Starkbierfest in Wolfratshausen:Derblecken im Zirkus

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Beim Starkbierfest in der Loisachhalle spottet die Loisachtaler Bauernbühne über die Innenstadt, Geretsried und CSU-Fraktionssprecher Fleischer. Auch macht sie einen Vorschlag für die kommende Bürgermeisterwahl.

Benjamin Engel

Echte Partystimmung herrschte in diesem Jahr auf dem Starkbierfest, das am Freitag mit dem traditionellen Politiker-Derblecken über die Bühne ging. Gegen 22 Uhr tanzten viele der Besucher auf den Bänken. Sie sangen lauthals mit, als die "Münchner Zwietracht" Bierzeltklassiker wie "Fürstenfeld" anstimmte.

Noch im Singspiel der Loisachtaler Bauernbühne hatten sich Bürgermeister Helmut Forster sowie Kulturreferent und Stadtrat Ludwig Gollwitzer verspotten lassen müssen. "Aa no per E-Mail. Dazua sog i bloß: Der Ton macht die Musik", mussten sie sich anhören. Sie hatten die Wolfratshauser Stadtkapelle im Vorfeld vom Starkbierfest ausgeladen. Mehr Party sollte es geben, weil nach Beobachtungen in den vergangenen Jahren die meisten Gäste nach dem Ende des Polit-Kabaretts allzu schnell nach Hause gegangen waren.

In diesem Jahr entführte die Loisachtaler Bauernbühne die Besucher in die Welt des Zirkus. Sie durften einer Vorstellung mit Zirkusdirektor, Clowns und Zauberern beiwohnen. "Zirkus Lari Fari" war das Singspiel 2013 überschieben. Genüsslich spießten die Loisachtaler darin die Wolfratshauser Stadtpolitik und auch die Nachbarstadt Geretsried auf. Zuvor hatte Bürgermeister Helmut Forster das erste Fass mit drei Schlägen angezapft. Die erste Maß überreichte er Landrat Josef Niedermaier, weil dieser Wolfratshausen schließlich das WOR-Kennzeichen wiedergegeben habe.

Schwierig gestaltete sich allerdings schon die Fahrt zum Wolfratshauser Stadtzirkus Lari Fari. "I fahr scho den ganzen Tag im Kreis, und find koan Parkplatz. I hob scho an Drehwurm", klagte einer der "Zirkusbesucher". Das Parkdeck vom Märchenwald und am Hatzplatz suchten sie vergeblich. Wofür Wolfratshausen denn wirklich zwei neue Parkdecks brauche? Damit all die Touristen dort parken können, die sich ein leeres Kaufhaus anschauen wollen, spotteten die Loisachtaler. Dabei erwähnten sie noch den Verein Lebendige Altstadt Wolfratshausen, der die Flusspromenade in einer "träumerischen Langzeitstudie" in eine "blühende Schönheit" verwandeln wolle. Aber in Schönheit sterben bringe nix.

Munter spotteten die Loisachtaler weiter. So sinnierten sie darüber, welche Attraktionen der Stadtzirkus denn in diesem Jahr zu bieten habe. Die Touristenmetropole Wolfratshausen sei ja jetzt sogar internationale Flößerstadt. Und irgendwann habe die Stadt auch einmal wieder ganz was Neues. Aber das würden vielleicht erst die Enkel im Rentenalter erleben. "Ma wui am Bergwald die alte Burg wieder aufbau'n", raunte der Zirkusdirektor. Wolfratshausen sei auch die einzige Stadt auf der ganzen Welt, in der sich gleich zwei Vereine einer abgebrannten Burg widmeten, und komme vielleicht damit ins Guinness-Buch der Rekorde.

Spöttische Sottisen musste auch CSU-Fraktionssprecher Manfred Fleischer aushalten. Der habe die richtige Arbeitsteilung: Am Vormittag verkaufe er Wohnungen im Geretsrieder Süden in S-Bahn-Nähe. Am Nachmittag gebe er im bayerischen Landtag eine Petition ab, welche die S-Bahn verhindern soll. Überhaupt die S-Bahn. Da freute sich die Bunker Rosa schon, dass auf der S-Bahn künftig Geretsried als Endhaltestation sehe. Wenn dann müsse da doch Königsdorf drauf stehen, unkten die Loisachtaler. Denn die Endstation Buckelwiesen gehöre zu Königsdorf. Dafür bekamen sie in der ausverkauften Loisachhalle donnernden Applaus. Das galt auch für das Lied vom Hallenbad zur Melodie von Abbas Waterloo. "Mia braucha doch wirklich koa Hallenbad", sang Eveline Hörschelmann. Denn im Sommer führen sie raus zum Bibisee, an die Isar oder den Starnberger See.

Passend zum Thema Zirkus kündigte der Zauberer an, alle Wünsche zu verwirklichen. "Ich verzaubere hässliche Schranken, zaubere her Umgehungsstraßen, Parkplätze, Ritter und Burgen", tönte er. Aber alles nur demnächst, wie seine Assistentin auf einem Schild ankündigte. Genauso ging es auch bei den Bürgermeisterkandidaten, deren Namen die Wolfratshauser Parteien partout nicht nennen wollen. "Mei, dann wird's halt einer von Geretsried. Da bleibt mit Sicherheit einer über", spotteten die Loisachtaler.

© SZ vom 11.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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