Starnberger See:Wie das geplante Seniorenstift in Ambach die Gemüter erhitzt

Beim Infoabend des Ostuferschutzverbands fallen harte Worte wie "falsche Berechnungen", "euphemistische Darstellungen" und "Seniorenwohnheime als Vorhöfe zum Tod".

Von Benjamin Engel

Die Stimmung ist geladen. Worte wie "falsche Berechnungen", "euphemistische Darstellungen" und "Seniorenwohnheime als Vorhöfe zum Tod" fallen am Montagabend im Gasthof Limm. Gustav Neumeister vom Ostuferschutzverband erklärt: "Der Gemeinderat hat nie zur Kenntnis genommen, was die Ambacher wollen." Jubel brandet auf. Es geht um das in Ambach geplante Seniorenstift mit 80 Wohnungen des "Kuratorium Wohnen im Alter". Ostuferschutzverband und Initiative Ambach haben zum Infoabend geladen, rund 30 Gäste sind gekommen. In ihrer Kritik sind sie sich einig.

Anfang März hat der Münsinger Gemeinderat mit Mehrheit entschieden, das Bauprojekt auf Basis einer Machbarkeitsstudie des Architektenbüros Goergens & Miklautz weiterzuverfolgen. Die Gemeinderäte Matthias Richter-Turtur (Wählergruppe Ammerland), Heinz Schreiner (SPD) und Ursula Scriba (Bürgerliste) haben dagegen gestimmt und sind als einzige Vertreter des Gremiums ins Gasthaus Limm gekommen.

Doch der damalige Beschluss fußt für Architekt Sebastian Wiedemann von der Initiative Ambach auf falschen Berechnungen. "Dort stehen als maximale Wohnfläche 4377 Quadratmeter", sagt er. Addiere er die Wohnungsgrößen in den auf der Gemeinde-Homepage veröffentlichten Plänen zur Machbarkeitsstudie komme er aber auf 610 Quadratmeter mehr. "Kern der Argumentation ist, dass die neue Bebauung weniger ist als die alte." Auch das stimmt laut Wiedemann nicht. Die bebaute Grundfläche werde überschritten.

Auch die visuelle Darstellung des Testentwurfs - an der nordöstlichen Hangkante könnten drei Einzelhäuser gebaut und ein nördlicher Komplex um einen Hof gruppiert werden - ist für Wiedemann beschönigend. Die bisherigen Gebäude der leer stehenden Wiedemann-Kurklinik seien in alten Baumbestand eingebettet. Doch aus seiner Sicht müssen bei den Bauarbeiten viele Bäume gefällt werden. "Der ganze obere Grundstücksteil wird zur Rodung freigegeben." Denn es brauche Platz für Gerüstaufbauten und Bagger während der Bauphase. "Das wird eine Baugrube von 6300 Quadratmetern."

Deshalb schlägt Wiedemann vor, das Projekt auf 55 bis 60 Wohnungen zu reduzieren. Das Panorama-Haus und das Waldschlössl-Gebäude ließen sich sanieren. Nur noch zwei neue Bauten müssten zusätzlich entstehen. Für Theo Peter - er hat mit seinem Münsinger Bauzeitnetzwerk schon viele Baugemeinschaftsprojekte realisiert - ist ein Seniorenstift gar nicht mehr zeitgemäß. "Das sind Vorhöfe zum Tod", sagt er. "Mehrgenerationenhäuser sind gefragt."

Christian Weigl vom Architekturbüro Goergens & Miklautz stellt auf Nachfrage am Dienstag klar, dass zwischen Testentwurf und dem Gemeinderatsbeschluss unterschieden werden müsse. "Der Testentwurf war nur der Weg, aber nicht das Ende der Planung", sagt er. Es sei darum gegangen, den groben Rahmen abzustecken. "Der Gemeinderat hat eine Obergrenze festgelegt, und die gilt." Eigentlich gar nicht mehr kommentieren möchte Bürgermeister Michael Grasl (FW) die Kritik. Er war am Montagabend nicht da. "Mit Daten bin ich in Abwesenheit des Planers vorsichtig", sagt er auf Nachfrage. Immerhin handele es sich nur um einen Testentwurf, nicht die konkrete Planung. Auf der Informationsveranstaltung von Kuratorium und Kommune am 24. April könne der Planer womöglich Kritik ausräumen. Es gebe viele wichtige Parameter. Es seien auch Gestaltungsvarianten möglich, die einen Erhalt bestehender Gebäude vorsehen .

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