Tourismusförderung:Barrierefreie Städtereise

Bad Tölz will gehbehinderten Gästen den Besuch erleichtern und hat wichtige Gebäude, Wanderwege und Freizeiteinrichtungen auf Hindernisse hin untersucht.

kathleen hildebrand

Rollstuhlfaher

Im Stadtmuseum gibt es nicht nur einen Lift, auch schiefe Ebenen wurden dort eingerichtet, wo Rollstuhlfahrer an Stufen scheitern würden. Thomas Daniel, Betreuer aus dem Josefstift, ist zwar kein Rollstuhlfahrer, doch er probierte mit einem Rolli aus dem Seniorenheim, welche Hürden zu meistern sind.

(Foto: Manfred Neubauer)

Den ersten Schritt in Richtung Barrierefreiheit hat Bad Tölz getan: In einem detaillierten Bericht, der dem Stadtrat am Dienstag vorgestellt wurde, sind wichtige Tölzer Gebäude und Einrichtungen auf ihre Zugänglichkeit für Gehbehinderte untersucht worden. Mit dem Bereich Tourismus hat man angefangen: Überprüft wurden die Tourist-Information und das Haus des Gastes, der Bahnhof und die Bushaltestellen, Spielplätze, Freizeiteinrichtungen, Veranstaltungsorte und Kirchen sowie Stadtmuseum und Stadtbibliothek. Außerdem wurden aus dem Angebot der Tourist-Information eine Stadtführung, zwei Spaziergänge, zwei Wanderwege und sogar eine Radtour auf Barrierefreiheit untersucht.

Die Stadt hatte im Februar die Handwerker-Initiative "Kooperation für barrierefreie Gestaltung von Lebensräumen" (BGvL) und das Logistik-Kompetenzzentrum Prien damit beauftragt, wichtige Gebäude, Wege und öffentliche Einrichtungen in Tölz auf deren Barrierefreiheit hin zu untersuchen. Rüdiger Klemens von der BGvL und Waltraud Hartl vom LKZ haben seitdem eine erste Auswahl von Gebäuden besucht und analysiert; sowohl, um bereits vorhandene barrierefreie Infrastruktur zu verzeichnen, als auch um Defizite zu benennen und Vorschläge für Verbesserungsmaßnahmen zu machen.

Die vollständigen Ergebnisse dieser Arbeit werden Mitte November der Stadt vorgelegt und können dann für interne und externe Zwecke verwendet werden: Für die Öffentlichkeitsarbeit und für die Tourist-Information sind kurze Texte erstellt worden, die die aktuelle Zugänglichkeit der Gebäude beschreiben. So will die Stadt gehbehinderte und auf den Rollstuhl angewiesene Gäste genauer informieren und ihnen den Besuch von Tölz erleichtern. Hierfür schlugen BGvL und LKZ vor, einen Stadtführer zur Barrierefreiheit zu erstellen.

Der zweite Teil der Dokumentation wird hingegen allein der Stadtverwaltung zur Verfügung stehen. Diese Informationen über die untersuchten Gebäude sind wesentlich umfangreicher, kritischer ausgerichtet und beinhalten Vorschläge für die Verbesserung der Barrierefreiheit. Diese sollten dann langfristig umgesetzt werden. Als Beispiel präsentierten Klemens und Hartl ihre Dokumentation des Tölzer Kurhauses. Die Eingangstür ist dort für viele nur mit Hilfe zu öffnen, die Toiletten sind für Gehbehinderte nicht zugänglich und im Foyer gibt es nur Stehtische.

Als kostengünstige Lösung für Letzteres schlugen Klemens und Hartl vor, einfach einen normalen Tisch mit Stühlen aufzustellen, an den die Gäste verwiesen werden könnten. Als besonders positives Beispiel hob Rüdiger Klemens das Tölzer Marionettentheater hervor, das sich besonders stark darum bemühe, dass alle seine Aufführungen ungehindert besuchen können. Auch auf den Behindertensport solle man zugehen - in der Eishalle habe bereits ein Verein für Rollstuhl-Eishockey sein Trainingslager abgehalten.

Bürgermeister Josef Janker (CSU) nannte es "eine gute Entscheidung, dass wir diesen Weg gegangen sind". Als nächstes will die Stadt mehr private Akteure wie Hotels, Pensionen und Gaststätten überzeugen, ihre Räume auf Barrierefreiheit zu überprüfen. Auch beim geplanten Umbau des Rathauses ist die BGvL bereits in die Planung involviert. Zum Glück, denn für Seniorenbeirat Dieter Höflich, der Rollstuhlfahrer ist, war es am Dienstag nur schwer möglich, in den Stadtrat zu gelangen: Mehrere Helfer waren nötig, um ihn in seinem Rollstuhl die vielen Treppen hinauf in den zweiten Stock zu bringen.

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