Wackersberg:Einfach Fitz

Michael Fitz Solo 2017

"Bist du ned der Dings?": Viele kennen Michael Fitz als Schauspieler.

(Foto: Manfred Neubauer)

Der Liedermacher ist oft melancholisch und musikalisch immer virtuos

Von Petra Schneider, Wackersberg

Seit fast neun Jahren ist Michael Fitz als Liedermacher unterwegs, er hat gut ein Dutzend Alben veröffentlicht. Um die 100 Auftritte mit seinen Soloprogrammen spielt er im Jahr, meist auf kleineren Bühnen. "Und da dauert es halt, bis sich das rumspricht", sagt er am Freitag im Kramerwirt zu den rund 70 Zuhörern. Bekannt ist Fitz schon, allerdings eher als Schauspieler und ehemaliger Tatort-Kommissar. In seiner Musik gibt er viel von sich preis; Rollenspiele gehören dem Darsteller, der Musiker Fitz wird erstaunlich privat. In der Pause unterhält er sich lang mit den Leuten am CD-Stand, in seinen Anmoderationen punktet er mit trockenem Humor. Seine Lieder sind oft melancholisch, immer virtuos und musikalisch komplex. Mit seinen akustischen Gitarren, von denen er am Freitag vier dabei hat, spielt er feine Singer-Songwriter Stücke, mit Anleihen aus Folk, Jazz und Chanson.

Fitz ist kein Akkorde-Schrammler und kein Mann der simplen Botschaften. Man muss genau zuhören, denn Musik und Texte sind anspruchsvoll. Das Laute und Grelle mag er nicht, Fitz ist ein Selbsterforscher und genauer Beobachter. "Des bin i" heißt sein aktuelles Album, das vor einem Jahr erschienen ist. Seine Themen sind Beziehungen, vor allem langjährige, wo die verbale Kommunikation irgendwann in die nonverbale übergehe und beizeiten eine "Versingelung" inmitten der Beziehung drohe. Fitz singt von Ängsten und mangelnder Risikobereitschaft, über Selbstzweifel und Empfindlichkeit, "so verzweifelt nackert und ganz ohne Haut". Oder über die nicht enden wollenden Gedankenschleifen: "Lauter dicke Hausverwalter streiten in meim Hirn."

Metaphern und poetische Formulierungen zeichnen seine Texte aus. Sein ausgeprägtes Kontrollbedürfnis verdichtet sich zum Bild "I geh ned aufs Eis". Mit "Autofahrer-Tourette" findet er eine Umschreibung für ein grassierendes Syndrom: "Schlechtes Benehmen". Auch er selbst sei betroffen, erklärt Fitz. Vor allem bei Autofahrten in Italien häuften sich die Anfälle. Seine Frau habe ein wirksames Gegenmittel gefunden, das womöglich auch bei einem akuten Fall in den USA helfen könne. Wenn man dem amerikanischen Präsidenten sanft und in dauernder Wiederholung ins Ohr flüstere: "Du bist der großartigste Präsident aller Zeiten", vielleicht würden die Anfälle und das ständige Twittern dann aufhören?

Seine ausnahmslos bairischen Texte sind keine bissigen Anklagen und keine weinerliche Selbstbespiegelung - schwermütig sind viele schon. Was auch von einigen Zuhörern kritisiert worden sei, wie Fitz erzählt. "Spiel doch mal was Positives", habe eine Dame aus Osnabrück während eines Konzerts gerufen. Weshalb er in Arzbach vorsichtshalber ein "für meine Verhältnisse brutal positives Lied" einschiebt: "Heit". "Heit mechat i nirgendwo anders sei und nirgendwo hie", heißt es in der schönen Ballade.

Leichtfüßig wird es am Ende des Konzerts, das nach zwei Zugaben endet: "Der Bruder", ein Stück in eigener Sache, wie Fitz sagt. Denn es gehe um seine beiden Berufe, die für ihn keine Überschneidungen hätten, für das Publikum manchmal aber schon. "Bist du ned der Dings", heißt es im Song. "Warst du ned a Kriminaler mit dene anderen Zwoa"? Schon, aber ein Abend mit dem Liedermacher Michael Fitz lohnt sich auch.

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