Vertrag über 100 Jahre:Eurasburg sichert Kastlers Skulpturenpark

Die Gemeinde übernimmt die Happerger Freiluftausstellung des Künstlers, der nach einem Schlaganfall im Seniorenheim lebt. Polizei sucht Zeugen, nachdem zwei Werke gestohlen wurden

Von Thekla Krausseneck, Eurasburg

Skulpturen für die Ewigkeit: Mindestens noch 100 Jahre lang, so legt ein Vertrag zwischen Künstler und Gemeinde fest, soll die Freiluftausstellung des Eurasburger Bildhauers Hans Kastler in Happerg erhalten bleiben. Der Vertrag sei in Arbeit, sagt Hauptamtsleiter Günther Eidenschink. In den kommenden zwei bis drei Wochen solle er unterzeichnet werden. Jedoch wird er, wie es aussieht, nur 17 der ursprünglich 19 Kunstwerke enthalten: Zwei Eisenskulpturen sind vergangene Woche von unbekannten Dieben gestohlen worden. Kastler lebt seit einem Schlaganfall im Herbst 2014 im Seniorenheim.

Die Eurasburger Skulpturenmeile hatte Kastler im September 2009 aufgebaut, große Plastiken aus Metall, die zwar nicht allein, aber zu zweit gut zu transportieren seien, sagt Kastlers Tochter Petra Welker. Die Diebe müssen demnach vorbereitet gewesen sein, denn auf den Rücksitz eines Kleinwagens hätten die Skulpturen nicht gepasst. Welker hat noch Hoffnung, dass die Kunstwerke irgendwo wieder auftauchen - auch wenn sie selbst es für wahrscheinlicher hält, dass sie wegen des Eisens gestohlen und inzwischen zerstört wurden. Anders als viele andere von Kastlers Werken waren die gestohlenen Stücke nicht gegossen, sondern aus Flacheisen geschnitten. Einzigartig also.

Vertrag über 100 Jahre: Seit 2009 stehen einige von Hans Kastlers Skulpturen am Kellerweg im Eurasburger Ortsteil Happerg.

Seit 2009 stehen einige von Hans Kastlers Skulpturen am Kellerweg im Eurasburger Ortsteil Happerg.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der 1931 geborene Kastler ist seit 2004 Träger des Bundesverdienstkreuzes, 2012 bekam er den Kulturehrenbrief des Landkreises verliehen. Bereits 1994 ehrte ihn die Stadt Wolfratshausen mit dem Kulturpreis für sein Werk. Kastlers Arbeiten sind im Landkreis und überregional zu finden, sein Gorilla etwa steht an der Egerlandstraße in Geretsried, einen anderen Guss derselben Figur hat derzeit Tegernsee als Leihgabe. Aufträge erhielt Kastler wiederholt von der Stadt München - in deren Haus der Kunst er jährlich ausgestellt wird - und von einem kuwaitischen Scheich, der vier Holzplastiken bei ihm bestellte.

Im Herbst erlitt Kastler einen Schlaganfall, seither wohnt er im Seniorenheim in Benediktbeuern. Ihr Vater sei entsetzt gewesen, als er von dem Diebstahl gehört habe, sagt Welker - aus Angst, er könne sich zu sehr aufregen, habe man ihm zunächst gar nichts davon sagen wollen. Aber dann stand es in der Zeitung: "Da hat es ihm seine Lebensgefährtin erzählt." Aufgefallen seien ihr die beiden leeren Podeste am Samstag, der Diebstahl geschah also vermutlich in der Woche davor. Die Polizei sucht nach Zeugen. Mit einer Verankerung sollen die Figuren künftig vor Diebstahl geschützt werden, einige seien bereits jetzt so gesichert.

80. Geburtstag von Hans Kastler

Hans Kastler wohnt seit einem Schlaganfall in einem Seniorenheim in Benediktbeuern.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Das Grundstück fiel Kastler im Rahmen einer Flurbereinigung vor rund sechs Jahren zu. Bei der Neuordnung der Grundstücke sei der Bildhauer gezielt berücksichtigt worden; der Wirt, dem die angrenzende Weidefläche gehört, bekam von der Gemeinde einen Ausgleich, sagt Eidenschink. Jetzt, da Kastler nicht mehr selbst am Ort sein kann, soll in einem Vertrag festgelegt werden, wer haftet, wenn dort Skulpturen beschädigt oder gestohlen werden. Die Versicherungssumme wurde vor dem Diebstahl auf 100 000 Euro geschätzt. Der Gemeinde sei es ein großes Anliegen, den Park zu erhalten, sagt Eidenschink: Mit 100 Jahren zumindest eine kleine Ewigkeit lang.

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