Streit um Rotoren:Menrad ist offen für Windkraft

Die Bürgermeisterin würden Rotoren auf Ickinger Flur nicht schrecken. Unterdessen mobilisiert die Initiative weiter gegen Anlagen in Berg.

Benjamin Engel und Isabel Meixner

Der Protest gegen die geplanten Windkraft-Anlagen in den Wadlhauser Gräben hält an. Unterdessen bekennt sich Bürgermeisterin Margit Menrad zum Bau von Windkraftanlagen auf Ickinger Flur. "Ich muss sagen, dass mich diese Vorstellung nicht schreckt." Die Windenergie gehöre zur Energiewende. "Für mich ist es eher beruhigend, wenn ich sagen kann, dass ich meinen Kindern keinen Atommüll hinterlasse", sagt Menrad. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung sind von Icking über Münsing bis Eurasburg im Regionalplan Vorrangflächen für Windkraft vor allem entlang der Garmischer Autobahn vorgesehen.

Rund sechzig Personen drängten sich am Donnerstag im Gasthaus "Jägerwirt", wo die Bürgerinitiative "Verein zum Schutz der Wadlhauser Gräben" zu einer Informationsveranstaltung eingeladen hatte. Unter ihnen waren der Berger Bürgermeister Rupert Monn und sein Schäftlarner Kollege Matthias Ruhdorfer. Gastredner Franz Pentenrieder heizte mit seinem Vortrag die Stimmung merklich an. "Die Windkraft ist eine windige Angelegenheit", sagte er. Die Zuhörer verfielen in lautes Klatschen und begeisterte Bravo-Rufe.

Wie berichtet, hat der Berger Gemeinderat vor rund einem Monat entschieden, einen Bebauungsplan aufzustellen und vier Standorte für Windräder festlegen. Zudem wird die Konzentrationsfläche, auf der die Anlagen stehen dürfen, verkleinert. Ein Areal östlich der Garmischer Autobahn, in Richtung Irschenhausen, entfällt ebenso wie eine Fläche im Norden.

Die Mehrzahl der Anwesenden besänftigte das nicht. "Sie haben die Konzentrationsfläche zwar von 410 auf 305 Hektar verkleinert," sagte Melani Suckfüll, Vorsitzende der Bürgerinitiative. Das sei aber immer noch viel zu groß. Sie befürchte, dort könnten viel mehr als vier Windräder gebaut werden. Da konnte Monn noch so oft versichern, dass wirklich nur vier Windräder dort entstehen sollten. Viel Gehör fand er dafür nicht.

Zudem stellte Suckfüll eine Windkraftanalyse des Meteorologie-Büros "Wind & Regen" für den Bereich der Wadlhauser Gräben in Frage. Darin heiße es, in 140 Metern Höhe gebe es Windgeschwindigkeiten von rund sechs Metern pro Sekunde, sagte Suckfüll. Sogar Daten aus Traunstein seien in diese Berechnung eingegangen. Ihrer Ansicht nach gebe es dort aber viel weniger Wind. Das ließen hochgerechnete Windmessungen vom viel näher gelegenen Sonderflughafen Oberpfaffenhofen vermuten.

Die Thesen von Landwirt Pentenrieder aus Wangen im Landkreis Starnberg stießen auf Begeisterung. Auf seiner Homepage www.gegenwind-starnberg.de warnt er vor den negativen Auswirkungen von Windkrafträdern in der Region. Die Argumentation, durch den Bau von Windrädern lasse sich der CO2-Ausstoß senken, wies er als falsch zurück.

Denn trotz einer Verdreifachung der Windenergie-Kapazitäten in den vergangenen zehn Jahren habe der Anteil von fossilen Energieträgern sogar zugenommen. Außerdem sei auf die Windkraft einfach kein Verlass, sagte Pentenrieder. An schlechten Tagen produzierten Windkraftanlagen 71 Mal weniger Strom als an guten Tagen. "Das muss durch konventionelle Kraftwerke ausgeglichen werden."

Zudem brandmarkte der Wangener Landwirt auch die Praxis der großen Energieunternehmen, die Windkraft in den Vordergrund zu stellen. In Wirklichkeit mache diese nur einen kleinen Anteil an den von ihnen genutzten Energieträgern aus. "Als Landwirt weiß ich, das ist so, wie wenn man die Henne vor den Pflug spannt", erklärte er und erntete Gelächter.

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