"Unternehmerfrauen im Handwerk":Die Multitalente

Das ist ein Verband, der sich um berufliche und persönliche Weiterbildung kümmert, aber auch geselligen Austausch pflegt: "Ein richtig nettes Netzwerk"

Von Felicitas Amler, Bad Tölz

Sandra Büttner hat eingeheiratet und sich eingearbeitet. Die 45-Jährige ist gelernte Technische Zeichnerin im Maschinenbau. Ihr Ehemann Leo Büttner aber ist Bäckermeister und hat im Jahr 2005 den Betrieb seiner Eltern übernommen. Seitdem schmeißt Sandra Büttner das Büro der Bäckerei. Und weil das so typisch ist für Unternehmerfrauen, steht Büttner eben diesem Verein vor: dem Kreisverband der Unternehmerfrauen im Handwerk in den Landkreisen Miesbach - Bad Tölz-Wolfratshausen.

"Das kann man nur zu zweit machen", sagt sie über das Familienunternehmen, das an der Marktstraße in Bad Tölz ansässig ist, eine Filiale an der Badstraße hat und eine in Großhartpenning, ein Verkaufsmobil betreibt, außerdem den Pausenverkauf an der Tölzer Südschule und in Gaißach und mehr als vierzig Mitarbeiter beschäftigt. Daher habe sie sich alle nötigen Kenntnisse für die Büroarbeit verschafft, vielerlei Seminare absolviert und den Abschluss als kaufmännische Fachwirtin gemacht. Früher sei das Büro einer Bäckerei "so mitgelaufen", sagt sie, heutzutage seien die Anforderungen bedeutend größer: "In den vergangenen zehn, 15 Jahren ist es immer mehr Bürokratie geworden." Organisation, Personalmanagement, Buchhaltung - all dies obliege ihr. "Man wächst mit seinen Aufgaben", sagt Büttner. Aber auch: "Man muss es gern machen."

"Unternehmerfrauen im Handwerk": Der Anerkennungspreis ging an die Unternehmerfrauen im Handwerk (v.l.: Martina Haslinger, Margaretha Schmelcher-Ritt, Lisa Trischberger, Sandra Büttner, Maria Oswald, Marinne Neher, Marille Pascher Marille).

Der Anerkennungspreis ging an die Unternehmerfrauen im Handwerk (v.l.: Martina Haslinger, Margaretha Schmelcher-Ritt, Lisa Trischberger, Sandra Büttner, Maria Oswald, Marinne Neher, Marille Pascher Marille).

(Foto: Privat)

Immerhin schafft sie es nebenbei noch, sich ehrenamtlich zu engagieren: in der evangelischen Erwachsenenbildung und im Kirchenvorstand. Und natürlich bei den Unternehmerfrauen. Der seit 2006 bestehende Doppel-Kreisverband sei flächenmäßig der größte in Bayern, sagt Büttner. Sie selbst ist Gründungsmitglied. Fachliche und persönliche Weiterbildung sei der wesentliche Zweck. Zehn Fortbildungen werden pro Jahr angeboten. Im Jahr 2018 geht es zum Beispiel um "Digitale Netzwerke besser nutzen" und "Neuerungen bei der Steuer", aber auch um weichere Themen wie "Lebensraum Arbeitsplatz - arbeiten und wohlfühlen" oder "Bachblüten - ein Weg zu mehr seelischer und körperlicher Harmonie". Büttner selbst findet alle Vorträge, die mit Rhetorik zu tun haben, hilfreich: "Das kann man immer brauchen." Und sie erinnert sich an eine eindrucksvolle Veranstaltung über Armut im Alter, die immer noch weiblich sei, weil Frauen allzu oft jahrzehntelang in Minijobs arbeiteten, ohne an die Rente zu denken. Büttner selbst ist Angestellte im Betrieb ihres Mannes. Es sei eine Frage der Fairness, dass berufstätige Frauen auch fürs Alter versorgt seien: "Man muss sich halt darum kümmern."

Genauso wichtig wie das Fachliche findet die Vorsitzende das Gesellige in ihrem Verband, kommendes Jahr wird es ein Ausflug zur Partnachklamm sein oder die Weihnachtsfeier. Viele Mitglieder sagten, das Miteinander sei für sie entscheidend, der Austausch nach einem Vortrag, das Ratschen. "Man kennt sich, man kann auch mal jemanden anrufen und um Rat fragen."

Das Programm sei jedenfalls genau auf Unternehmerfrauen zugeschnitten, die ja oft noch abends im Büro säßen oder häufig auch am Wochenende noch arbeiteten. Abendtermine sind grundsätzlich nach 19.30 Uhr, längere Veranstaltungen an Samstagen.

"Unternehmerfrauen im Handwerk": Sandra Büttner ist Vorsitzende der Unternehmerfrauen. Sie hat Technische Zeichnerin gelernt, organisiert aber das Büro der Bäckerei ihres Mannes. Das nötige Fachwissen hat sie sich zusätzlich angeeignet.

Sandra Büttner ist Vorsitzende der Unternehmerfrauen. Sie hat Technische Zeichnerin gelernt, organisiert aber das Büro der Bäckerei ihres Mannes. Das nötige Fachwissen hat sie sich zusätzlich angeeignet.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Dem Verband gehören derzeit 34 Frauen im Alter von Anfang dreißig bis Mitte sechzig an; viele von ihnen hätten in einen Betrieb eingeheiratet, sagt die Vorsitzende, manche seien Töchter eines Unternehmensleiters, einige auch allein selbständig - eine Office-Managerin aus Holzkirchen etwa oder eine Steinmetzin aus Holzhausen. Geografisch erstreckt sich der Verband von Münsing bis Schliersee.

Frauen, die sich überlegen, ob sie sich der Gruppierung anschließen sollen, ermuntert Büttner: "Wir sind keine Handtaschenträgerinnen im Business-Kostüm. Wir sind nicht hochgestochen. Wir sind ganz normal und offen. Ein richtig nettes Netzwerk."

Auf ihrer eigenen Homepage charakterisieren sich die Unternehmerfrauen in kleinen, mittelständischen Betrieben als "Multitalente in allen Teilen der Betriebsführung". Vom Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen werden sie mit dem Anerkennungspreis zum Wirtschaftspreis 2017 ausgezeichnet.

www.unternehmerfrauen-bayern.de/de/miesbach-bad-toelz/miesbach-bad-toelz.html

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: