Tölzer Land Tourismus:Königsdorf steigt aus Werbemarke aus

Die Gemeinde kritisiert den Kostenschlüssel und beteiligt sich nicht länger am Internet-Projekt - mit ungewissen Konsequenzen.

Barbara Szymanski

Die Gemeinde Königsdorf steigt als erste und bislang einzige von 21 Kommunen aus dem gemeinsamen Internetangebot "Tölzer Land Tourismus" aus. Der Grund: Die drei größten Übernachtungsanbieter des Dorfes - das Posthotel Hofherr, die Jugendsiedlung Hochland und der Campingplatz am Bibisee - wollen sich nicht mehr zur Hälfte an den Kosten beteiligen. Zugleich lehnten es Bürgermeister Anton Demmel und der Gemeinderat ab, die anfallenden 15 500 Euro für die kommenden drei Jahre alleine zu tragen. Welche Konsequenzen der Ausstieg hat, ist ungewiss. Er wird aber Thema einer Besprechung am 16. Mai im Tölzer Landratsamt sein.

Das gemeinsame touristische Informations- und Buchungssystem war vor drei Jahren ins Leben gerufen worden. Die finanzielle Beteiligung indes war in Königsdorf von Anfang an umstritten, ebenso wie in Bad Tölz, wo der Kur- und Tourismusausschuss des Stadtrats jedoch vor kurzem einer Verlängerung des Vertrags mit knapper Mehrheit zugestimmt hat.

Wie Bürgermeister Demmel in der Sitzung am Dienstag noch einmal hervorhob, empfindet er den Kostenschlüssel als ungerecht. Dieser nämlich berechne sich nach der Zahl der Übernachtungen, was in Königsdorf zu einem verzerrten Ergebnis führe. Durch die vielen Gäste in der Jugendsiedlung schraubten sich die Übernachtungszahlen in die Höhe. "Mit Tourismus im eigentlichen Sinn hat dies nichts zu tun. Kinder und Jugendliche werden unterrichtet, und es fallen höchstens vier Euro pro Nacht an", sagte der Bürgermeister. Er habe sich bei anderen Kommunen im Landkreis informiert. Demnach müsse Königsdorf mehr zahlen als beispielsweise die Touristengemeinde Wackersberg.

Der Internetauftritt stellt den Landkreis als Urlaubs- und Erholungsgebiet ausführlich vor. Lydia Hofherr, Geschäftsführerin des gleichnamigen Vier-Sterne-Hotels, hält den "gemeinsamen Auftritt von Destinationen im Tölzer Land" grundsätzlich für gelungen und wichtig. "Der Kosten-Nutzen-Effekt rechnet sich jedoch nicht", erklärte sie auf Anfrage der SZ. Zwar habe es in den vergangenen drei Jahren einige Anfragen gegeben, jedoch keine einzige Buchung. Gleiches gilt ihrer Auskunft nach für die Jugendsiedlung und den Campingplatz, die beide über den Server des Posthotels laufen.

Sehr gut findet Lydia Hofherr auch das Reservierungssystem "Feratel" innerhalb des Internetangebots. Aber auch über diese Seiten habe es keine einzige Buchung für die drei Betriebe gegeben. "Im Internet vertreten zu sein, ist einer der wichtigsten Werbeträger", sagt die Gastronomin. Doch aufgerundet 800 Euro im Jahr nur für den "Tölzer Land Tourismus" auszugeben, sei zu teuer. Ihr Fazit: "Ich kann gut verstehen, dass Königsdorf aussteigt. Allerdings ist es schade." Bürgermeister Demmel ist sich sicher: "Ein direkter Nutzen lässt sich nicht erkennen für Königsdorf."

Andreas Wüstefeld, Leiter der Tourismusorganisation, rührte in der Sitzung noch einmal die Werbetrommel. Seit dem 11. Dezember 2011 habe es ungefähr 214 000 Klicks auf die Webseiten gegeben, teilte Wüstefeld mit. Konkrete Buchungszahlen konnte er aber nicht nennen. Für einen Ausstieg sprachen sich zwölf anwesende Gemeinderäte und der Bürgermeister aus. Nur Bernhard Woisetschläger (UBL) stimmte für die Beteiligung der Gemeinde.

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