Die zwei Koffer hat Carolina K. (Name geändert) bis heute. Mehr als das, was an Klamotten und anderen Habseligkeiten darin war, hatten sie und ihr Mann Holger nicht, als sie 1994 aus Siebenbürgen nach Deutschland kamen. Ihre Möbel, ihre Wohnung, ein Großteil ihrer Klamotten - all das hat Carolina K. zurück gelassen, um in Deutschland ein neues Leben anzufangen.
Ein Leben, das seither geprägt ist von Arbeitslosigkeit, Krankheit und Armut. Die gelernte Kinderpflegerin fand keine Arbeit, weil sie mit damals 55 Jahren für zu alt befunden wurde. Für K. ein schwerer Schlag: "Ich habe immer viel gearbeitet. 44 Arbeitsjahre!", zählt sie auf. Auch ihr Mann Holger blieb in der neuen Heimat erwerbslos. Die Kleider, die beide tragen, sind vom Roten Kreuz, das Essen von der Tafel. Pro Monat erhalten beide zusammen eine Rente von 500 Euro, 400 Euro gehen für die Miete weg. Vom Landratsamt erhalten sie die Grundsicherung, wodurch sie auf 340 Euro kommen - zu zweit.
Zur Tafel geht Carolina K. deshalb zu Fuß. Bei Wind und Wetter, trotz ihrer mittlerweile 74 Jahre. Der Bus koste 1,40 Euro - "da kaufe ich lieber Milch." Ein Teil des monatlichen Geldes benötigt das Paar für die Medikamente von Holger K.. Vor einigen Jahren ist er an Hepatitis erkrankt und hat seither ständig Probleme mit seiner Leber; auch musste er zweimal am Herzen operiert werden. Carolina K. selbst wurden neulich Gallensteine entfernt, außerdem muss sie auf ihren Cholesterin-Spiegel achten. Das bedeutet: Das Paar isst kein Gemüse außer Karotten, kein fettes Fleisch, keine Butter, Kraut ist auch tabu. Bei der Tafel fällt daher schon viel an Auswahl weg; was sie dort nicht erhalten, müssen sie im Supermarkt kaufen.
Der Adventskalender der Süddeutschen Zeitung möchte dem Ehepaar deshalb mit Essensgutscheinen unter die Arme greifen. Außerdem benötigt Caroline K. einen Wintermantel.