Denkmalschutz:Ein Plädoyer für das alte Geretsried

Der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Martin Bruckner möchte Gebäude wie Bunker oder Ingenieurhäuser unter Denkmalschutz stellen. Das geht nur in Absprache mit den Eigentümern

Von Alexandra Vecchiato, Geretsried

Kaum noch ist das alte Geretsried im Stadtbild sichtbar. Das findet Martin Bruckner, Vorsitzender des SPD-Stadtgesprächs und von Beruf Architekt, schade. Er wünscht sich, dass mehr Gebäude aus der Zeit der beiden Rüstungswerke und der Besiedlung nach dem Zweiten Weltkrieg erhalten blieben - besser noch: unter Denkmalschutz gestellt würden. Für diese Idee warb er am Sonntag beim SPD-Stadtgespräch. Der Vorschlag sei gut, meinten die anwesenden Stadträte. Doch bedeute ein Antrag auf Denkmalschutz einen massiven Eingriff in die Eigentumsrechte, sagte etwa Zweiter Bürgermeister Hans Hopfner. "Das geht nur mit den Leuten."

Viel hätte sich in den vergangenen Jahren am Ortsbild geändert. Geretsried werde langsam gesichtslos, beklagte Bruckner. Seit 2003 gebe es Stadtführungen, etliche der früheren Stationen könnten nicht mehr angesteuert werden, weil es nichts mehr dort zu sehen gebe. Nur noch eine Handvoll Bunker gebe es etwa, "auch wenn ich keinen Kult um sie möchte". Doch seien gerade diese Bauwerke ein Beispiel dafür, dass man mit Geschichte respektvoller umgehen müsste. Die Neubauten hätten nichts mehr mit den Ursprüngen Geretsrieds zu tun. Sie seien nur auf Gewinnmaximierung hin ausgelegt. Bruckner berichtete von dem Versuch, ein Gebäude aus den Ursprüngen der Stadt unter Denkmalschutz zu stellen. Das Landesamt habe verneint, weil es doch so viele dieser Art geben würde. Nun werde das Gebäude abgerissen. Dem Ortsvorsitzenden geht es nicht nur um Bunker, sonder auch um die noch bestehenden Ingenieurhäuser oder die sogenannten Schwarz-Häuser. Derzeit steht allein das Rathaus in Geretsried unter Denkmalschutz.

Denkmalschutz bedeute hohe Auflagen und hohe Kosten für die Hausbesitzer, sagte Hopfner. Schon allein aus diesen Gründen dürften keine Schritte ohne die Besitzer unternommen werden. Stadträtin Edith Peter führte als gelungenes Beispiel das Stadtmuseum an, für das ein ehemaliges Ingenieurshaus umgebaut wurde. Was die Bunker betreffe, glaube sie nicht, dass diese so saniert werden könnten, dass eine Wohnnutzung nach heutigen Standards möglich sei.

Zur Unterstützung hatte sich Bruckner Martin Walter vom Arbeitskreis Historisches Geretsried eingeladen. Walter war selbst viele Jahre in der Geretsrieder Stadtverwaltung tätig, unter anderem als Leiter des Bauamts. Er propagierte, die Stadt möge das sogenannte Gloning-Grundstück, auf dem sich noch ein Bunker in Originalzustand befindet, erwerben. In diesem Bauwerk könnte das Stadtarchiv untergebracht werden. Die Crux daran: Auf der Fläche, auf der sich einst die Industriewäscherei Gloning befand, gibt es Altlasten. Deren Sanierung ist teuer. "Da müssten wir eine Hutsammlung machen", sagte Peter in Anspielung auf die Geretsrieder Finanzen.

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