Amtsgericht Wolfratshausen:Die Wirkung spüren

Zigarettenrauch

Er habe vor einem Monat seinen letzten Joint geraucht, sagt der Angeklagte. "Ich hoffe nur, Sie sind kein Blender", mahnt der Amtsrichter.

(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Münsinger gibt Cannabisbestellungen zu. Das Amtsgericht verurteilt den jungen Mann zu einer Bewährungsstrafe.

Von Benjamin Engel

Die Drogen-Geschäfte eines Seeshaupters über den Darknet-Shop "Shiny Flakes" haben die Ermittler auf die Spur eines 23-jährigen Münsingers gebracht. Dessen Name tauchte auf Bestelllisten der Betreiber auf, die Polizisten bei einer Razzia sicherstellten. Anfang April 2017 durchsuchten Ermittler das Wohnhaus des jungen Mannes in Münsing. Im Versteck in der Gartenhütte fanden sie rund 60 Gramm Cannabis, eine Ecstasy-Tablette und circa 4,4 Gramm MDMA. Zudem gestand der Mann viermal 50 Gramm Cannabis von einem Penzberger Freund gekauft zu haben. Für den Erwerb und Besitz dieser Drogen wurde er am Montag vor dem Wolfratshauser Amtsgericht zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr verurteilt.

Vom gemeinsamen Kiffen kannte der Angeklagte den - kürzlich nach Angaben eines Ermittlers zu vier Jahren und neun Monaten Haft verurteilten - Seeshaupter und den Penzberger. Auf der Anklagebank bereute der junge Mann seine Drogenkäufe. "Ich hoffe, dass ich nach diesem Tag besser schlafen kann", sagte er. Schon mit 14 habe er angefangen, Joints zu rauchen, "aus Gruppenzwang, wie er schilderte. Damit habe er sich ausgeglichener und "relaxter" gefühlt. Der Angeklagte gab an, drei- bis viermal pro Woche gekifft zu haben. Dann stand vor sechs Jahren erstmals die Polizei vor der Tür des Elternhauses. Der junge Mann wurde am Amtsgericht Wolfratshausen verurteilt.

Doch nach einem Jahr Pause fing er wieder zu kiffen an. In einem Club in Dießen am Ammersee habe er das bei ihm gefundene MDMA und Ecstasy gekauft. "Ich habe das zum Aufputschen genommen", erklärte der Mann. Nach vier, fünf Stunden habe er sich übergeben. Auf Nachfrage von Amtsrichter Helmut Berger gab der Angeklagte zu, vor einem Monat seinen letzten Joint geraucht zu haben. "Ich wollte spüren, wie es wirkt", schilderte er. Bestellungen über das Internet stritt er aber ab.

Sichtlich verärgert zeigte sich der Cannabis-Dealer des Angeklagten vor Gericht. Er ist kürzlich zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten verurteilt worden. Er berichtete, mit dem Münsinger nicht mehr befreundet zu sein. Schließlich habe ihn der Angeklagte in die Pfanne gehauen.

Weiterhin behauptete er, das Cannabis in Penzberg und Umgebung gekauft und viermal 50 Gramm an den Angeklagten weitergereicht zu haben. Bei wem er eingekauft hatte, wollte er nicht verraten.

Für Amtsrichter Berger war das Geständnis des Angeklagten lobenswert. Er hoffe, dass dieser nun gewarnt sei, erklärte er. Der Mann muss 2000 Euro an die Caritas-Suchtberatung zahlen, zur Suchtberatung gehen und Drogenscreenings machen. "Ich hoffe nur, Sie sind kein Blender", mahnte Berger.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: