Unmut am Stammtisch:Reizthema Karl-Lederer-Platz

Am Geretsrieder CSU-Stammtisch geht es ungewöhnlich emotional zu. Ein Gast weist den Bürgermeister in die Schranken

Von Ingrid Hügenell, Geretsried

Der Stammtisch der CSU, der einmal im Monat im Saal des Gasthofs Geiger stattfindet, ist meist eine eher friedliche Angelegenheit. An diesem Sonntag nach der Fastenpredigt aber ging es zwischenzeitlich so hoch her, dass sich Joachim Heydasch bemüßigt fühlte, Bürgermeister Michael Müller zu ermahnen: "Mäßigen Sie sich!", rief er ihm diagonal über den ganzen großen Stammtisch zu.

Die Stimmung war sehr emotional geworden, als die Sprache auf die Pläne des Bauunternehmens Krämmel für den Karl-Lederer-Platz kam. Doris Semmler von der Interessensgemeinschaft der Anwohner des Platzes und Ernst Walko gaben vehement ihren Befürchtungen Ausdruck, ihre Häuser respektive Wohnungen könnten feucht werden und dadurch im Wert sinken. Als dann auch noch geäußert wurde, der Gutachter Patrick Keilholz habe sich eher pessimistisch zu den Aussichten geäußert, die Grundwasser-Problematik rund um die geplante große Tiefgarage in den Griff zu bekommen, reichte es Müller. "Der Gutachter hatte keine Zweifel. Wir nehmen uns der Sache an und wir kümmern uns", rief er über die aufgebrachten Stammtisch-Besucher hinweg, was Heydasch zu seinem Ordnungsruf veranlasste. Müller schickte noch ein "Sie können doch nicht gegen jede Veränderung sein!" hinterher, was Walko mit der Bemerkung konterte: "Ich habe das Gefühl, hier wird weit über das Ziel hinausgeschossen, womit er die Dimension der geplanten Bebauung meinte.

Einigermaßen ruhig wurde es erst wieder, als CSU-Ortsvorsitzender Ewald Kailberth erklärte, die Baugenehmigung erteile ja gar nicht die Stadt, sondern das Landratsamt, und für etwaige Schäden sei nachher Krämmel verantwortlich.

Zuvor war die Schließung der Tölzer Geburtsstation Thema gewesen. Kailberth kritisierte dabei die Privatisierung der Tölzer Stadtklinik, gegen die seinerzeit im Kreistag allerdings nur SPD und Grüne gestimmt hatten. Einig waren sich alle, dass in der Wolfratshauser Entbindungsstation sehr gute Arbeit geleistet werde und diese in Kooperation mit der Starnberger Klinik ausgebaut werden müsse. Gerhard Hasreiter, Vorsitzender das "Freunde der Kreisklinik", nutzte die Gelegenheit, für diesen Förderverein Werbung zu machen. Er konnte der Schließung der Tölzer Station etwas Positives abgewinnen: "Von einer Privatisierung der Kreisklinik wird in den nächsten Jahren keiner mehr reden." Das Schicksal einer kommunalen Klinik habe man selbst in der Hand.

Bürgermeister Müller versprach auf eine entsprechende Frage einen Tag der offenen Tür in der neuen Ultrafiltrationsanlage, der Geretsried das wieder saubere Trinkwasser verdanke. Da sich kein anderer Brunnen gefunden habe, sei man eben nicht umhin gekommen, die teuere Anlage zu bauen.

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