Streit:Entsetzen über anonymen Flyer

Streit: Ein Hotel mit rund 80 Betten, Chalets, Reitstall und Sauna soll auf rund 4,5 des insgesamt 22,5 Hektar großen Areals in Oberfischbach entstehen, wo früher ein Eon-Tagungshaus stand.

Ein Hotel mit rund 80 Betten, Chalets, Reitstall und Sauna soll auf rund 4,5 des insgesamt 22,5 Hektar großen Areals in Oberfischbach entstehen, wo früher ein Eon-Tagungshaus stand.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Bichler Hof spaltet die Tölzer. Jetzt sind Zettel aufgetaucht, auf denen die Initiatoren des Bürgerbegehrens als Rindviecher verunglimpft werden.

Von Klaus Schieder

Der Streit um das Hotelprojekt Bichler Hof treibt hässliche Blüten: Auf einem Hochglanzflyer, der am Dienstag in vielen Tölzer Briefkästen landete, werden die Initiatoren des Bürgerbegehrens als Rindviecher verunglimpft. Das Flugblatt richtet sich insbesondere gegen Grünen-Stadtrat Franz Mayer-Schwendner und Andreas Büchl. Auf einem fiktiven Stimmzettel für den Fall eines erfolgreichen Bürgerbegehrens ist die Frage abgedruckt: "Sind Sie auch dafür, dass Franz M. und Andreas B. auf die grüne Wiese am Bichler Hof umgesiedelt werden?" Obendrein wird Büchl in einer Karikatur als "taube Nuss" bezeichnet, die schon seit 20 Jahren nicht mehr arbeite. Das Flugblatt ist anonym, es gibt keinerlei Hinweis auf den Urheber.

"Das ist eine Fortsetzung dessen, was an Diffamierungskampagne im vergangenen Jahr schon gelaufen ist, allerdings nicht öffentlich", sagt Mayer-Schwendner. Er hat durchaus einen Verdacht, wer dahinterstecken könnte. Aber: "Wer es ist, wird man nicht nachweisen können." Jeder in Tölz werde sich "eine eigene Meinung dazu bilden, wer so was nötig hat". Weil der Flyer keinen Hinweis auf den Verantwortlichen im Sinne des Presserechts trägt, sei bereits Anzeige erstattet worden. Die Wurfsendung bezeichnet Bürgermeister Josef Janker (CSU) als inakzeptabel. "Anonym, das geht nicht, verunglimpfend, das geht gar nicht." Auch sei die Aktion für das Hotelprojekt "definitiv nicht dienlich". Investor Hubert Hörmann habe gesagt, wenn das Bürgerbegehren abgelehnt werde, werde das Hotel wie geplant gebaut, aber wenn nicht, wäre ihm das auch egal. Für Janker ist klar: "Geht das Bürgerbegehren positiv aus, gibt es kein Hotel und keine Wohnungen."

Ungeachtet des Vorfalls stellte der Bauausschuss am Dienstag die baurechtlichen Weichen für das Hotelprojekt und die zur Querfinanzierung geplanten Wohnhäuser. Zunächst änderte er dafür den Flächennutzungsplan, in dem das Areals bislang als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen war, nicht als Bauland. Der neue Bebauungsplan "Hotel Bichler Hof" umfasst den bestehenden Hof im Norden und zieht sich dann in einer Art Schlauch nach Süden, wo die Chalets und der Reitstall geplant sind. In einer Ausbuchtung nach Osten wäre auch ein Heizwerk möglich. "Es ist aber noch nicht klar, ob sich das rechnet", sagte Bauamtsleiter Christian Fürstberger. Im beschleunigten Verfahren wird der Bebauungsplan "Bichlersteig" für die Wohnhäuser aufgestellt - ohne Ausgleichsflächen und Umweltbericht. Im Geltungsgebiet, das von der Einbachstraße nach Südwesten reicht und an die Buchbergklinik grenzt, sind maximal neun Doppelhäuser und zwei Einfamilienhäuser möglich.

Dagegen stimmte nur Peter Priller (Grüne). Er betonte, dass die Initiatoren des Bürgerbegehrens nicht gegen das Hotel seien. "Wir sind nicht Verhinderer des Gesamtprojekts." Allerdings soll die Stadt ein Drittel der Wohnbaufläche - rund 3290 Quadratmeter - erwerben, um selbst günstige Wohnungen zu bauen. Die Umwandlung einer Wiese in Bauland führe zu einer "immensen Wertsteigerung", sagte Priller. "Das kann man machen, aber dann muss die Allgemeinheit ihren Anteil haben."

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