Tölzer Land Tourismus:Tourismus-Verband auf der Kippe

Das Marketing fürs Tölzer Land hängt vom Zusammenhalt aller Kommunen ab. Wie es damit nun weitergeht, ist nach dem Ausscheren Königsdorfs offen.

Suse Bucher-Pinell

Das Kirchturmdenken beenden und sich als starke Region präsentieren, so hatten es sich die Landkreis-Bürgermeister mit dem Auftritt Tölzer-Land-Tourismus vorgestellt. Im Wettbewerb mit anderen Urlaubszielen wollten sie gemeinsam Profil zeigen, immer unter der Maßgabe, dass alle 21 Landkreis-Kommunen am selben Strang ziehen und die Kosten nach einem bestimmten Schlüssel aufgeteilt werden.

Blick vom Gipel des Herzogstands auf den Kochelsee

Der Blick vom Herzogstand auf den Walchensee ist eine der touristischen Attraktionen im Landkreis zwischen Icking und Lenggries. Ob sie alle weiterhin gemeinsam vermarktet werden, steht derzeit zur Diskussion.

(Foto: Manfred Neubauer)

Nun hat die viel beschworene Solidargemeinschaft einen Riss bekommen. Nachdem der Königsdorfer Gemeinderat es vorigen Montag abgelehnt hat, sich weiter finanziell am Tölzer-Land-Internet-Auftritt und der Kampagne "Naturland" zu beteiligen, weil die wichtigsten Betriebe im Ort nicht davon profitierten, scheint alles offen. Die Absage bezieht sich zwar lediglich auf einen Teil des Gesamtpakets, das die Kommunen mit dem am Landratsamt angesiedelten Tölzer-Land-Tourismus geschnürt haben. Möglicherweise kommt dadurch aber eine Diskussion in Gang, die das ganze Konstrukt zu Fall bringen könnte.

Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) will bei der nächsten Dienstbesprechung am 16. Mai mit den Bürgermeistern über das Thema reden. Das könnte womöglich in eine Grundsatzdiskussion münden. Niedermaier jedenfalls scheint auf alles gefasst: "Wenn sie nicht wollen, dann müssen wir das nicht machen", sagte er am Donnerstag am Rande einer Veranstaltung im Landratsamt der SZ. "Sollen sie halt einen Zweckverband oder sonst was gründen." Den Königsdorfer Schritt kann er nicht nachvollziehen: "Warum jetzt dieses Misstrauen?", fragt er. Es sei unstrittig, dass der Tölzer-Land-Tourismus gut funktioniere.

Doch Kritiker melden sich nicht nur in Königsdorf zu Wort. Auch in Bad Tölz fiel die Entscheidung zur Verlängerung der beiden Ende des Jahres auslaufenden Verträge im Kur- und Tourismusausschuss des Stadtrats äußerst knapp. Eine Ablehnung hätte Kurdirektor Klaus Pelikan nicht gut geheißen. "Sowohl die Stadt Bad Tölz als auch die Tourist-Information stehen voll dahinter, dass die Region Tölzer Land vermarktet werden muss", sagt er der SZ. Andernfalls würde sie im Wettbewerb untergehen, was wiederum auch der Kurstadt schaden würde. Für überregional weniger bekannte Orte hielte er es sogar für fatal. Er ist ein Anhänger des Solidargedankens, und schon deshalb war für ihn klar: "Wenn alle mitmachen, scheren wir nicht aus."

Wie die Zukunft aussieht, weiß aber auch er nicht. Nachdem der Tölzer Beschluss so formuliert ist, dass er unter der Bedingung gilt, dass alle Landkreiskommunen für die Vertragsverlängerung stimmen, ist er mit dem Königsdorfer Nein nun obsolet. Das heißt: Es muss neu in Tölz beraten werden. "Wie das ausgeht, ist fraglich."

Für Andreas Wüstefeld, den Leiter des Marketingverband, heißt es nun abwarten. "Tölzer-Land-Tourismus ist erstmal nicht in Gefahr", sagt er, da es lediglich um zusätzliche Verträge zu den Grunddienstleistungen von Lobbyarbeit, Medienpräsenz oder Werbemittel gehe, die über die Kreisumlage durch alle Kommunen finanziert werden.

Dass der Solidargedanke aber auch für die darüber hinaus gehenden Verträge für die Produktsäulen "Naturland", Reservierungssystem, Internet und Webmarketing gelte, daran hält Landrat Niedermaier fest. "Der Landkreis stellt Ressourcen zur Verfügung, wenn da manche nicht mitmachen, haben andere Vorteile. Das geht nicht."

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