Vergebliche Suche:Ohne Kandidat kein Ortsvorsitzender

Der Geretsrieder SPD-Chef Wolfgang Werner kündigt seinen Rücktritt an, falls es weiterhin nicht gelingt, einen Bewerber fürs Bürgermeisteramt aufzutreiben.

Von Klaus Schieder

Wahl

Am 15. September sind die Bürger zur Landtagswahl aufgerufen, nur eine Woche später zur Neuwahl des Bundestags.

(Foto: REUTERS)

Wolfgang Werner will zurücktreten, falls es der SPD Geretsried nicht glückt, einen eigenen Kandidaten für die Bürgermeisterwahl 2014 zu nominieren. Dies kündigte der Vorsitzende des Ortsvereins am Sonntag beim Stadtgespräch im Café Waldmann an. "Wenn es nicht gelingt, jemanden für diese Königsdisziplin zu motivieren, werde ich im kommenden Frühjahr meine persönlichen Konsequenzen ziehen", sagte Werner.

Ein Bewerber, der für die Geretsrieder Sozialdemokraten antritt, hat sich bislang nicht gefunden. Mit dem ehemaligen Bürgermeister von Wolfratshausen, Reiner Berchtold, und dem Vorsitzenden des TuS Geretsried, Stephan Heinle, haben bereits zwei Wunschkandidaten des Ortsvorsitzenden endgültig abgesagt. Auf Werners Liste stehen außerdem der SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Hans Hopfner, und dessen Stellvertreterin Kerstin Halba. Ob einer von beiden in den Wahlkampf um den Chefposten im Rathaus ziehen möchte, ist allerdings völlig unklar.

"Wir können niemanden von der Straße holen, es muss schon jemand sein, der in der Kommunalpolitik erfahren ist", sagte Werner. Schließlich stünden wichtige Projekte wie die Verlängerung der S 7-Strecke, die Verlegung der Bundesstraße 11 oder die Gestaltung der Böhmwiese auf der Agenda des neuen Rathauschefs. Die Frage, ob er nicht selbst antreten will, ließ Werner unbeantwortet. Er halte sich alles offen, erwiderte er, machte zugleich jedoch deutlich, er sei "nicht selber mein eigener Wunschkandidat".

Eine Bürgermeisterwahl ist nach seinem Dafürhalten "die absolute Königsdisziplin" für eine Partei auf lokaler Ebene. Überdies sei ein SPD-Bewerber auch mit Blick auf die Wahlbeteiligung "absolut dringlich", sagte der Ortsvorsitzende. "Damit der Bürger tatsächlich eine Wahl hat, bedarf es eines wahren Gegenkandidaten." Ansonsten werde die Wahlbeteiligung auf unter 50 Prozent sinken, was den Sozialdemokraten dann bei der Wahl der Stadträte schaden würde, prophezeite er.

Die beiden Kandidaten Michael Müller (CSU) und Robert Lug (Freie Wähler) stellen für Werner keine Gegenpole dar. Sie seien "in ihrer politischen Anschauung und Herkunft in fast allen Punkten austauschbar", fand er. Und Harald Schmalfuss, der für Bündnis 90/Die Grünen seinen Hut in den Ring geworfen hat, hält er für "leider keine erstzunehmende Alternative". Schmalfuss, der an dem SPD-Stadtgespräch teilnahm, ließ dies unkommentiert.

Er sei erst seit kurzem bei den Grünen und "eher jemand, der aus der sozialliberalen Ecke kommt", sagte der 62-jährige Physiker. Er habe seine persönlichen Ansichten, die sich nicht immer hundertprozentig mit einer Parteilinie deckten, aber "unter dem Strich, denke ich, bin ich bei den Grünen nicht verkehrt". Der SPD wünschte er viel Glück auf der Suche nach einem Bewerber. "Mit vier Kandidaten in die erste Runde zu gehen, fände ich spannend."

Werner will dem Geretsrieder Ortsverein noch vier, fünf Monate Zeit geben, um einen Bewerber zu finden. Noch sei nichts entschieden, sagte er. "Weder dass sich die SPD auf einen Kandidaten geeinigt hat, noch dass sie keinen Kandidaten haben wird." Alle Sozialdemokraten aus "dem engeren Führungszirkel" des Ortsvereins seien nun dazu aufgerufen, intensiv nach einem geeigneten Interessenten zu suchen - "selbstverständlich auch ich".

Werner ist sich dabei bewusst, dass dies für die SPD schwierig wird. Neben dem finanziellen Aufwand im Wahlkampf für den Bewerber und die Partei, den der Ortsvorsitzende auf etwa 40 000 Euro taxierte, spielten auch persönliche Abwägungen eine Rolle. Sollte sich die Geretsrieder SPD jedoch darauf verständigen, ohne eigenen Bürgermeister-Kandidaten in die Kommunalwahl zu ziehen, "dann möchte ich als Vorsitzender nicht mehr Verantwortung tragen", sagte Werner. Denn dies wäre für ihn "eine persönliche Niederlage".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: