Wer diesen Dirigenten einmal erlebt hat, vergisst ihn nicht. Locker tänzelnd steht Roland Hammerschmied vor den Mixed Voices; der Pferdeschwanz wippt dazu im Takt. Mit strahlenden Gesichtern reagieren die Sängerinnen und Sänger auf ihren Dirigenten - und mit einer Präzision, Textdeutlichkeit und Klangreinheit, die staunen machen. Es sieht alles ganz einfach aus. Ist es aber nicht. Jeder, der selbst einmal in einem Chor gesungen hat, weiß, wie viel schweißtreibende Arbeit dahintersteckt, solch einen Klang zu erreichen. Bei den Mixed Voices können manche nicht einmal Noten lesen; andere tun sich mit dem Rhythmus schwer. Doch Hammerschmied schafft es, dass qualitativ hochwertiges Musikmachen eben nicht nach Mühe und Anstrengung ausschaut, sondern nach Freude und Begeisterung. So springt der Funke aufs Publikum über.
Hammerschmied leitet die Mixed Voices seit ihrem Bestehen. 1986 gehörte er zu den Sängerinnen und Sängern, die den Isura-Madrigal-Chor aus der Taufe gehoben haben. Im September 1992 löste sich aus dem Madrigalchor eine Gruppe, die ein mehr poppiges bis jazziges Repertoire pflegen wollte, und da erging sofort die Frage an Hammerschmied, ob er die Leitung übernehmen wolle. Klar wollte er! Hatte er sich doch 1986 im Rahmen der Chorwoche Bad Feilnbach des Bayerischen Sängerbundes zum Laienchorleiter ausbilden lassen und dies mit einer erfolgreichen Prüfung dokumentiert. Heute fungiert Hammerschmied als 1. Vorsitzender des Chorverbands Bad Tölz-Wolfratshausen. Und im kommenden Oktober wird er sämtliche Geretsrieder Chöre bei einem gemeinsamen Konzert dirigieren.
Die Schulung zum Laienchorleiter ist eine der wenigen musikalischen Ausbildungen, auf die Hammerschmied zurückblickt. Die Gesangsausbildung bei Dietrich Schneider, erfolgreich mit einem Liederabend abgeschlossen, ist ebenfalls zu nennen. Ansonsten hat sich Hammerschmied fast alles selbst beigebracht - zum Beispiel das Akkordeon-Spiel. Bei der Chorwoche Bad Feilnbach schaut er den Großen der Chorleiter-Zunft ihre Kniffe ab. Musikalisch hat er sich kürzlich mit Enno Strauß von der Groove Academy Geretsried zusammengeschlossen. Als Enno-Strauß-Duo singen und spielen die beiden gemischte Unterhaltungs- und Partymusik, sei es für Hochzeiten, für Geburtstage, für Firmenfeiern oder für sonstige Anlässe.
Fast ebenso aktiv wie in der Musik ist Hammerschmied in der Eghalanda Gmoi von Geretsried. Das passt gut, ist er doch selbst ein Egerländer. In Falkenau an der Eger, dem heutigen Sokolov, wurde er geboren und kam mit zehn Monaten im Rahmen einer Ausreisewelle in den Westen. Dort war der kleine Roland mit seinen Eltern zunächst im Auffanglager Geretsried-Stein untergebracht, und als sie das Lager verlassen konnten, ließen sie sich gleich in Geretsried nieder. Heute leitet Hammerschmied im Rahmen der Gmoi die Gartenberger Bunkerblasmusik. Logisch, dass er auch dort nach Qualität strebt und einen Klang erreicht hat, der weit über das hinausgeht, was man von durchschnittlichen Bläser- und Posaunenchören so hört.
Darüber hinaus ist Hammerschmied der stellvertretende Vorsitzende der Egerländer Gmoi Geretsried sowie der stellvertretende Vorsitzende der Landesverbands Bayern, und selbst im Bundesvorstand der Egerländer hat er einen Sitz.
Ein Vollzeit-Job - möchte man meinen. Und doch ist Hammerschmied weder Berufsmusiker noch bei den Egerländern angestellt. Vielmehr ist er Industriemeister Chemie und arbeitet tagsüber als solcher in einem Geretsrieder Unternehmen. So bleibt ihm nur am Feierabend und an den Wochenenden Zeit, sich um die Musik und um die Egerländer zu kümmern. Möglich ist dies nur, weil seine Familie ihn voll unterstützt. Seine Ehefrau Ingrid ist ebenfalls in der Egerländer Gmoi aktiv und leitet dort die Schüler- und Kindergruppe.
Und dennoch bleibt es eine schier unglaubliche Leistung, wie ein Mensch in seiner Freizeit dies alles bewältigt. Roland Hammerschmied schafft es mit unermüdlicher Disziplin - einer Disziplin, die er musikalisch auch von anderen erwartet, was nicht immer klappt. Doch der Meister lässt sich nicht beirren und schafft es immer wieder, dass alles, was er in der Musik anpackt, von einer herausragenden, begeisternden Qualität ist.
Leserinnen und Leser der SZ haben noch bis Ende Februar die Gelegenheit, Personen und Gruppen vorzuschlagen, die in ihrem Landkreis oder Stadtviertel künstlerisch wirken oder in der Kulturarbeit aktiv sind. Das Spektrum kann vom Kirchenchor über Kammermusiker bis zur Rockband reichen, vom Volksmusikanten bis zum Videokünstler, Filmemacher oder Veranstalter. Vorschläge können per E-Mail unter tassilo@sueddeutsche.de oder per Post an die SZ Bad Tölz-Wolfratshausen, Untermarkt 2, 82515 Wolfratshausen, geschickt werden. Einsendeschluss ist Mittwoch, 28. Februar