Geretsried:Lässiger Mitreißer

Roland Hammerschmied steckt Laien mit seiner Begeisterung an - bei den "Mixed Voices" und in verschiedenen Gruppen der "Eghalanda Gmoi".

Von Sabine Näher, Geretsried

Sein Markenzeichen ist die Frisur: Der lässig wippende Pferdeschwanz, der seine ebenso lässigen Dirigierbewegungen zum Chor nach hinten zum Publikum überträgt. Und dass Roland Hammerschmied bei der anspruchsvollen Arbeit entspannt ist, das wiederum strahlen seine Sänger aus. Ihre spürbare Hingabe an die Musik zeigt, dass hier kein Despot am Pult steht, sondern einer, der seine Schar durch eigene Begeisterung mitreißt und zu Höchstleistungen motiviert.

Eigentlich erstaunlich, dass dieses Tun für Hammerschmied nur Hobby ist: Im Brotberuf arbeitet er als Industriemeister Chemie in einem Geretsrieder Unternehmen. Wer nachfragt, was er da denn genau tue, erhält die verblüffende Antwort: "Das ist so ähnlich wie kochen . . ." Der Lebensunterhalt ist mit "kochen" also abgesichert, und so kann Hammerschmied seine Leidenschaft zur Musik so ausleben, dass er da nur das tut, was ihm wirklich Freude macht. Seit 1992 ist das vorrangig die Leitung des Vokalensembles Mixed Voices.

Starkbierfest Geretsried

Ob er die "Bunker-Blasmusik" dirigiert oder die "Mixed Voices" - Roland Hammerschmied ist in jedem Fall mit Enthusiasmus bei der Sache.

(Foto: Manfred Neubauer)

Dieses entstand quasi am Rande der Chorwoche des Bayerischen Sängerbunds aus dem Isura Madrigalchor heraus: Eine Reihe junger Leute aus dessen Reihen begann sich mit Gospels und Spirituals zu beschäftigen, was ihnen so viel Spaß machte, dass sie dies nach der Chorwoche fortsetzen wollten. Damit waren die Mixed Voices geboren. Hammerschmied bereitete die Mitstreiter in Ruhe auf das erste öffentliche Konzert vor. Das fand im November 1993 mit solchem Erfolg statt, dass das Ensemble bis heute jährlich etwa fünf große öffentliche Konzerte und etliche kleinere Auftritte auf Anfrage absolviert. Und die sind immer ausgebucht.

Der Eintritt ist stets frei. Das passt zum Lustprinzip, mit dem der Dirigent die Sache angeht: Jeder, der möchte, soll einfach kommen können. Auf die Frage nach seiner musikalischen Ausbildung kommt wieder eine unerwartete Antwort: "Eigentlich gar keine. Was ich kann, habe ich mir im Wesentlichen selber beigebracht." Beziehungsweise beim Vater abgeschaut, der den Sechsjährigen in den Gebrauch des Tenorhorns einwies und ihm ein paar Jahre später die Grundlagen des Spiels auf der Hammondorgel zeigte.

Geretsried: Sein Markenzeichen ist die Frisur.

Sein Markenzeichen ist die Frisur.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Gesungen und Gitarre gespielt wurde in der Familie Hammerschmied sowieso. Ihre Wurzeln hat sie im heutigen Tschechien. Dort in Falkenau erblickte Roland 1967 das Licht der Welt. Erschrocken über den "Prager Frühling" beantragten die Eltern 1968 die Ausreise. Zunächst landeten sie in einem Auffanglager in Nürnberg und wurden von dort nach Geretsried verlegt. Erst sollte das eine Zwischenstation sein, doch dann beschloss die Familie, dort zu bleiben.

Gut für Geretsried, denn Roland Hammerschmied bereichert das Kulturleben der Stadt nicht nur mit seinem Vokalensemble. Er ist auch bei der Eghalanda Gmoi aktiv: als Mitglied der Tanz-, der Theater- und der Trachtengruppe sowie als Leiter der Gartenberger Bunker-Blasmusik und einer Singgruppe. Einzig diese letzte Fähigkeit hat er sich nicht autodidaktisch, sondern bei einer dreijährigen Ausbildung am Chorleiterseminar erworben. Zudem nahm er eine Weile Unterricht bei dem renommierten Stimmbildner Dietrich Schneider in Seeshaupt - "um mehr aus meiner Stimme zu machen". Auch seine Frau und die Söhne sind bei etlichen kulturellen Aktivitäten mit dabei.

Da er offensichtlich immer noch nicht ausgelastet ist, hat Hammerschmied kürzlich mit Enno Strauß, der ebenfalls für den Tassilo-Preis nominiert ist, ein Duo gegründet. "Da habe ich mal eben E-Bass gelernt, ansonsten spiele ich Tenorhorn und Trompete. Akkordeon und Gitarre spielen wir beide. Und singen tun wir natürlich auch." Wo er die Energie für all sein Tun hernimmt, erklärt er wieder auf Hammerschmiedsche Art: "Es macht halt wahnsinnig viel Spaß."

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