Umweltschutz:Wasser marsch

Penzberg Strangenweiher

Der Strangenweiher ist im Vordergrund zu sehen. Dahinter liegen der Kirnbergsee und rechts der Huber See.

(Foto: Manfred Neubauer)

Der Strangenweiher wird voraussichtlich ausgelassen, weil gut eine Million Euro in die Hochwassersicherheit investiert werden müsste. Damit würde ein intaktes Ökosystem zerstört, mahnt der Fischereiverband

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Das Freizeit- und Erholungsgebiet rund um Gut Hub ist vielen Penzbergern lieb und teuer. Dementsprechend sensibel reagieren die Bürger der Stadt, wenn auf dem Areal Veränderungen drohen. Nach dem geplanten Hotelneubau auf der Wiese oberhalb des Kirnbergsees ist ein zweites Projekt im Gespräch. Der Strangenweiher muss ertüchtigt werden, sodass bei einem Hochwasser die Bahnstrecke Kochel-Tutzing nicht gefährdet wird. Weil das 1,12 Millionen Euro kostet, wird der Weiher voraussichtlich ausgelassen. Dagegen werde es großen Widerstand geben, vermutet Franz Geiger, Präsident des Fischereiverbands Oberbayern und Penzberger.

Das Wasserwirtschaftsamt Weilheim hat die Stadt aufgefordert, die Seen und Weiher auf ihre Hochwassersicherheit hin zu überprüfen. Die Behörde setze damit Verordnungen um, dass Dammbauwerke unter anderem für 5000-jährige Hochwasser ertüchtigt werden müssten, sagt Bauamtsleiter Justus Klement. Ein Spezialbüro habe Untersuchungen im vergangenen Jahr vorgenommen. Das Ergebnis: Der Umbau aller vier Wasserflächen (Huber See, Kirnbergsee, Inselweiher und Strangenweiher) würde 1,96 Millionen Euro kosten. Wobei der größte Brocken mit 1,12 Millionen Euro auf den Strangenweiher, der als Fischweiher vom Penzberger Fischereiverein genutzt wird, entfielen. Denn das Wasserwirtschaftsamt sieht im Strangenweiher eine Gefährdung für einen Verkehrsweg ausgehen, eben der Bahnstrecke Kochel-Tutzing.

Vor Kurzem hat sich der Haushaltsausschuss des Stadtrats dafür ausgesprochen, das Geld nicht auszugeben. Mit etwa 800 000 Euro könnten der Durchfluss an der Brücke zwischen Huber See und Kirnbergsee erneuert werden, wie auch der sogenannte Mönch (Ablauf) im Kirnbergsee und die Zufahrtsstraße Am Vordermeir, erläuterte Klement in der Sitzung. Der Ausschuss war sich mehrheitlich einig, dass der Strangenweiher keinen neuen Deich und Mönch erhalten solle. Stattdessen solle der Weiher trockengelegt und renaturiert werden. "Das ist der aktuelle Stand", sagt Klement. Sollte es dabei bleiben, müsste untersucht werden, auf welche Weise die Fläche des 2,5 Hektar großen Weihers umgestaltet wird. Überhaupt müsse man sich in der Stadt überlegen, wohin sich das Freizeitgelände entwickeln solle.

Als intaktes Ökosystem bezeichnet Franz Geiger den Strangenweiher. Sollte er aufgegeben werden müssen, bedeute dies eine "enorme Einschränkung" für den Verein Fischwaid. Der Verein hält in dem Angelgewässer Karpfen, Schleie, Hecht und Zander sowie deren Futterfische. 3000 Euro Pacht zahlt die Fischwaid im Jahr an die Stadt für die Nutzung.

Dass vom Strangenweiher eine Hochwassergefahr ausgehen könnte, glaubt Geiger nicht. Der Weiher sei gen Osten hin eher flach. Die tiefste Stelle mit 2,50 Metern sei im Bereich des Ablaufs. "Es ist ja nicht so, dass sich bei Hochwasser eine Flutwelle zur Bahnstrecke ergießen würde", sagt Geiger.

Das überlaufende Wasser fließe zunächst in den Wald, der zwischen Weiher und Bahngleis liegt. Das Wasserwirtschaftsamt Weilheim lege die Richtlinien sehr streng aus und zeichne Horrorszenarien, berichtet Geiger. In anderen Landkreisen würde nicht in vorauseilendem Gehorsam gehandelt. "Es zählt der gesunde Menschenverstand", sagt Geiger. Sollte der Strangenweiher trockengelegt werden, würden nicht nur die Fischer auf die Barrikaden gehen, ist er sich sicher.

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