Tiertraining:Falkenhof zieht nach Bad Tölz

Lesezeit: 2 min

Weil der Pachtvertrag in Lenggries gekündigt wurde, errichtet Falkner Paul Klima eine neue Voliere für seine Greifvögel in Roßwies. Flugvorführungen soll es vorerst nicht geben.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Der Falkenhof Lenggries zieht heuer noch nach Bad Tölz um. Die Anlage im Freizeitzentrum am Fuß des Braunecks muss Falkner Paul Klima verlassen, weil der Eigentümer den Pachtvertrag zum Jahresende wegen Eigenbedarfs gekündigt hat. In den vergangenen Monaten begab er sich deshalb auf die Suche nach einem anderen Quartier und wurde nahe der Kurstadt fündig. In Roßwies unweit der Staatsstraße 2072 nach Geretsried soll eine neue Vogelvoliere entstehen. Der Bauausschuss des Stadtrats stimmte diesem Vorhaben in seiner jüngsten Sitzung einmütig zu. Flugvorführungen wie in Lenggries wird es in der neuen Anlage allerdings nicht geben.

Zehn Greifvögel wie Adler, Falken und Eulen, darunter auch einen Uhu, hat Klima in seinem Falkenhof. Außer den Flugvorführungen bildet er seit 2008 auch Falkner aus, obendrein veranstaltet er für Laien Falkner-Erlebnistage, Foto-Shootings und Workshops. Das ist aber noch nicht alles: Er hat auch eine Schule für Filmtiere, wo er die Vögel für Fernsehproduktionen und wissenschaftliche Projekte trainiert. Der Steinadler "Sky" flog zum Beispiel mit einer Kamera für die Doku-Serie "Deutschland von oben" und war in dem österreichischen Bergdrama "Wie Brüder im Wind" mit Tobias Moretti und Jean Reno zu sehen. Der Falke "Sokrates" spielte in der Mysteryserie "Fluch des Falken" mit.

Mit welcher Eleganz ein Steinadler die Luft durchmisst, können Gäste des Falkenhofs bei den einstündigen Vorführungen in Lenggries verfolgen. (Foto: Manfred Neubauer)

Die neue Voliere in Roßwies soll ungefähr 25 Meter lang sein und laut Stadtbaumeister Hannes Strunz "im Stil einer landwirtschaftliche Remise" errichtet werden. Die Anlage für die Greifvögel soll Klima zufolge Platz für zehn Einzelgehege bieten und nach oben hin offen sein, ansonsten aber geschlossen. Das sei kein Schaugehege, sagt er. Von außen sehe man nichts, damit die Tiere ihre Ruhe haben. "Sie entspricht nach meinem mehr als 30-jährigen Erfahrungsschatz und tierschutztechnisch den absolut neuesten Anforderungen", betont der Falkner.

Südlich der geplanten Voliere befindet sich ein Mehrfamilienhaus in einem angrenzenden Waldstück. Die Nachbarn dort hätten dem Vorhaben nicht zugestimmt, weil sich das neue Zuhause für die Greifvögel nur 25 Meter entfernt befinde, teilte Strunz mit. Sie befürchteten mehr Verkehr durch das Publikum und sähen ihre Wohnqualität durch die Flugvorführungen beeinträchtigt. Eine Sorge, die Stadtrat Franz Meyer-Schwendner (Grüne) als reichlich übertrieben ansieht: "Verkehrliche Auswirkungen - das ist lächerlich, da haben andere einen ganz anderen Verkehr." Eher schon vermochte er nachzuvollziehen, dass die neue Anlage einigen Lärm verursachen könnte. In Roßwies gelten nach Bauamtsleiter Christian Fürstberger die selben Schutzmaßstäbe bei Emissionen wie in einem Mischgebiet. "Aus unserer Sicht ist diese Schwelle aber nicht erreicht", sagte Fürstberger.

Seit 32 Jahren arbeitet Falkner Paul Klima mit Greifvögeln wie dem filmerprobten Steinadler "Sky". (Foto: Manfred Neubauer)

Klima zufolge werden in Roßwies nur wenige Besucher auftauchen. "Da wird kein großer Parteiverkehr herrschen." Anders als in Lenggries finden dort keine Flugvorführungen statt, die eine Menge großer und kleiner Gäste anziehen. Allenfalls für eine Schulklasse könne mal eine Ausnahme möglich sein, so der Falkner. Auf lange Sicht überlegt er, seine Falken, Adler und Eulen gelegentlich auf dem Tölzer Blomberg vor Zuschauern fliegen zu lassen. Das wäre jedoch frühestens nächste oder übernächste Saison der Fall, so Klima.

Die neue Vogelvoliere soll nach seinen Angaben dieses Jahr "noch vor dem ersten Schnee" fertiggestellt sein. Die Kosten von rund 50 000 Euro muss Klima, der einen Mitarbeiter und mehrere Praktikanten in seinem Falkenhof beschäftigt, selbst aufbringen. Leider, sagt er, gebe es "noch keinen großen Sponsor".

© SZ vom 16.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: