Testpilot:"Mulmiges Gefühl"

Testpilot: Johannes Achleitner hat sechs Jahre mitgebaut.

Johannes Achleitner hat sechs Jahre mitgebaut.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Erst letzte Tests haben Pilot Johannes Achleitner überzeugt.

Interview von Elena Winterhalter, Königsdorf

Sechs Jahre hat Johannes Achleitner während seines Studiums selbst an der Mü31 mitgebaut. Mit mehr als 1000 Flugstunden auf rund 50 verschiedenen Segelflugzeugen ist er ein erfahrener Pilot und Fluglehrer. Derzeit promoviert er am Lehrstuhl für Leichtbau. Nun durfte er die neue Mü31 als erster Pilot steuern.

SZ: Wie war's?

Johannes Achleitner: Super! Das Flugzeug fliegt sich schön. Die ganze Arbeit der letzten Jahre hat sich ausgezahlt. Ich bin begeistert.

Was ist das für ein Gefühl, in ein Flugzeug zu steigen, das noch nie geflogen ist?

Vor zwei Wochen hatte ich noch ein mulmiges Gefühl. Da waren wir uns noch nicht sicher, ob alles funktionieren wird. Aber die vielen Tests haben großes Vertrauen in das Flugzeug geschaffen. Deswegen habe ich auch gut geschlafen und bin nur einmal kurz aufgewacht.

Wie gut kennen Sie die Mü31?

In- und auswendig! Ich war von 2009 bis 2013 Projektleiter der Akaflieg München und habe das Flugzeug von den Bruchversuchsteilen bis zur Rohbauphase begleitet, habe die Flügel konstruiert und viele Teile selbst gebaut.

Jetzt durften Sie das Flugzeug als Erprobungspilot zum ersten Mal fliegen. Wie begehrt ist dieser Job?

Für mich war es eine große Ehre. Es ist bei der Akaflieg München so Tradition, dass derjenige den ersten Flug machen darf, der am meisten zum Flugzeug beigetragen hat und die nötige Flugerfahrung mitbringt.

Sind Sie schon häufiger Erstflüge geflogen?

Nein, das war der erste. Allerdings bin ich bestimmt schon an die 50 Prototypen geflogen. Sowohl von der Akaflieg als auch von anderen Flugzeugherstellern.

Was ist an der Mü31 so besonders?

Das Flugzeug hat einen ganz speziell geformten Übergang zwischen dem Rumpf und den Flügeln. Dazu wurden viele Tests im Windkanal gemacht. Wenn unsere Berechnungen stimmen, sollte diese Form die Flugleistung um rund fünf Prozent verbessern. Genaues kann man natürlich erst nach der genauen Auswertung sagen. Aber im Flugmaschinenbereich sind fünf Prozent ein beachtlicher Fortschritt.

Worauf haben Sie besonders geachtet?

Zunächst muss man wissen, dass wir das Flugzeug beim ersten Versuch nur im Bereich der Flugenveloppe, also des zulässigen Betriebsbereichs, testen dürfen. Ganz einfach aus Sicherheitsgründen. Dieser vorgegebene Rahmen soll allerdings beim ersten Flug komplett ausgetestet werden. Danach steigert sich der Belastungsbereich in den Testflügen immer weiter. Das heißt, ich habe das Flugzeug nur auf 160 Stundenkilometer beschleunigt. Später kann die Maschine Geschwindigkeiten von 300 Kilometern in der Stunde fliegen. Das Testprogramm haben wir in 3000 Meter Höhe abgearbeitet. Diese Höhe ist wichtig, damit im Notfall noch der Absprung mit dem Fallschirm möglich ist.

Das heißt, Sie hatten während des Fluges einen Fallschirm auf dem Rücken?

Ja, das ist üblich beim Segelfliegen. Zusätzlich gibt es auch eine Notausstiegshilfe.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: