Tölzer Prügel:Mehr als die halbe Miete

Auch für die dreifache Sondersitzung gibt es die Loisachhalle nicht zum kommunalen Freundschaftspreis. Eine Lösung musste her

Von Matthias Köpf

Die Stadt Wolfratshausen lässt sich ihre Loisachhalle ja durchaus etwas kosten. 4,2 Millionen Euro Baukostenzuschuss für die Sanierung durch das Hofbräuhaus Traunstein zum Beispiel, zuzüglich jeder Menge Ärger wegen der Frage, wie viel von dem Geld jetzt wirklich in der Halle steckt und wie viel stattdessen vor ein paar Jahren ins neu daneben gestellte Wirtshaus Flößerei geflossen ist. Wenn jetzt aber die Stadt schon so viel Geld für ihre Halle ausgibt, dann ist es ja nur selbstverständlich, dass sie diese Halle auch ganz nach Belieben nutzen kann - jedenfalls an den 25 Tagen pro Jahr, für die sie ihren Traunsteiner Betreibern wenigstens nicht direkt Miete überweisen muss, weil diese Miete schon von Anfang an mit anderen Zahlungen verrechnet ist.

Weil aber 25 Tage schnell einmal mit Bürgerversammlungen, Starkbierfesten, Sportlerehrungen und Seniorenmessen gefüllt sind, können die örtlichen Vereine in aller Regel nicht auf das abbezahlte Kontingent der Stadt zählen, sondern müssen für einen Abend in der Loisachhalle 3000 Euro ausgeben. Natürlich nicht kalt, aber meistens auch nicht direkt warm und auf jeden Fall ohne Extras wie Marmorbad, goldene Wasserhähne, Stühleaufstellen und Lichteinschalten. Ein Veranstalter kommt also nur dann mit schwarzen Zahlen wieder aus der Loisachhalle heraus, wenn sie zahlungskräftig gefüllt war. Viele Vereine trauen sich das nicht zu, doch jetzt hat die Stadt vorgemacht, wie sich Wünsche verwirklichen lassen: Mit der notwendigen Solidarität der gesamten Region.

Denn auch für eine dreifache Sondersitzung des Kreistags und der Stadträte von Wolfratshausen und Geretsried wie am Dienstagabend gibt es die Loisachhalle nicht zum kommunalen Freundschaftspreis. Und im Vergleich zu den 17 Millionen für einen S 7-Tunnel als dem Thema der Sitzung fallen 3000 Euro Hallenmiete ja nicht wirklich ins Gewicht, sofern da nicht noch allzu viele Sondersitzungen folgen werden. Und während der Landrat und die beiden Bürgermeister über die Aufteilung der Tunnelkosten erst noch abstimmen lassen müssen, haben sie nach eigenen Angaben den dafür vorgesehenen Schlüssel bei der Hallenmiete gleich anhand der Portokasse ausprobiert: 70 Prozent der Kreis, je 15 Prozent die beiden Städte. Und prompt: Passt, genau 100 Prozent. Soll der Süden ruhig mal nachrechnen.

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