Starnberger See:Frühstart auf dem Wasser

Frühjahrsputz bei der Seenschifffahrt; Auf der Werft in Stegen

Die Schiffe der Bayerischen Seenschifffahrt werden derzeit auf Vordermann gebracht. Der Schornstein der "Herrsching" in Stegen strahlt schon in Weiß und Blau.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Schifffahrt beginnt heuer pünktlich zum Ferienanfang - weil Ostern in den April fällt.

Von Astrid Becker

So manch' ein Passagier wird auf diese Neuerung schon lange sehnsüchtig gewartet haben: Dass die Schifffahrtssaison auf dem Starnberger See und dem Ammersee früher beginnen möge als erst an Ostern. Der Kalender kommt diesem Wunsch in diesem Jahr entgegen: Weil Ostern heuer recht spät ist, verkehren die Schiffe auf den Seen bereits vom Palmwochenende an - also erstmals pünktlich zum Ferienbeginn am 8. April. Bis zum Juli wird die Flotte allerdings noch etwas verkleinert sein. Sie wird aus neun statt aus zehn Schiffen bestehen, weil die neue Utting erst im Juli ihren Betrieb aufnimmt.

"Wir schauen uns jetzt mal an, wie der zeitlich frühere Fahrbetrieb angenommen wird", sagt der Leiter der Bayerischen Seenschifffahrt, Michael Grießer. Eine Aussage, die auf Überlegungen hindeutet, den Fahrbetrieb künftig immer früher aufzunehmen als an Ostern. Grießer bestreitet dies auch nicht, verweist aber auch auf das Ramsar-Abkommen, "an das wir gebunden sind". Das heißt: Zwischen 15. Oktober und 31. März hat der Schutz der Wasservögel Vorrang vor kommerziellen Freizeitinteressen der Menschen. Am Ramsar-Abkommen will er nicht rütteln - zumal die Wintermonate auch wichtig sind, um Arbeiten hinter den Kulissen zu erledigen, für die während der Saison keine Zeit bleibt: etwa Dampferstege zu reparieren.

Diesen Winter waren das die Anlegestellen in Seeshaupt und in Buch am Ammersee, die erneuert werden mussten. Auch am Haltepunkt in Ambach wurde in den vergangenen Wochen gearbeitet: Hier wurde eine Art Scharnier gebaut, mit dem künftig besser auf Schwankungen der Wasserhöhe reagiert werden kann. Auch die Schiffsflotte selbst wurde überholt. So musste sich die Starnberg in diesem Jahr der sogenannten Landuntersuchung unterziehen, einer Art Schiffs-TÜV, die alle fünf Jahre fällig wird. Dabei darf das betroffene Schiff nicht auf dem Wasser überwintern, sondern muss an Land geholt werden. Eine gute Gelegenheit, das Schiff "mal von unten" aufzuhübschen, wie Grießer sagt. So wird die Schiffsschale auf Trockendock schon mal neu gestrichen. In diesem Jahr ist das neue Make-up der Starnberg ohnehin recht passend. Denn sie wird am 2. August zu einem Höhepunkt der diesjährigen Saison aufbrechen: einer Gedenkfahrt für Kaiserin Elisabeth, die 180 Jahre alt geworden wäre.

Die Hauptattraktion wird heuer allerdings die Einweihung und Inbetriebnahme der neuen Utting auf dem Ammersee sein. Bereits Mitte April soll sie aus der Lux-Werft in Niederkassel angeliefert werden - in mehreren Teilen mit einem Schwertransport über die Autobahn. Dann soll sie in Stegen wieder zusammengebaut werden. Bis zur Einweihung Anfang Juli wird sie aufmerksamen Spaziergängern jedoch nicht verborgen bleiben: Sie soll einige Testfahrten auf dem See unternehmen, weil "sich ja die Schiffsführer auch mit ihr vertraut machen sollen", wie es heißt. Das jüngste Kind der Flotte ist fast 51 Meter lang und 9,60 Meter breit - also größer als die alte Utting, die nun in München als Partylocation genutzt wird. Ihre Nachfolgerin auf dem Wasser kann 500 Passagiere befördern, 100 mehr als bisher. Die neue Utting ist zudem das erste Schiff auf dem Ammersee, das einen Behindertenaufzug erhält. Zwar sind auch die anderen Schiffe barrierefrei, jedoch nur auf dem Hauptdeck. Auf das Oberdeck zu gelangen, ist dort für Rollstuhlfahrer unmöglich - anders als auf dem Starnberger See. Dort ist die Seeshaupt mit einem Aufzug ausgestattet, die Starnberg immerhin mit einem Treppenlift. Damit wird behinderten Menschen der Zugang zum Sonnendeck erleichtert.

Etwa fünf Millionen Euro hat die Seenschifffahrt - die zu 100 Prozent dem Freistaat gehört - für ihren Neuzugang ausgegeben. "Jetzt ist erst mal 50 Jahre Ruhe", heißt es in Stegen. Zumindest, was den Ammersee betrifft, dessen ältestes Schiff, die Herrsching, im Jahr 2002 den Fahrbetrieb aufgenommen hat. Am Starnberger See jedoch wird in den kommenden Jahren wohl eine etwas größere Reparatur fällig: An der Bayern, wie Michael Grießer sagt: "Im Moment braucht es das noch nicht, aber wir haben die Reparatur im Hinterkopf." Insgesamt verkehren auf dem Starnberger See und dem Ammersee zehn Schiffe, also fast ein Drittel der gesamten Flotte, über die die Bayerische Seenschifffahrt verfügt.

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