Tag des offenen Denkmals:Alte Pracht als neue Attraktion

Heuer wird erstmals das aufs 16. Jahrhundert zurückgehende Schloss Sigriz in Reichersbeuern als Ziel angeboten. Die meisten Gäste lockt stets das Walchenseekraftwerk an

Von Klaus Schieder, Bad Tölz-Wolfratshausen

Seit 25 Jahren findet bundesweit der Tag des offenen Denkmals statt, ebenso lange ist der Landkreis mit von der Partie. Damit feiere man so eine Art "silbernes Teilnahmejubiläum", sagt Landrat Josef Niedermaier (FW). Der Denkmalstag, den die Deutsche Stiftung Denkmalschutz heuer am Sonntag, 10. September, veranstaltet, steht unter der Überschrift "Macht und Pracht". Die Anzahl der Interessenten hat sich in knapp einer Dekade im Landkreis fast verdoppelt, wie Kreisheimatpflegerin Maria Mannes mitteilt: "2008 hatten wir etwa 2000 Besucher, 2016 waren es 3949." Die größte Attraktion ist nach wie vor das Walchenseekraftwerk mit 1700 Gästen, voriges Jahr lockte aber auch das Kloster Beuerberg mehr als 1000 Menschen an. Der Eintritt ist wieder kostenlos.

Benediktbeuern

Tag des offenen Denkmals: "Macht und Pracht" repräsentiert der Barocksaal im Kloster Benediktbeuern.

"Macht und Pracht" repräsentiert der Barocksaal im Kloster Benediktbeuern.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Macht und Pracht - das passt zum Fürstentrakt des Klosters Benediktbeuern. Die ehemalige Sommerprälatur, das Salettl, die Hauskapelle, das Flora- und das Faunazimmer, der große Festsaal mit seinen Gemäldezyklen: All dies zeigt Salesianer-Pater Johannes Neuner in zwei Führungen um 13 und um 15 Uhr (Treffpunkt Klosterpforte). Zu sehen ist außerdem der Meierhof. Das ehemalige Wirtschaftsgebäude des Klosters beherbergt das Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK), das Trachteninformationszentrum und das Heimatinformationszentrum des Bezirks Oberbayern. Pater Karl Geißinger "zeigt sein Reich", sagt Mannes. Beginn ist um 11 und um 14 Uhr (Treffpunkt ZUK-Rezeption). Dieses Angebot sei auch für Kinder interessant, da man sich Tiere wie Reptilien, Bienen und Ameisen ansehen könne, so Mannes.

Beuerberg

Das Kloster Beuerberg war am Denkmalstag 2016 fast überlaufen. "Das war der Renner", sagt Mannes. Nach dem Auszug der Salesianerinnen vor drei Jahren standen die Klostergebäude vorübergehend leer, bis sie von der Erzdiözese München und Freising gekauft wurden. Die Gäste können sich die Ausstellung "Klausur - Sehnsuchtsort Kloster" ansehen. In modifizierter Form, wie die Kreisheimatpflegerin sagt. Diesmal gehe es um die Verbindung zwischen Herrscherhaus und Kloster. Zum Beispiel um Herzogin Helene von Bayern, Erbprinzessin von Thurn und Taxis. Sie wollte ins Kloster eintreten, durfte aber nicht, wie Mannes erzählt. "Sie kam dann mit einem großen Gemälde, es wird angenommen, dass ein Gesicht darauf ihres ist." Geöffnet ist von 10 bis 18 Uhr, die Führungen beginnen um 11 und um 15 Uhr.

Geretsried

Die katholische Filialkirche Sankt Benedikt in Gelting mit ihrem spätgotischen Turm ist inzwischen komplett restauriert. Eine Sehenswürdigkeit ist die Deckenmalerei: "Ein Illusionsgemälde", sagt Mannes. Das Angebot sei auch für Kinder geeignet. Jede Stunde könnten sie und Erwachsene bei den Führungen zwischen 14 und 17 Uhr mit dem Mesner auf den Turm steigen, der oben kurz die Glocke schlage. Ebenfalls geöffnet ist die Nikolaus-Kapelle an der Bundesstraße 11 - von 10 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr. Für Erläuterungen steht die Interessengemeinschaft Nikolaus-Kapelle bereit. In Gelting gibt es außerdem wieder einen Einblick in die Huf- und Wagenschmiede, die von 14 bis 17 Uhr neben der Kirche an der Friedhofsmauer offen steht. Die Vorführungen seien mit einem kleinen Dorffest verbunden, so Mannes.

Jachenau

Von 1902 an hatte Franz Marc mehrere Sommer auf der Staffelalm verbracht, um Tiere zu studieren. Zwei Fresken - ein Ochsenkopf und ein grüner Hirsch mit Reh - schuf der berühmte Maler in der Almhütte. Zu erreichen ist sie von Pessenbach, Kochel und Jachenau aus. Die Hütte ist für Besucher von 10 bis 16 Uhr offen, nachmittags finden Führungen statt. Ein Ziel am Denkmalstag ist auch die Königshütte am Altlacher Hochkopf, die dem Alpenverein gehört und von 11 bis 15 Uhr geöffnet ist. Eine Bergmesse findet von 11.45 Uhr an statt. Man erzählt sich, dass König Ludwig II. einmal seinen Lieblingskomponisten Richard Wagner mit auf die Berghütte genommen hatte. Als ein heftiges Gewitter im Gebirge losbrach, soll der Schöpfer des "Walkürenritts" - solchen Donner nicht gewohnt - aus Angst geflohen sein. Die Bergwanderung zu den Grenzsteinen von 1584 an der Schronbach-Alm gehört quasi zum Dauerinventar des Denkmaltags. Treffpunkt ist um 10 Uhr der Parkplatz unterhalb des Sylvensteindamms. Die Führung der dreistündigen Tour hat wie stets Jost Gudelius. Die Grenzsteine, die einst das Hoheitsgebiet des Klosters Benediktbeuern vom bayerischen Staatsgebiet trennten, sind sein großes Hobby. "Er betreibt das mit einer Intensität - unwahrscheinlich", sagt Mannes. Landrat Niedermaier drückt Gudelius' Leidenschaft so aus: "Er sucht und sucht ... "

Kochel am See

Tag des offenen Denkmals: Ein Ziel am Denkmaltag ist das Klösterl am Walchensee.

Ein Ziel am Denkmaltag ist das Klösterl am Walchensee.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Das Walchenseekraftwerk übt am Tag des Denkmals stets die größte Anziehungskraft auf Gäste aus. Ihre Anzahl stieg seit 2008 von etwa 1000 auf 1700. In den Zwanzigerjahren gebaut, ist das Kraftwerk noch immer voll in Betrieb und liefert Strom. Das Informationszentrum und der Maschinenraum stehen von 9 bis 17 Uhr offen. Mit der Seilbahn kann man den ganzen Tag über hinauf zum Wasserschloss fahren, zum letzten Mal um 16 Uhr. Mannes selbst ist gerne in aller Frühe da. Der Ausblick hinunter zum Walchensee und zum Kloster Schlehdorf am jenseitigen Ufer sei in seiner Morgenschönheit "nicht zu beschreiben", schwärmt sie. Erst zum zweiten Mal findet sich hingegen das Klösterl in Zwergern - die Annakapelle - im Programm. Das Besondere: Das Hochaltarbild stammt von Hans Georg Asam, der damals in Benediktbeuern arbeitete und das Gemälde nach einem Abstecher zu der Kapelle schuf. Geöffnet ist von 10.30 bis 11.30 und von 14 bis 17 Uhr.

Lenggries

Von der Burg Hohenburg ist nicht mehr viel zu sehen. Wer die um 1100 gebaute und 1707 zerstörte Wehranlage in Gänze vor Augen haben möchte, betrachtet sie am besten in der virtuellen Darstellung im Heimatmuseum Lenggries. An Ort und Stelle braucht man schon viel Fantasie, um die Lage und das Erscheinungsbild der Burg zu imaginieren. Der Rest des Turms sei noch erkennbar, sagt die Kreisheimatpflegerin. Ansonsten sei dies ein Fall, wo der Naturschutz den Denkmalschutz ausbremse. Eine Tour mit Historiker Stephan Bammer beginnt um 16 Uhr vom Wanderparkplatz aus. Außerdem können Besucher die Kapellen am Kalvarienberg von 14 bis 18 Uhr besichtigen, eine Führung mit Mesner Johannes Janßen fängt um 14 Uhr an (Treffpunkt Kreuzigungsgruppe).

Reichersbeuern

Tag des offenen Denkmals: Um das Schloss Reichersbeuern ranken sich zahlreiche Legenden.

Um das Schloss Reichersbeuern ranken sich zahlreiche Legenden.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Neu im Programm ist das ehemalige Schloss Sigriz in Reichersbeuern, das die Max-Rill-Schule samt Internat beherbergt. Die umfangreiche Anlage wurde um 1515 errichtet und Anfang des 18. Jahrhunderts umgebaut. Etliche Wappen und spätgotische Räume mit prachtvollen Holzdecken sind darin zu entdecken. "Total interessant", sagt Mannes. Ein Rundgang beginnt um 14 Uhr vom Haupteingang aus.

www.tag-des-offenen-denkmals.de

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