Unterwegs:Eglinger Erfahrungen mit dem E-Auto

Unterwegs: Abgasfrei fährt Bürgermeister Hubert Oberhauser per Elektroauto durch Egling.

Abgasfrei fährt Bürgermeister Hubert Oberhauser per Elektroauto durch Egling.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Bürgermeister Hubert Oberhauser ist mit der Neuanschaffung der Gemeinde hochzufrieden. Auf einer Tour erklärt er, was es wo zu tun gibt - und warum die Umstellung auf das Stromfahrzeug geglückt ist.

Von Claudia Koestler, Egling

Als das Fahrzeug aus der Garage rollt, sind alle Ohren gespitzt: Ein sphärischer Ton liegt in der Luft, als würde jemand die Saiten einer Lyra anschlagen. Es handelt sich aber um ein virtuelles Maschinengeräusch, das Fußgänger und auch Tiere warnen soll. Seit Januar nutzt die Gemeinde Egling ein Elektroauto für dienstliche Zwecke. Weil es aber kein Motorengeräusch hat und viel leiser ist als ein benzinbetriebenes Auto, aktivieren sich bei geringen Geschwindigkeiten eben jene sphärischen Töne. Wie sich die Umstellung auf E-Mobilität abgesehen davon anfühlt, will überprüft sein - mit einer Probefahrt zu den aktuellen und künftigen Brennpunkten der rund 75 Quadratkilometer großen Flächengemeinde Egling mit Bürgermeister Hubert Oberhauser (FW).

"Bevor es losgehen kann, eine Frage: brauchen Sie Heizung?", erkundigt sich der Bürgermeister - schließlich schneit es. "Wenn ja, haben wir zehn Kilometer weniger Reichweite", erklärt er. Der Bürgermeister versichert, noch nie ans Limit der Reichweite gekommen oder gar liegen geblieben zu sein. "Man muss eben umdenken und eine Formel immer im Kopf haben: laden oder fahren", sagt er und zieht den Stecker aus einer Buchse, die da sitzt, wo benzingetriebene Autos den Kühlergrill haben. Der Strom dazu ist zertifiziert ökologisch, denn Egling ist Gesellschafter im Verbund "17er Oberlandenergie". Von außen zieren den Dienstwagen das neue Logo der Gemeinde und der Schriftzug "Egling... unsere Heimat". Sämtliche Dienstfahrten werden nun mit diesem Auto unternommen, insbesondere die ins Landratsamt. Den Gemeindemitarbeitern und ihm selbst sei die Umstellung auf das Elektroauto leicht gefallen. Der Umweltgedanke habe bei der Anschaffung des Leasingwagens im Vordergrund gestanden, sagt Oberhauser: "Wir wollten mit gutem Beispiel vorangehen in Sachen Energiewende und als Gemeinde unsere Vorbildfunktion ausfüllen". Dass es bald mehr Elektroautos im Landkreis geben wird, davon ist Oberhauser überzeugt. "Die Kollegen anderer Gemeinden fragen interessiert und neugierig bei uns nach", sagt er. Sein Fazit nach dem ersten Vierteljahr auf den Straßen: "Es bewährt sich, denn es ist optimal für das, was wir bei uns brauchen".

Unterwegs: Abgasfrei fährt Bürgermeister Hubert Oberhauser per Elektroauto durch Egling.

Abgasfrei fährt Bürgermeister Hubert Oberhauser per Elektroauto durch Egling.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Rund 135 Kilometer werde der voll aufgeladene Elektromotor schaffen, verrät die Anzeige nach dem Einsteigen. Kaum drückt Oberhauser den Heizungsknopf, sind es tatsächlich laut Display zehn weniger. Die Jacken halten warm genug, also fällt die Entscheidung zugunsten des Aktionsradius aus. Der Eindruck der ersten Meter auf der Straße: Leise und mit erstaunlichem Schub bewegt sich das Fahrzeug, das 125 Stundenkilometer in der Spitze fahren kann und 110 PS hat. "Ein super spritziger Abzug", sagt Oberhauser dazu. Ampeln, an denen er diese Schubkraft nutzen könnte, gibt es zwar nicht in der Gemeinde. "Aber beim Überholen merkt man die direkte Kraftübertragung ohne Reibungsverluste schon positiv", erklärt er.

Straßensanierungen

Reibungsverluste, ein Stichwort, das auch in der Politik fallen könnte. Denn es sind große Aufgaben und Herausforderungen, denen sich die Gemeinde Egling gerade stellen muss. Ein Dauerthema der Großkommune sind Straßensanierungen. Heuer werden der Wolfratshauser Berg, der Harmatinger Berg und ein Abschnitt zwischen Reichertshausen und Golkofen verbessert. In den Pfingstferien wird das Straßenbauamt zudem die Strecke Attenhausen nach Endlhausen sanieren.

Siedlungsdruck

Die erste Station der Rundfahrt mit dem Elektroauto ist allerdings der Ortsteil Deining. Die Altgemeinde ist stark dem Siedlungsdruck unterworfen. Nicht nur schüren steigende Grundstücks- und Immobilienpreise Sorgen, sondern nun auch ein mögliches Großbauprojekt mit bis zu 35 Wohneinheiten. Gegen dieses formierte sich Widerstand per Unterschriftenliste. Auf dem rund 25 000 Quadratmeter großen Grundstück gebe es derzeit Baurecht für sechs bis acht Häuser, sagt der Bürgermeister. Mehr ließe sich möglicherweise im Gegenzug für Einheimischenmodelle schaffen. Befürchtungen, dass dafür ein Weiher zugeschüttet werden könnte, widerspricht Oberhauser. Grundsätzlich müsse sich der Gemeinderat aber zusammensetzen und über eine Bauleitplanung sprechen, "um den Ortsteil nicht zu überfordern". Denn es gebe in Deining weitere Parzellen, die in Zukunft entwickelt respektive bebaut werden könnten. "Wenn eine solche Bauleitplanung konkret wird, dann machen wir auch eine Informationsveranstaltung für die Bürger dazu", verspricht Oberhauser.

Wegen des Siedlungsdrucks und Zuzugs braucht der Ort auch ein Ressourcenmanagement. Weil die langfristige Versorgungssicherheit mit Trinkwasser durch den bestehenden Hochbehälter Deinings nicht mehr gegeben ist, muss die Gemeinde investieren: Rund 1,5 Millionen Euro wird der Neubau mit zwei Tanks in unmittelbarer Nähe zum alten Trinkwasserspeicher kosten. Derzeit läuft laut Oberhauser die Baugenehmigung. "Es wäre wünschenswert, wenn wir im Sommer mit dem Bau beginnen und ihn von Sommer 2018 an nutzen können", sagt er. Damit sich der neue Hochbehälter ins Orts- und Landschaftsbild einfügt, sollen die Edelstahlbehälter eingehaust werden - mit einem großen landwirtschaftlichen Stadl, der 32 mal 16 Meter messen wird. Was nach der Fertigstellung des neuen mit dem alten Hochbehälter geschehen soll, sei offen. Ein Vorschlag sei, ihn zu einem kleinen Gravity-Kraftwerk umzufunktionieren. "Das zu prüfen ist sicher sinnvoll, wird aber erst gehen, wenn der alte Hochbehälter außer Funktion ist", erklärt der Bürgermeister.

Unterwegs: Zum Beispiel zum ehemaligen Endlhauser Schulhaus geht es per Elektroauto.

Zum Beispiel zum ehemaligen Endlhauser Schulhaus geht es per Elektroauto.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Ein weiteres Großprojekt: Die Sanierung der Ortsdurchfahrt in Deining. Weil obendrein auch die Entwässerung der Straße schlecht ist, steht die Gemeinde gerade in Verhandlungen mit dem Wasserwirtschaftsamt. Einen Zeitplan für die Sanierung, die mit längeren Straßensperrungen einhergehen wird, gibt es noch nicht. "Aber kostenmäßig und logistisch wird das eine Herausforderung."

Gemeindliche Gebäude

Arbeit und Ausgaben stehen auch in Egling selbst an, etwa mit der Renovierung der Grundschule aus den 1970er Jahren. Derzeit sei das Geretsrieder Büro "G+O"-Architekten mit einer Machbarkeitsstudie betraut. Erst wenn diese vorliegt, können laut Bürgermeister die Kosten abgeschätzt werden. Eine Sanierung steht auch im Ortsteil Endlhausen an: Dort sind im ehemaligen Schulhaus aus den 1870er Jahren das Schützenheim und der Kindergarten untergebracht. Doch die Bausubstanz ist reparaturbedürftig, das Haus braucht neue Fenster, neue Fassaden und ein neues Dach. "Wir wollen auch eine zweite Wohnung einbauen, die wir jungen Menschen oder dem Personal des Kindergartens anbieten wollen", sagt Oberhauser.

Apropos sozialer Wohnungsbau: Diesen verstärkt in den Fokus zu nehmen, hat sich die Gemeinde vorgenommen. Konkrete Projekte stehen aber noch aus. "Eine Möglichkeit, etwas zu entwickeln, wäre das Anwesen Springer im Eglinger Ortskern, gleich vis-à-vis dem Rathaus, das die Gemeinde Anfang des Jahres erworben hat", sagt Oberhauser. Doch was dort entstehen könnte, das müsse der Rat "Stück für Stück" erarbeiten.

Energiewende

Zurück am Rathaus zählt der Tacho des Elektrofahrzeugs 1364 Kilometer, rund 30 mehr als zu Beginn der Probefahrt. Die Reichweite hätte also auch mit Heizung locker gereicht. Dennoch stöpselt Oberhauser das Auto gleich wieder an die Steckdose der gemeindlichen Garage. "Fahren oder laden eben", grinst er, einen Memory-Effekt wie bei Mobiltelefonen geben es bei E-Mobilen nicht. Zwischen sechs bis acht Stunden dauere es, das Fahrzeug von Null wieder voll aufzuladen. "Wir werden heuer noch eine Ladesäule am Rathaus installieren, damit geht es zum einen schneller und zum anderen können die dann auch Gäste nutzen."

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