Vor der Landtagswahl:Die CSU trumpft auf

Im Wahlkampf tritt die Politprominenz der Partei auf. Andere können oder wollen nicht so stark auf Personen setzen. Sie bieten Infostände, laden zu Frühschoppen oder sind mit rotem Rad auf Achse

Von Felicitas Amler und Helena Golz

Regierungsparteien haben es im Wahlkampf leichter, das ist derzeit zwischen Icking und Lenggries unübersehbar. Die CSU kann mit Prominenz auftrumpfen: Der bayerische Innenminister tritt in Bad Heilbrunn vor vollem Haus auf, Ministerpräsident Horst Seehofer kommt in die Loisachhalle, wo er ebenfalls mit großer Resonanz rechnen darf. Gerda Hasselfeldt, Vorsitzende der CSU-Landesgruppe in Berlin, wirbt in der Kreisstadt für ihre Partei. Die FDP - im Land wie im Bund an der Regierung beteiligt - hatte bereits ihr liberales Aushängeschild Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger zu Gast. Andere Parteien tun sich mit spektakulären Veranstaltungen offenkundig schwerer.

Die Kreis-SPD hatte zwar zwei pressewirksame Termine: die Bergbesteigung mit Bundestagsfraktionschef Frank-Walter Steinmeier und eine Bergwachtzentrum-Besichtigung mit Landtagsspitzenkandidat Christian Ude. Doch jetzt will sich ihr hiesiger Landtagskandidat Paul Lehmann nach eigenem Bekunden weitgehend auf Infostände und Hausbesuche beschränken.

Die Freien Wähler können immerhin bereits mit einem Landtagsabgeordneten aufwarten. Florian Streibl hat sich noch dazu als stellvertretender Vorsitzender des Untersuchungsausschusses zum Fall Mollath einen Namen gemacht.

Die meisten übrigen Parteien verzichten weitgehend auf einen personalisierten Landtagswahlkampf. Die Grünen wollen lieber Themen besetzen, erklären sie. FDP-Bewerber Volker Koschay aus Weilheim präsentiert sich auf einigen Frühschoppen. Die Linke hat sich unübersehbar auf starkes Plakatieren konzentriert. Und der Landtagskandidat der Piraten, Gerhard Döbereiner, ein Münchner, tritt hier gar nicht in Erscheinung.

Dass die CSU derzeit täglich einen Wahlkampftermin im Landkreis veranstaltet, findet SPD-Kandidat Lehmann gar nicht sinnvoll. "Die CSU macht Bootstouren. Das ist zwar nett, aber ich würde sagen, sie haben das Thema verfehlt, wenn da sowieso nur die Altbekannten hinkommen. So erreicht man keine Wähler." Lehmann verweist darauf, dass die SPD bereits Veranstaltungen mit Politprominenz in dieser Wahlperiode hatte. Man erwarte im Endspurt des Wahlkampfs nicht, dass die Bürger kommen. Stattdessen gehe die SPD auf sie zu, an Infoständen und bei Hausbesuchen. Lehmann sagt außerdem, seine Partei habe weniger Geld für den Wahlkampf zur Verfügung: Im Gegensatz zur CSU müsse die SPD streng haushalten.

Auch die Linke sei derzeit "auf der Straße unterwegs", sagt ihr Bezirkstagskandidat Andreas Wagner. "Mit unserem roten Wahlkampfrad und unserem Wahlkampfmobil am 6. September in Geretsried gehen wir lieber direkt auf die Leute zu, anstatt sie zu uns kommen zu lassen."

Daniel Reuter, Kreisvorsitzender der FDP, findet nicht, dass seine Partei hinter der CSU zurücksteht. "Jedes Wochenende machen wir einen Kandidaten-Frühschoppen an unterschiedlichen Orten. Jeden Samstag veranstalten wir außerdem einen Infostand", sagt er.

Andreas Morr, Landtagskandidat der Grünen, nennt persönliche Gründe, weshalb er im Wahlkampf nicht so präsent sein könne wie Kandidaten der CSU: "Ich habe eine Arbeitsstelle in der Gastronomie. Da komme ich erst um 23 Uhr raus, das erschwert natürlich einen Wahlkampf, der jederzeit stattfinden kann." Dennoch hätten die Grünen einen breit gefächerten Veranstaltungskalender. "Wir machen Infostände, die auf unserer Homepage oder auf www.abgeordnenetenwatch.de angekündigt werden, und Veranstaltungen, wie beispielsweise die zur Flüchtlingspolitik in Bad Heilbrunn Anfang September." Morr sagt, die Grünen pflegten keinen "Personenkult" und wollten ihre Kandidaten "nicht hochstilisieren".

Der aus Garmisch-Partenkirchen stammende ÖDP-Landtagskandidat Herbert Stöckl bedauert, dass sich der Kreisverband Bad Tölz-Wolfratshausen seiner Partei aufgelöst hat. So sei es schwierig, Veranstaltungen vor Ort zu organisieren, sagt er.

Ähnlich geht es der Piratenpartei. Wahlkampfkoordinator Nils Brandt aus Geretsried sagt, man könne aufgrund der personellen Besetzung nicht den gleichen Wahlkampf wie andere Parteien führen. In den zwei Wochen vor der Wahl seien aber Infostände in Tölz, Geretsried und Wolfratshausen geplant. Eine Genehmigung stehe noch aus.

Die SZ stellt die Landtagskandidaten im Stimmkreis 110, Bad Tölz-Wolfratshausen/Garmisch-Partenkirchen von dieser Ausgabe an auf drei Sonderseiten vor.

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