Waakirchen:Coole Zeit

Der Zither-Manä macht mit seiner Neuen Volksmusik auf Bayern-Tour in Arzbach Station. Er nennt sich "ein Auslaufmodell", rockt und groovt aber noch ordentlich

Von Petra Schneider, Waakirchen

Noch immer steigt er beim Zither-Rock auf einen Stuhl - nicht mehr ganz so elastisch wie früher, aber wer würde das schon erwarten nach 35 Bühnenjahren. Und noch immer lässt der Zither-Manä seine elektronisch verstärkte Zither aufheulen, bis das eigentlich scheue Instrument rockt und groovt.

Inzwischen gehören Grenzüberschreitungen zum guten Ton der neuen Volks- und Weltmusikkapellen. In den Achtzigern war das noch revolutionär und brachte dem Zither-Manä, der eigentlich Manfred Zick heißt, nicht nur Freunde ein. "Ich bin zu keinem Hoagascht mehr eingeladen worden", erzählt der 67-jährige Waakirchner. Viele Volksmusik-Traditionalisten warfen ihm vor, er mache die schöne, reine Zithermusik kaputt.

Seitdem sind 35 Jahre vergangen, in denen der Zither-Manä mehr als 1000 Konzerte gespielt, drei Schallplatten und vier CDs aufgenommen hat. Auch sein Publikum ist älter geworden, die meisten Fans hat er unter den 50- bis 70-Jährigen. Seit Wochen tourt er durch Bayern und gibt Jubiläumskonzerte. Im vergangenen Jahr ist nach 15 Jahren seine jüngste CD erschienen, "Coole Zeid", die er zusammen mit dem Bluesharp-Virtuosen Ferdl Eichner und dem Gitarristen Frank Schimann aufgenommen hat: Rhythm and Blues mit bairischen oder englischen Texten, Irish Folk, das melancholische Anti-Kriegs-Lied "Waltzing Mathilda" und natürlich der Zither-Rock.

Je älter er wurde, desto mehr hat der Blues den Rock aus seiner Musik verdrängt. "Da kann ich meine melancholische Seite ausleben." Die Hälfte seiner Lieder sind selbst geschrieben, der Rest Traditionals oder Coverversionen, wie der Chuck-Berry-Song "You Never Can Tell", der beim Zither-Manä "Lago di Bonzo" heißt. Als er neun war, kamen die Zither und die Volksmusik in sein Leben, später Chuck Berry und der Rock'n' Roll, mit 33 dann der erste Auftritt als Zither-Manä.

Zither-Manä

Manfred Zick alias Zither-Manä: "I dads genauso wieder machen."

(Foto: Manfred Neubauer)

Von da an ging es schnell: Ausverkaufte Hallen mit 500, 600 Leuten in ganz Bayern, Auftritte im Fernsehen. Er arbeitete mit Konstantin Wecker, der Biermösl Blosn und Dieter Hildebrandt zusammen. "Eine spannende Zeit war das damals", sagt er. Franz Josef Strauß und die CSU, Neonazis, Umwelt und Tschernobyl, das waren die Themen. Auch in Wackersdorf hat er gespielt. Als "kritischer Liedermacher, der sein Publikum unterhalten will", beschreibt er sich. Anders als sein Freund Hans Söllner sei er aber nie unter die Gürtellinie gegangen.

Zick sieht sich als Wegbereiter der neuen Volksmusik, in einer Reihe mit Fredl Fesl und Willy Michl, die ihn beide beeinflusst hätten. Haare und Bart sind inzwischen grau geworden, unverändert ist die Leidenschaft für die Musik, "mein einziges Hobby". Ein Teilzeit-Musiker ist er trotzdem geblieben. Bis zu seiner Pensionierung hat Zick als Mathe-Lehrer gearbeitet, zuletzt an der FOS in Bad Tölz. "Ich bin mit Leib und Seele Lehrer gewesen", sagt er. Und als Kind der Nachkriegsgeneration sei ihm materielle Sicherheit immer wichtig gewesen. Ein Auftritt am Wochenende, den Lehrer hinter sich und den Rock'n' Roller herauslassen, das habe er als Befreiung empfunden. Einen Manager hat er nie gehabt, und außerhalb Bayerns ist der Zither-Manä kaum aufgetreten - aus Zeitgründen und weil er nicht fliegen mag. "Ich bin mir sicher, die Amerikaner wären abgefahren auf meine Zither", sagt er selbstbewusst. Dass es mit der Weltkarriere nichts geworden ist, findet er trotzdem nicht schlimm. "I dads genauso wieder machen." Inzwischen sei er ohnehin ein "Auslaufmodell", sagt er ein bisschen wehmütig.

Wenn man ihn nach den Höhepunkten der vergangenen Jahrzehnte fragt, fällt ihm sofort ein Auftritt im Vorprogramm von Blues-Legende John Mayall ein, seinem Idol. Oder die Auszeichnungen: Im Mai 2012 Ehrenpreis der Goldenen Zither für seine Verdienste um die Weiterentwicklung der Zither, im Folgejahr dann der Bayerische Poetentaler. Ans Aufhören denkt er nicht: "Solange ich kann und die Fans mich hören wollen, mache ich weiter."

Konzert, Zither-Manä-Trio mit Ferdl Eichner (Harp) und Frank Schimann (Gitarre), Sonntag, 25. Januar, 19 Uhr, Einlass 18.30 Uhr, Kramerwirt Arzbach, Hauptstraße 22, Kartenbestellung unter Telefon 08042/91 24 65

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