Umgehungsstraße für Hohenschäftlarn:Schäftlarn baut die Umfahrung selbst

Die Mehrheit des Gemeinderats votiert nach sehr kontroverser Debatte für eine Lösung in Eigenregie. Mit staatlichen Zuschüssen zu den Kosten von rund fünfeinhalb Millionen Euro wird gerechnet.

Von Ingrid Hügenell

Umgehungsstraße für Hohenschäftlarn: Die Gemeinde Schäftlarn will die Planungsvarianten B und E genauer untersuchen lassen. Die Variante F durch den Forstenrieder Park bevorzugen vor allem Landwirte, die eine Zerteilung ihrer Flur befürchten.

Die Gemeinde Schäftlarn will die Planungsvarianten B und E genauer untersuchen lassen. Die Variante F durch den Forstenrieder Park bevorzugen vor allem Landwirte, die eine Zerteilung ihrer Flur befürchten.

Der Gemeinderat hat am Mittwoch mehrheitlich dafür gestimmt, die seit langem gewünschte Umgehungsstraße für Hohenschäftlarn in Eigenregie zu bauen, also in kommunaler Sonderbaulast. Dem Beschluss ging eine lange und kontroverse Diskussion voran. Die Verwaltung soll nun klären, welche Kosten bis zur Entwurfsplanung anfallen und in welcher Höhe der Freistaat den Straßenbau fördern würde. Vor allem muss ein Vertrag mit dem Straßenbauamt vorbereitet werden, das die fertige Umfahrung als Staatsstraße übernehmen soll. Anschließend muss sich der Gemeinderat erneut mit der Sache befassen. Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU) sagte, in fünf bis acht Jahren könnte die Umfahrung fertig sein.

Noch ist nicht geklärt, welche Trasse realisiert werden soll. Zur Debatte stehen im Wesentlichen Variante B, die relativ nahe am Ort vorbeiführt, und Variante E, die am Waldrand liegt. Variante B wurde im Ausbauplan für Staatsstraßen in die Dringlichkeitsstufe 1 - Reserve eingestuft, was bedeutet, dass der Freistaat sie vielleicht von 2021 an planen würde. Sie gilt als die Trassenführung mit der größten Wirtschaftlichkeit, auch weil sie im Vergleich zu den nördlicher gelegenen kürzer ist. Sie ist gut 2,7 Kilometer lang und würde grob geschätzt etwa 5,6 Millionen Euro kosten.

Von Bedeutung sei, wo die Umfahrung in die B 11 einmünde, unabhängig von der sonstigen Trassenführung, sagte Anton Höck (Grüne). Läge dieser Punkt zu weit nördlich des Hohenschäftlarner Ortsausgangs, würden die aus Süden kommenden Autofahrer die Umgehung nicht nutzen, sondern weiter durch den Ort fahren. Das könne die Wirtschaftlichkeit einschränken und so den Nutzen-Kosten-Faktor unter eins drücken, was den Bau der Umfahrung unmöglich machen würde, argumentierten Höck und Christian Lankes (Grüne).

Baumamtsleiter Stefan Jocher bekräftigte, der Freistaat fördere nur die wirtschaftlichste Lösung mit dem höchsten Zuschuss. Die Höhe des Zuschusses könne bis zu 80 Prozent betragen und richte sich auch nach der Finanzkraft der Gemeinde. Ein Problem ist es für einige Schäftlarner, dass die Straße die Flur durchschneiden und landwirtschaftliche Flächen zerstören würde. "Das wäre ein massiver Eingriff", sagte Gemeinderat und Landwirt Franz Strobl (CSU). Er könne nur eine Trasse durch den Forstenrieder Park befürworten. Das konterte Maria Reitinger (Unabhängige Wählergemeinschaft Gemeindewohl): "Ich verstehe nicht, warum es nichts machen soll, wenn man den Wald durchschneidet."

Christine Raitl und Maria Kötzner-Schmidt (beide Gemeindeunion) wollten den Ausbau in Sonderbaulast der Gemeinde ganz zurückstellen. Sie beantragten, die Gemeinde solle versuchen, mit Starnberg und anderen, etwa Baierbrunn, "eine Allianz zu schmieden" mit dem Ziel, die Kosten für den Straßenbau aufzuteilen. Schließlich könne der Starnberger Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger bei den nächsten Wahlen aus Altersgründen nicht mehr antreten, und dann sehe die Welt ganz anders aus, sagte Raitl. Dieses Südbündnis sei früher schon versucht worden, aber gescheitert, erklärten Ruhdorfer und Reitinger. "Sie bringen die Diskussion auf einen Punkt, wo sie vor 15 Jahren schon einmal war", sagte der Bürgermeister. Reitinger sagte, man solle nicht wieder Geld in einen solchen Versuch stecken.

Der GU-Antrag, eine Allianz zu versuchen und den Bau in Eigenregie solange zurückzustellen, wurde mit 7 zu 13 Stimmen abgelehnt. 15 Räte votierten für die grundsätzliche Bereitschaft der Gemeinde, die Straße in kommunaler Sonderbaulast zu bauen, fünf stimmten dagegen. Wie von der CSU-Fraktion beantragt, soll auch endgültig geklärt werden, ob ein direkter Anschluss des Starnberger Gewerbegebiets Schorn an die Garmischer Autobahn wirklich vom Tisch ist. Andernfalls könnte das Auswirkungen auf die Umgehungsstraße haben. Michael Waldherr (Gemeindewohl) regte einen Bürgerentscheid an, was zwar beifälliges Gemurmel, aber keinen Beschluss nach sich zog.

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