Studie zu Hotelrentabilität:Vier Sterne für Penzberg

Ein Projektentwickler hält ein hochwertiges Hotel in der Stadt für rentabel - allerdings nur unter einer Bedingung.

Silke Bigalke

Die Pläne für ein Vier-Sterne-Hotel in Penzberg werden konkret. Das Wasserburger Architekturbüro Jocher & Stechl hat in einer 120-seitigen Studie prüfen lassen, ob sich ein solches realisieren lässt. Mit positivem Ergebnis: "Es ist unter bestimmten Voraussetzungen möglich, hier ein Hotel rentabel zu betreiben", sagt Stephan Jocher. Mit der Studie will das Büro bald auf die Suche nach einem Hotelbetreiber gehen.

R + D Fair Penzberg May 26, 2011

Für seine vielen ausländischen Besucher wünscht sich Roche Diagnostics in Penzberg ein neues Hotel. Eine erste, positive Machbarkeitsstudie liegt nun vor.

(Foto: Manfred Neubauer)

Einfach wird es jedoch nicht. "Wir begeben uns in Penzberg in touristisches Neuland, da haben Bad Tölz, Murnau oder Seeshaupt einfach ein anderes Fundament", erklärt Jocher, der die Stadt gut kennt, dort bereits Wohnhäuser gebaut und Spielplätze geplant hat. Eine wichtige Kennzahl für Hotelbetreiber ist die Tourismusintensität, die Anzahl der Übernachtungen je Einwohnern.

Im Landkreis Weilheim-Schongau mit 130 000 Einwohnern und rund 520 000 Übernachtungen liegt sie bei vier. Penzberg erreiche mit 16 000 Einwohnern und 16 000 Übernachtungen gerade mal den Faktor eins. "Wir bewegen uns da ganz unten", sagt Jocher. Er hoffe jedoch, dass der Tourismus sich mit dem neuen Hotel in den kommenden drei bis fünf Jahren deutlich verbessern. "Das ist ausbaufähig, bisher verkauft sich Penzberg unter Wert", sagt er.

Vor allem das Pharmaunternehmen Roche Diagnostics soll das neue Hotel kräftig nutzen. Das Werk allein bringt derzeit etwa 6000 Übernachtungen im Jahr. Bisher bringt es seine Gäste im Penzberger Stadthotel Berggeist, im Landgasthof Osterseen im benachbarten Iffeldorf und im Landhotel Hoisl-Bräu in Promberg unter. Wenn der Platz nicht reicht, müssen die Besucher auf weiter entfernte Hotels ausweichen. Sehr anspruchsvolle Gäste quartiert Roche sowieso im Alpenhof Murnau oder im etwa 40 Kilometer entfernten Tegernsee ein. Deswegen wünscht sich Roche seit Jahren ein Business Hotel für Penzberg.

"Wenn Übernachtungsgäste nach Starnberg oder Murnau geschickt werden müssen, dann schmerzt das die Stadt", sagt Jocher, der aber auch Roche verstehen kann. Seit der Übernahme von Boehringer Ingelheim 1998 hat sich die Mitarbeiterzahl des Werks nahezu verdoppelt. "Auf Seiten der Hotels hat sich in derselben Zeit jedoch nicht viel getan", sagt Jocher. Ein Vier-Sterne-Haus in Penzberg könne dann funktionieren, wenn Roche sich hier als Motor einsetze.

Die Studie hat auch ergeben, dass sich ein neues Hotel deutlich von den anderen abheben muss. Geplant ist ein Neubau mit Tagungsräumen, 24-Stunden-Service und Spa-Bereich. Es soll ressourcenschonend gebaut und umweltzertifiziert werden. Der Standort ist noch offen, klar ist aber, das er gut an Roche und Autobahn angebunden sein soll.

Der Projektentwickler geht von etwa neun Millionen Euro Kosten aus. Wahrscheinlich müsste Jocher & Stechl selbst in Vorleistung gehen. Denn ein Investor wartet meistens ab, wie gut ein Hotel die ersten Jahre übersteht, bevor er kauft. Die schwierigere Aufgabe wird sein, einen Betreiber zu finden, sagt Jocher. "Er sollte am internationalen Markt sein, ein weltweit bekannter Name wäre gut."

Im nächsten Schritt wird im Rathaus eine Art Arbeitskreis zum Thema gebildet. "Wir führen jetzt offene Gespräche mit den Hotelbesitzern, die eventuell Probleme durch das neue Hotel bekommen", sagt Bürgermeister Hans Mummert (SPD). Außerdem plane er Informationsveranstaltungen für Bürger, um das Projekt öffentlich zu diskutieren. Für die anderen Hotel sieht Jocher keine Bedrohung. Sie könnten eher davon profitieren, wenn ein 4-Sterne-Hotel den Tourismus ankurbelt und das Image von Penzberg verbessert.

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