Starnberger See:Wenn jede Sekunde zählt

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Nur zur Übung: Die Spezialanfertigung wird in den Starnberger See geschleppt. (Foto: Wasserwacht Wolfratshausen/oh)

Wasserwacht und Feuerwehr üben die Rettung aus einem versunkenen Auto

Von Ingrid Hügenell, Münsing

Der Wagen ist noch nie einen Kilometer gefahren, landet aber seit zehn Jahren mindestens einmal pro Jahr im Wasser. Der Audi TT dient der Wolfratshauser Wasserwacht als Übungsobjekt. Die Ingolstädter Autobauer haben die Spezialanfertigung der Wasserwacht geschenkt, erklärt deren stellvertretender Vorsitzender Peter Knoblich. "Ein im Wasser versunkenes Auto - ein Unfall, der nicht sehr häufig vorkommt", erklärt er. Dafür gehöre er zu den zeitkritischsten Einsatzszenarien für Wasserretter. Denn für die Insassen wird die Zeit unter Wasser sehr schnell knapp.

Wer mit dem Auto ins Wasser stürzt, habe die beste Chance sich zu retten, indem er die Seitenscheiben herunterlässt, bevor der Wagen komplett versinkt, erklärt Knoblich. Dann könne man den Gurt lösen und durch die offene Scheibe hinausschwimmen. Vorher solle man versuchen, andere Insassen zu retten, die das nicht mehr selbst schaffen. Die Türen könne man unter Wasser wegen des Drucks nicht mehr öffnen. Dabei solle man ruhig und besonnen handeln. Um auf so einen Unfall vorbereitet zu sein, übt die Wasserwacht mit Hilfe des speziell hergestellten Übungs-Wagens. Er ist komplett frei von Betriebsstoffen und hat anstelle eines Motors einen Metallblock unter der Motorhaube. "Somit geht von dem Fahrzeug keine Gefährdung für die Umwelt aus", sagt Knoblich.

Vorigen Sonntag war es wieder soweit: Die Wasserretter zogen den Audi mit einem Motorboot ins Wasser, er versank, dann kam der Einsatz der Taucher. Die bargen eine Puppe und brachten Hebeballons an den Rädern an. Die Ballons werden mit Luft aus eine Pressluftflasche gefüllt. "Dann schwebt der Wagen an die Oberfläche." Vier Stunden dauerte die Übung, an der diesmal auch Mitglieder der Tauchergruppe der Feuerwehr Wolfratshausen teilnahmen. Behandelt wurden dabei auch physikalische Grundlagen und das Ablaufschema der Rettung in einem Theorieteil. Die Bergeübung des auf 14 Meter Tiefe liegenden Fahrzeugs folgte, und dann wurde gegrillt.

© SZ vom 14.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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