Wackersberg:Zwischen Blomberg und Himalaja

SPD-Bundestagsfraktionschef Frank-Walter Steinmeier erklimmt den Zwiesel und spricht dabei von den politischen Gipfeln in Berlin. Markus Rinderspacher rechnet nach der Tour mit fünf Prozent mehr für seine Partei.

Von Petra Schneider

Frank-Walter Steinmeier Markus Rinderspacher

Drei Viertel des Wegs auf den Zwiesel legt die SPD-Wahlkampf-Mannschaft mit der Blombergbahn zurück: Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher (links) und Bundestagsfraktionsvorsitzender Frank-Walter-Steinmeier.

(Foto: Manfred Neubauer)

Natürlich drängen sich gewisse Metaphern auf: Von der Berg- und Talfahrt, von unbezwingbaren Gipfeln und steinigen Aufstiegen. "Aber der Gipfel, den wir uns hier ausgesucht haben, ist erreichbar", sagt Frank-Walter Steinmeier, Vorsitzender der SPD im Bundestag, bei der SPD-Bergauf-Tour am Samstag. Zumal drei Viertel des Weges auf den Zwiesel mit der Blombergbahn zurückgelegt werden. Steinmeier kommt leger in Jeans und blauem Blouson, Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher im rot karierten Hemd, der Kochler Bundestagsabgeordnete Klaus Barthel rot gestreift.

Frank-Walter Steinmeier Markus Rinderspacher

Einkehr in der Specker-Alm mit Sennerin Gabi Mühlböck und dem SPD-Landtagskandidaten von Starnberg Tim Weidner.

(Foto: Manfred Neubauer)

Wegen eines Termins in Berlin fehlt der angekündigte Bayern-SPD-Chef Florian Pronold. Dafür machen sich etwa 80 Bürger und Parteifreunde mit der SPD-Prominenz auf den Weg, der Himmel ist weiß-blau, die Stimmung mindestens ebenso prächtig. "Ich hoffe, ihr seht, dass ich schönes Wetter aus Berlin mitgebracht habe", scherzt Steinmeier. Auch dort gebe es reichlich Gipfel: IT-Gipfel, Energiegipfel, Krippengipfel: "Da hätten wir leicht einen ganzen Himalaja bezwungen."

Mehr Bundespolitik gibt es erst nach dem Zwiesel-Gipfel. Steinmeier will nicht lange reden und gleich loswandern, zwei Bodyguards im Freizeitlook diskret an der Seite. Die Gelegenheit, dem ehemaligen Vizekanzler und Außenminister einmal näher zu kommen, nutzen einige, Steinmeier muss viele Autogramme schreiben und sich mit den Leuten fotografieren lassen. Er freut sich, dass er seine Wanderschuhe richtig einlaufen kann, bevor er demnächst nach Südtirol in Urlaub fährt.

Auch Rinderspacher findet die Tour gelungen. "Ich gehe davon aus, dass wir nach dieser Wanderung vier, fünf Prozent mehr haben bei den Umfragen." Derzeit liegt die SPD in Bayern bei knapp 20 Prozent. Eine recht gute Ausgangslage, findet Rinderspacher, mit Luft nach oben. Am Samstag nimmt die SPD auf dem Weg zum Gipfel einen Umweg in Kauf: Die Specker-Alm wird besucht, weil da ein echter Almerer lebe, wie Bergautor und Barthel-Mitarbeiter Stefan König sagt. "Den möchte ich dem Frank-Walter vorstellen." Also ein schnelles Bier auf der Specker-Alm, Fotos mit dem überraschten Senner Otto Mühlböck. "Des gfreit mi, mir ist der Steinmeier ned unsympathisch", sagt der. Steinmeiers Eintrag ins Gipfelbuch dauert. "Das wird ein Gedicht", mutmaßt Rinderspacher. Nicht ganz. "Vor drei Stunden schien das Gipfelkreuz ganz unerreichbar. So ist das mit den Kreuzen: Wir werden viel unterwegs sein für viele Kreuze am 15. und 22. September", schreibt er schließlich.

Steinmeier, der vor vier Jahren das Rauchen aufgegeben hat, ist gut in Form. Dass er seiner Frau vor drei Jahren eine Niere gespendet hat, habe keine Auswirkungen auf seine Lebensgewohnheiten, sagt er. Nach der Bergtour steht ein Besuch der Fachklinik in Bad Heilbrunn auf dem Programm, die sich auf die Transplantationsnachsorge spezialisiert hat. Steinmeier macht das gern. Mit dem Wirt vom Blomberghaus trinkt er gut gelaunt noch einen Schnaps und erzählt, dass er in einem nordrheinwestfälischen Ort namens Blomberg aufs Gymnasium gegangen sei.

Kurz vor der Abfahrt ins Tal dann doch noch ein bisschen Politik: Kämpferische Statements für Mindestlohn und Mietpreisbremse, gegen Rösler und Merkel, die sich die Früchte der rot-grünen Regierung auf die Fahnen schrieben. Für mehr Kita-Plätze und bessere Schulen, gegen das Betreuungsgeld. "Danke, dass ihr einen Preußen auf den Berg mitgenommen habt", verabschiedet er sich. Für ihn geht es weiter nach Bad Heilbrunn und Nürnberg: Drei Biergartentermine stehen dort noch auf dem Programm.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: