. Die Arbeit richte sich natürlich auch nach dem Kirchenjahr. Grundsätzlich unterstützen Pfarrgemeinderäte die Priester und pastoralen Mitarbeiter bei der Seelsorge. Sie helfen zum Beispiel bei der Planung der Gottesdienste, während der Erstkommunion oder der Firmvorbereitung. Doch auch bei gesellschaftspolitischen Entscheidungen wie dem Aufbau eines Helferkreises oder Gestaltung von Bildungsangeboten zählt das Wort des Gremiums.

Fagner gehört im bestehenden Pfarrgemeinderat in Sankt Valentin zu den Jüngsten, erzählt sie. Warum sie sich auch in diesem Jahr in der kleinen Gemeinde engagieren möchte? "Ich hatte das Gefühl, dass ich noch mehr bewirken kann, dass ich noch nicht am Ende bin." Besonders liegt ihr die Kinder- und Jugendarbeit am Herzen. Ihr Sohn ist selbst Ministrant in der Gemeinde, ihre Tochter wird bald getauft. Wichtig seien aber auch die älteren Gemeindemitglieder. "Schließlich sind es genau sie, die regelmäßig in die Kirche kommen." Um den Austausch besser zu fördern, wurde ein Seniorenstammtisch ins Leben gerufen. Zwischen Oktober und Mai trifft man sich jetzt alle vier Wochen bei Kaffee und Kuchen.

Neben Fagners Gemeinde in Egling kann man in 25 weiteren Pfarreien im Landkreis in diesem Jahr per Briefwahl abstimmen. Das Verfahren wurde schon bei der vergangenen Wahl 2014 getestet und habe sich bewährt, heißt es in einer Mitteilung der Erzdiözese. In der ganzen Erzdiözese sind rund 1,5 Millionen Katholiken in 747 Pfarreien wahlberechtigt, von denen sich 590 an der Allgemeinen Briefwahl beteiligen.

© SZ vom 15.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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