Verein Lebendige Altstadt:Wolfratshausen muss schöner werden

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Abschwung an der Loisach: Die Stadt sei von allen Nachbarn überholt worden, stellt der Verein fest - und legt einen ganzen Maßnahmenkatalog vor.

Von Claudia Koestler, Wolfratshausen

Mit Tatkraft, vor allem aber mit klaren Zielsetzungen der Stadt zuarbeiten - dies ist das erklärte Ziel des Vereins "Lebendige Altstadt Wolfratshausen" (LAW). Nun haben die Mitglieder ein Weißbuch für die Gestaltung und Belebung der Wolfratshauser Innenstadt vorgelegt, das ehrenamtlich und auf eigene Kosten in sechsmonatiger Arbeit erstellt wurde. Am Mittwoch stellten sie das Kompendium vor, das Analysen von Ist-Zuständen, Ziele, Umsetzungsvorschläge und auch die Benennung von Zuständigkeiten beinhaltet. Der Vorsitzende Hans-Werner Kuhlmann übergab ein Exemplar an Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung), der weitere Ausgaben nun an die Stadträte verteilen wird.

Gerechte Gebühren

Kurzfristig umzusetzen sei ein Parkkonzept. Wolfratshausen brauche gleichmäßige Auslastung, gerechte Parkgebühren und zufriedene Besucher. Das gelingt der LAW zufolge mit der Schaffung weiterer Parkflächen, einem Finanzplan und schrittweisem Vorgehen. Foto: Pöstges

Flößerstadt, weltweit

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(Foto: Hartmut Pöstges)

Zeitnah umsetzbar für die Stadt und ihren künftigen Manager wäre es in den Augen der LAW, den Titel "Internationale Flößerstadt" stärker nach außen zu bewerben. Zum Beispiel mit Schildern, einem Gastronomiefloß auf der Loisach, Führungen, Filmen und Souvenirs. Foto: Pöstges

Stadtbach freilegen

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(Foto: N/A)

Die Loisach prägt Wolfratshausen. Die Bäche der Stadt wurden jedoch bislang stiefmütterlich behandelt. Langfristig hofft die LAW, dass der Mühlbach bei der Umgestaltung des Hatzplatzes und des Loisachufers berücksichtigt und zugänglich gemacht wird. Foto: Kammer/oh

Vorfahrt für Radler

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(Foto: WOR)

Um den innerstädtischen Verkehr zu reduzieren, schlägt die LAW mittelfristig ein "städtisches Mobilitätskonzept" nach dem Vorbild Weilheims vor. Radwege zur und in der Altstadt seien noch Mangelware. Würden diese begrünt, verschönerten sie zugleich die Stadt. Foto: Pöstges

Runter vom Gas

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(Foto: Harry Wolfsbauer)

Noch führt die Bundesstraße 11 mitten durch die Altstadt von Wolfratshausen. In ihrem neuen Weißbuch hat die LAW hier ein langfristiges Ziel gesetzt: Die B 11 soll dort zur kommunalen Straße werden, damit die Stadt den Innenstadtbereich umgestalten kann, etwa zum barrierefreien Zentrum mit bodengleichen Höhen. Verwaltung und Rat sollen die Machbarkeit überprüfen und Planungen veranlassen. Denn diese müssen vorliegen, um mit dem Antrag auf Herabstufung in den Verkehrswegeplan aufgenommen zu werden. Foto: Wolfsbauer

Leer stehende Ladenlokale sind derzeit nur einer von vielen Belegen, dass das Zentrum von Wolfratshausen in seiner Qualität und Funktion bedroht ist. Ursächlich seien versäumte Entwicklungen, heißt es in dem Weißbuch: "Nach der Landkreisreform verlor Wolfratshausen an Bedeutung, Behörden wanderten nach Bad Tölz ab." Es sei nicht rechtzeitig gegengesteuert worden, etwa durch den Bau einer Umgehungsstraße, der Ansiedlung eines Gymnasiums oder der Entwicklung des Stadtkerns mittels staatlicher Fördergelder. "Wolfratshausen wurde von allen angrenzenden Städten massiv überholt", erklärte Ernst Gröbmair von der LAW. Die Loisachstadt, mal als Flößer-, Kultur- und früher als Einkaufsstadt bekannt, brauche keinen neuen Titel. Die alten Attribute müssten lediglich wieder mit Leben gefüllt werden, "um zu schaffen, was alle anderen auch geschafft haben", sagte Gröbmair.

Der Verein Lebendige Altstadt legt einen ganzen Maßnahmenkatalog vor: Unter anderem soll die B 11 dort zur kommunalen Straße werden, damit die Stadt den Innenstadtbereich umgestalten kann. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Zwar habe bereits 2002 und 2003 die Firma Cima ein Maßnahmenhandbuch zum Stadtmarketingkonzept herausgegeben. Bislang wurde aber Gröbmair zufolge nur ein kleiner Teil umgesetzt. "Wir verstehen unser Weißbuch zum einen als Ergänzung und als Aktualisierung, zum anderen auch als Arbeitsgrundlage für den künftigen Stadtmanager", sagte er. Es enthalte Bürgerwünsche und Anregungen, Überlegungen und Konzepte des Arbeitskreises Stadtlandschaften, praktikable Vorschläge und positive Beispiele anderer Kommunen.

Als kurzfristige Ziele führt das Weißbuch unter anderem die Professionalisierung der Wirtschaftsförderung und des Standortmarketings an. Leer stehende Ladenlokale sollten zwischengenutzt werden, etwa als Ausstellungsräume oder Büchertauschbörsen. Schrittweise müssten zusätzliche Parkflächen geschaffen, die Märkte attraktiver gestaltet und beworben werden. Auch wenn der Untermarkt 10 nicht länger als Standort in Frage komme: Nach wie vor brauche die Altstadt eine Nahversorgung. Das Stadtbild gehöre zudem verschönert und eine neue Satzung zur Innenstadtgestaltung verabschiedet. Mittelfristig gelte es, das westliche Loisachufer umzugestalten, den Verkehr in der Marktstraße zu beruhigen, Rad- und Fußwege zu schaffen sowie weitere Hotels und Gastronomiebetriebe anzusiedeln. Zudem brauche es große und langfristige Zielsetzungen für Wolfratshausen, sagte Gröbmair. Hierzu schlägt die LAW unter anderem einen neuen Anlauf für eine Umgehungsstraße und die Umwidmung der B 11 zu einer kommunalen Straße vor. Dann könnte die Stadt ein barrierefreies Zentrum mit entsiegelten Plätzen gestalten, das Bürger wie Besucher zum Verweilen einlädt.

© SZ vom 15.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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