Vorbildlicher Bestand:Das Maß aller Holzwirtschaft

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Josef Lindmeyr (links) und Robert Nörr zeigen eine Weißtanne, die in dem Betrieb in Dietramszell/Steingau gedeiht. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Waldbesitzer besuchen in Steingau den preisgekrönten Mischwald der Familie Lindmeyr

Von Ingrid Hügenell, Dietramszell

"In erster Linie ist unser Wald ein Wirtschaftswald", sagt Josef Lindmeyr. Der Landwirt aus Steingau (Gemeinde Dietramszell) hat 22 Hektar Wald, und ohne den würde sein Betrieb schwer überleben. "Für uns ist das eine Existenzfrage", erklärt der 57-Jährige. Schon vor mehr als 30 Jahren hat Lindmeyr angefangen, seine Fichtenbestände zu durchmischen - mit Weißtanne, aber auch mit Erle und Bergahorn. Dafür und für die vorbildliche Bewirtschaftung ihres Walds hat die Familie im Sommer den Staatspreis des bayerischen Forstministeriums erhalten. "Für uns ist das eine Bestätigung, eine tolle Sache", sagt Lindmeyr.

Wie so ein Wald aussieht, zeigte das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Holzkirchen am Freitag Waldbesitzern aus dem Landkreis. Mit dabei: Förster Robert Nörr, Revierleiter in Wolfratshausen, der auch private Waldbesitzer berät. "Er hat den Wald vorbildlich umgebaut, als noch keiner davon gesprochen hat", lobt er Lindmeyr. Bei der Bewirtschaftung gehe er nach dem Motto "früh - mäßig - oft" vor, sagt der Waldbauer. Schon in den ganz jungen Beständen wird gearbeitet, schwächere Bäume werden herausgenommen, aber nicht zu viele, sondern eben "mäßig". Dafür aber oft, also alle drei bis fünf Jahre. So werde "das Holz", wie man im Bayern zum Wald sagt, stabil, sogar die Fichte. Die falle ihm auch im Sturm nicht um, stehe aber auch auf den richtigen Böden.

Vor mehr als 30 Jahren, nach großen Schäden an den Fichten durch Windwurf und Käferbefall, nahm er von den Fichten-Monokulturen Abschied. "Das war eine ganz bewusste Entscheidung, wieder die Weißtanne zu pflanzen", sagt er. Als Waldbauer müsse man 30 bis 50 Jahre vorausdenken.

Zunächst mussten die Bäumchen eingezäunt werden, damit das Wild sie nicht kaputt macht. Seit 17 Jahren gehen Lindmeyr und seine Söhne auch im eigenen Wald auf die Jagd. Seither gibt es deutlich weniger Verbiss. "Es macht keinen Spaß, wenn man pflanzt und dann ist die Arbeit von Jahren dahin." Erst nach zehn Jahren, bei einer Größe von 1,50 bis zwei Metern seien die Tannen außer Gefahr. "Die Tanne ist die ersten paar Jahre schwach, aber nachher ist sie richtig da."

Die Familie Lindmeyr nutzt das eigene Holz intensiv im Betrieb, auch zum Bauen. Der neue Stall wurde vor wenigen Jahren komplett mit Stämmen aus dem eigenen Wald errichtet. "Das Holz, das hat vielleicht mein Urgroßvater gepflanzt", sinniert Lindmeyr.

© SZ vom 18.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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