Wackersberg:"Ich bin hier verwurzelt"

Mezzosopranistin Barbara Hölzl

Barbara Hölzl zu Hause an ihrem Klavier.

(Foto: Manfred Neubauer)

Mezzosopranistin Barbara Hölzl kommt viel in der Welt herum - und immer wieder gerne nach Hause

Von Sabine Näher, Wackersberg

Der Klavierlehrer war schuld! "Du musst unbedingt in meinen Chor kommen", soll Alfons Strietz, der Vorgänger Christoph Heubergers als Kirchenmusiker an der Tölzer Stadtpfarrkirche, zu seiner Schülerin gesagt haben. Die ließ sich überzeugen und kam bald dermaßen auf den Geschmack, dass sie auch Gesangsunterricht nehmen wollte. "Und mit neunzehn habe ich dann schon die ersten Soli singen dürfen", erinnert sich Barbara Hölzl. "Das war einfach ideal, weil ich den Chor so gut kannte und mich dort quasi im geschützten Raum entfalten konnte."

Die in Wackersberg aufgewachsene Mezzosopranistin vergalt es dem Chor, indem sie mit ihm auch noch regelmäßig auftrat, als sie schon längst in Musikmetropolen konzertierte. "Ich finde das so schön, auf eine solch lange Zusammenarbeit zurückschauen zu können", sagt sie. "Mit dem Chor zu singen, ist ein bisschen so wie heimzukommen." Am Sonntag in der Tölzer Stadtpfarrkirche durfte sie dieses Gefühl erneut auskosten. "Ich liebe die Messen von Haydn ganz besonders, auch deshalb, weil die Tessitur höher als beispielsweise bei den Mozart-Messen liegt", sagt sie. "Aber gerade die Theresienmesse habe ich noch gar nicht so oft gesungen, weil sie zu den großen Messen zählt, die den Rahmen des Gottesdienstes sprengen." Im Konzert würden Messen hierzulande, anders als etwa in Wien, leider selten aufgeführt.

Nach einer Ausbildung am Münchner Richard-Strauss-Konservatorium wechselte die junge Sängerin 1987 nach Wien, wo sie eine Lied/Oratorium- wie eine Opernklasse belegte. Auf der Opernbühne stand sie letztendlich selten, wenn auch immer mit großem Vergnügen. "Aber eine h-Moll-Messe oder eine Matthäus-Passion waren mir im Zweifel immer wichtiger als eine Opernpartie", gesteht Hölzl. So gastierte sie via "Stückvertrag" nur für einzelne Opernproduktionen an verschiedenen Häusern der Republik. Als Konzertsängerin war sie bei vielen prominenten Dirigenten geschätzt und damit oft gebucht, was sich mit einem festen Theaterengagement gar nicht hätte vereinbaren lassen. "In dieser Zeit bin ich manchmal morgens im Hotel aufgewacht - und wusste gar nicht, in welcher Stadt ich eigentlich bin."

Da ist es ihr ganz recht, dass der Kalender nicht mehr ganz so dicht gefüllt ist und sie die Zeiten zwischen den Konzertengagements in Wackersberg in Haus und Garten, mit Mann und Hund, genießen kann. Und da gibt es auch noch den großen Hölzl-Clan mit Brüdern und Schwägerinnen, vielen Nichten und Neffen und all den Familien- und Dorffesten, die begangen werden wollen. So spielen beide Brüder im Blasorchester - und da gehe sie dann natürlich auch hin. "Ich bin hier total verwurzelt", sagt die Sängerin mit Nachdruck. Herumgekommen in der Welt sei sie schon genügend, und auch jetzt noch stünden immer wieder Reisen an. Umso mehr könne sie es dann genießen, wieder nach Wackersberg zurück zu kommen.

Auch im Chor ihrer Dorfkirche St. Nikolaus singt sie mit, wenn es der Terminkalender zulässt. "Es geht ja ums Singen, um die Freude daran, um die Gemeinsamkeit." Dass sie ganz getragen ist von der Liebe zur Musik und nie ihre Person in den Vordergrund stellt, ist auch in jedem ihrer Konzerte zu spüren. Ihr tief empfundener Ausdruck, die Wärme, die sie in ihre Interpretation legt, machen diese, zusammen mit ihrer schönen, dunkel leuchtenden Stimme, immer wieder zu einem Erlebnis.

Den Kulturpessimismus, der vielerorts zu hören ist, teilt Hölzl nicht. "Die Klassik hat es heute nicht schwerer als vor 20 Jahren." Nur ein paar mehr Liederabende dürfte es gerne geben.

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