Vocalensemble Penzberg:"Er nimmt uns alle mit"

Günther Pfannkuch spornt Laien zu Höchstleistungen an. Am Sonntag feiert sein Ensemble 30-jähriges Bestehen - Stimmen aus dem Chor

Von Sabine Näher

Das erste Vokalkonzert gab Günther Pfannkuch an Weihnachten 1986 mit einigen Gitarrenschülern. Das kam so gut an, dass der Penzberger Musikschullehrer im Jahr darauf aus diesem Kreis ein kleines Vokalensemble gründete. "Anfangs waren wir zu acht, konnten gerade mal ein paar Madrigale von Dowland oder bayerische Volksmusik aufführen", erinnert sich Pfannkuch. Aber dann sei der Chor ganz organisch gewachsen. Das erste große Konzert fand 1991 in der Habacher Kirche mit einem Vivaldi-Psalm statt. Da war auch schon das von Pfannkuch gegründete Orchester mit dabei. 1992 gab's Händel, 1993 Haydn, 1995 "Jesus Christ Superstar". Das ganze große oratorische Repertoire hat der Penzberger Musiker mit seinen beiden Ensembles seither erarbeitet. Das größte Werk - rein von der Besetzung und organisatorischen Bewältigung her gesehen - war Verdis Requiem. Um das 30-jährige Bestehen des Vocalensembles Penzberg zu feiern, steht am Sonntag, 17. Dezember, Händels "Messias" auf dem Programm. Dazu Stimmen aus dem Chor.

Vocalensemble Penzberg: Rosi Wieser

Rosi Wieser

(Foto: Hartmut Pöstges)

Rosi Wieser, 69, Sopran, Neurophysiologin, Übersetzerin und Autorin: "Seit meinem fünften Lebensjahr habe ich immer in Chören gesungen. In Regensburg, in München und in Penzberg. Zum Vocalensemble bin ich kurz nach der Gründung, also vor neunundzwanzigeinhalb Jahren, gekommen. Und es war immer schön! Günther schafft es, trotz angestrengter Probenarbeit eine lockere Stimmung zu verbreiten. Wenn wir etwas falsch machen, dann imitiert er uns, sodass wir lachen müssen. Und das lockert das Zwerchfell - und dann geht's gleich besser. Außerdem ist er ein Dirigent, der sein Handwerk wirklich beherrscht. Lieblingswerke habe ich nicht, aber der "Messias", an dem wir jetzt gerade arbeiten, ist sicher eines der schönsten Werke überhaupt. Auch unsere Uraufführungen haben mir immer gefallen. Und das soziale Leben im Chor ist auch nicht unwichtig: Heute gibt es wieder einen bunten Abend, den ich organisiere."

Vocalensemble Penzberg: Max Lechner

Max Lechner

(Foto: Hartmut Pöstges)

Max Lechner, 58, Bass, Diplom-Biologe bei Roche: "Ich bin jetzt seit neun Jahren dabei. Günther hat damals meinen Sohn zum Mitsingen im Weihnachtsoratorium engagiert. Da bin ich halt mal mitgegangen - und hängen geblieben. Sängerische Erfahrung hatte ich, in meiner Jugend habe ich in der Augsburger Gegend in mehreren Chören gesungen. Dann aber war ich 25 Jahre abstinent. Als Erwachsener habe ich jetzt einen ganz neuen Zugang zu der Musik gefunden. Man liest sich ein, erlebt es viel bewusster. Und in einem Chor, in dem die Männer immer unterrepräsentiert sind, hat man als Männerstimme schon eine besondere Verantwortung. Die Atmosphäre im Vocalensemble ist lockerer geworden: Günther ist nicht mehr so streng, sondern nimmt es gelassener. So haben wir eine witzige, abwechslungsreiche Probenarbeit mit ihm. Ich bin sehr gerne dabei. Es ist mein Heimatchor."

Vocalensemble Penzberg: Uschi Schäfer

Uschi Schäfer

(Foto: Hartmut Pöstges)

Uschi Schäfer, 47, Alt, Ingenieurin: "Ach, der Günther! Er ist ein wahnsinnig herzlicher Mensch, der jeden mitnehmen will. Aber sich manchmal auch sehr ins Detail verliert, sehr genau und akribisch arbeitet. Aber eine Seele von Mensch und wahnsinnig positiv eingestellt. Wir sind halt keine Profis und verzweifeln manchmal selbst an unserer Leistung. Aber er behält immer die Nerven, nimmt uns alle mit - und führt alles zu einem guten Ende! Als ich vor 15 Jahren nach Penzberg gezogen bin, habe ich sofort einen Chor gesucht. Seit ich im Fachhochschulchor in München mit dem Singen angefangen habe, bin ich nämlich süchtig: Ich muss mindestens einmal die Woche singen. Ich brauche das für mein Seelenheil. Ein besonderes Erlebnis mit dem Vocalensemble herauszugreifen fällt mir schwer; da waren so viele. Lieblingswerke habe ich eigentlich auch nicht. Aber ich mag es, wenn der Chor auch mal eine Rolle einnehmen und so richtig losbrettern kann wie in Mendelssohns "Elias" oder Bachs Johannespassion. Die Atmosphäre im Chor finde ich überaus herzlich; es ist ein richtiges Miteinander. Und zum "Messias" habe ich jetzt sogar meine beiden Töchter und meinen Mann mitgebracht. Hier kann man die ganze Familie integrieren."

Vocalensemble Penzberg: Harry Rottach

Harry Rottach

(Foto: Hartmut Pöstges)

Harry Rottach, 64, Bass, Berufsberater im Ruhestand: "Ich bin vor zweieinhalb Jahren nach Penzberg gezogen. Als gebürtiger Münchner habe ich früher in Iffeldorf gelebt, dann 20 Jahre in Mönchengladbach. Jetzt bin ich sozusagen in die Heimat zurückgekehrt. Und da ich von Jugend auf gesungen habe, hat mich eine alte Freundin auf das Vocalensemble hingewiesen. Im Chor ist das ein sehr angenehmes Miteinander. Ich bin immer wieder verblüfft, welch großartige Aufführungen Günther trotz aller Schwierigkeiten, die er mit uns Laiensängern hat, am Ende immer wieder hinbekommt. Und das klappt immer punktgenau: Von der Generalprobe zur Aufführung gibt es jedes Mal noch eine Steigerung."

Vocalensemble Penzberg: Christian Sieblist

Christian Sieblist

(Foto: Hartmut Pöstges)

Christian Sieblist, 44, Bass, Bioverfahrenstechniker bei Roche: "Ich bin in Halle an der Saale aufgewachsen und habe von Kind an im Chor gesungen. Ins Vocalensemble bin ich vor neun Jahren gekommen. Die Atmosphäre hier im Chor ist einfach super! Ich bin schon gefragt worden, in München mitzusingen, aber hier fühle ich mich so wohl, dass ich das nicht aufgeben möchte. Günther kann uns vermitteln, wie er sich die Interpretation vorstellt. Andernorts wird vieles nur einfach runtergesungen; da fehlt die Leidenschaft. Ein ganz besonderes Erlebnis für mich war Monteverdis Marienvesper 2010. Die ist sängerisch sehr anspruchsvoll, mit a-cappella- und doppelchörigen Passagen. Renaissance und Barock sind sowieso meine Lieblingsepochen. Mir gefällt es auch, dass wir regelmäßige Chorausflüge machen, ein- oder mehrtägige Reisen, oft mit Konzerten verbunden. Und dass die Probenwochenenden über die reine Arbeit hinaus ein Programm haben, ist auch ganz toll."

Sonntag, 17. Dezember, 16.30 Uhr, Penzberg, Stadtpfarrkirche Christkönig: Georg Friedrich Händel, "Der Messias" - Vocalensemble Penzberg, Sinfonieorchester im Pfaffenwinkel, Solisten: Judith Spiesser (Sopran), Theresa Holzhauser (Alt), Nikolaus Pfannkuch (Tenor), Eric Ander (Bass); Karten zu 28/22/17/13 Euro

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