SZ-Serie: Winterspuren:Stockschießen und Skulpturenpark

Die Rundtour vom Degerndorfer Weiher bis zur Anhöhe Fürst-Tegernberg bietet immer wieder prächtige Aussichten ins hügelige Voralpenland. Die Wanderer können an der Strecke unter anderem die Werke des Bildhauers Hans Kastler und die Maria-Dank-Kapelle besichtigen.

Von Benjamin Engel

Höhenzug an Höhenzug reiht sich am Ostufer des Starnberger Sees aneinander. Von Hügelkuppen herab reicht die Aussicht über Wiesen, Wälder und Seen bis hin zu den ersten Bergen der Alpenkette. Einer der prominentesten Aussichtspunkte ist die Maria Dank-Kapelle auf dem Hügel Fürst-Tegernberg bei Degerndorf. Vom Hohen Peißenberg schweift der Blick an klaren Tagen mit guter Fernsicht bis zum Wendelstein und Breitenstein im Osten. Deshalb sollten die Wanderer für eine Rundtour um Degerndorf schönes Wetter abwarten.

Am Südende des Ortes liegt der Degerndorfer Weiher. So verträumt das Gewässer mit seinen Schilfpflanzen und Seerosen im Sommer aussehen mag, im Winter geht es hier heiß her. Schläger krachen gegen den Puck, Jubel brandet auf, wenn der Stock ganz an der Daube zum Liegen kommt - zumindest solange der Weiher zugefroren ist. Dann treffen sich die Einheimischen auf dem Gewässer zum Stockschießen oder Eishockeyspielen. Auf dem Wiesenweg am Ostufer beginnt die Wanderung. Dieser Pfad mündet nach kurzer Strecke in einen breiteren Weg. Schnurstracks geht es weiter nach Süden an den Häusern auf der rechten Seite vorbei. Der Feldweg führt nach Sonderheim und damit direkt an das Nordufer des gleichnamigen Weihers.

Nach links steigt der Weg sanft durch lockeren Laubwald hinauf. Am Ende des Wäldchens zweigt die Route nach rechts ab und erreicht, an einer Vereinshütte vorbei, das südöstliche Ende des Sonderhamer Weihers. Jetzt ist Konzentration gefragt. Die Wanderer müssen auf die schmale Eisengitterbrücke achten. Auf ihr überqueren sie einen Bach und laufen über die gefrorenen Mooswiesen am Südende des Gewässers in Richtung Westen, bis sie auf die Straße nach Berg (Gemeinde Eurasburg) gelangen. Der Fahrbahn folgen sie südwärts hinauf auf den Scheitelpunkt eines Moränenzugs. Dort oben gruppieren sich die Häuser von Berg rund um die Barockkirche St. Margaretha und den stattlichen Landgasthof. Auf der Süd-Terrasse werden die Gäste bei schönem Wetter selbst im Winter bedient. Dort lässt sich gemütlich die hügelige Voralpenlandschaft genießen. Ein kleiner Nachteil dabei: Wälder versperren eine ungehinderte Sicht auf die Berge.

Nach einer Rast folgt der Wanderer der Straße am Hügelkamm bis nach Happerg im Westen. Im Ort zweigt kurz nach dem Ortsschild gleich die erste Straße nach Norden ab. Hier erwartet die Wanderer ein echtes Kunsterlebnis. Am Wegesrand bilden die Figuren des vor Kurzem gestorbenen Bildhauers Hans Kastler einen Skulpturenpark. Der Künstler hatte sein Atelier direkt gegenüber. Große Plastiken aus Metall und Stein, mal abstrakt, mal konkreter, in Form von Tieren wie einem Eber oder einem Pferd, aber auch als menschliche Gestalten sind dort ausgestellt.

Anschließend führt der Weg weiter an einem Wäldchen vorbei, ehe er sanft nach Osten schwingt. Über einen im Winter meist ausgetretenen Pfad steigt man über eine Wiese und einen Kiesweg bergauf nach Norden auf den Fürst Tegernberg mit der Maria-Dank-Kapelle. Nach kurzem Anstieg erwartet den Ausflügler ein eindrucksvolle Aussicht in alle Himmelsrichtungen. Die ersten Berge der Alpenkette stehen in weitem Bogen Spalier. Im Westen sind der nahe Starnberger See und der Hohe Peißenberg zu erkennen. Nach Norden schweift der Blick über Hügelketten, zwischen denen Kirchtürme aufblitzen. Ein Plätzchen auf der Bank an der Hauswand der kleinen Kapelle zu finden, kann bei schönem Wetter wegen der prächtigen Fernsicht schwierig werden. Doch wo heute viele Besucher entspannt im Winter die wärmenden Sonnenstrahlen genießen, kam es im Dezember 1944 zum Inferno.

Eine Woche vor dem Heiligen Abend trudelte spätabends ein brennender britischer Lancaster-Bomber über Degerndorf. In einer Entfernung von nur 500 Metern vom Ort explodierte das Flugzeug in der Luft. Die Überreste verteilten sich auf einer Fläche von drei Quadratkilometern. Die meisten Wrackteile wurden am Fürst-Tegernberg gefunden. Einer der sieben Besatzungsmitglieder konnte sich mit einem Fallschirmsprung retten. Alle anderen kamen um. Der Mann wurde den Behörden in Wolfratshausen übergeben.

Zum Dank dafür, vor Schlimmerem verschont geblieben zu sein, denn das mit Phosphorbrandbomben beladene Flugzeug hätte auch auf den Ort stürzen können, errichteten die Degerndorfer am Fürst-Tegernberg die Kapelle von 1947 bis 1948. Noch jahrzehntelang wurde an dem kleinem Gotteshaus am Hügel jedes Jahr ein Kranz gefunden. Es wird vermutet, dass es sich um den einzigen Überlebenden des verheerenden Absturzes gehandelt hat. Gesehen wurde aber niemand.

Vom Fürst-Tegernberg führen zwei weitere Wege hinunter. Nach Osten geht es zur Straße zwischen Degerndorf und Berg bei Eurasburg hinunter. Hier kann man nach links abbiegen und hat bald Degerndorf und das Weiherufer erreicht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: