Stadtplanung:Viel Kritik am neuen Zentrum in Geretsried

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Einige Bürger fürchten nach Umbau des Karl-Lederer-Platzes mehr Verkehr, Lärm und Schatten. Manch Unmut hat sich jedoch schon erledigt.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Der geplante Um- und Ausbau des Geretsrieder Stadtzentrums rund um den Karl-Lederer-Platz hat eine Fülle von Kritik ausgelöst. Auf die erste öffentliche Auslegung der Pläne im Sommer folgten so viele Einwendungen, dass sich der Entwicklungs- und Planungsausschuss (EPA) des Stadtrats am Dienstag beinahe vier Stunden lang damit befassen musste. Neben Behörden wie Landratsamt oder Regierung haben sich mehr als vierzig Bürger, teils vertreten durch einen Rechtsanwalt, teils als Sprecher örtlicher Organisationen wie ProCit, zu den Bauvorhaben geäußert. Der Karl-Lederer-Platz und die T-förmig angrenzende Egerlandstraße sollen in Kooperation von Stadt, Krämmel KG und Baugenossenschaft zu einem urbanen Zentrum verdichtet werden: fünfgeschossig und mit einem siebengeschossigen Turm.

Grundwasser

Am meisten Sorge haben die Geretsrieder wegen der am Ort hinlänglich bekannten Grundwasserproblematik; das Wasserwirtschaftsamt thematisiert dies und verlangt Abhilfe, welche die Stadt allen Einwendern fast gleichlautend zusagt: Das Fachbüro dhi wasy begleite den Planungsprozess. "Durch die Einrichtung von Grundwassermessstellen bereits vor Baubeginn können die Einwirkungen des Bauwerks auf das Grundwasser abgesehen werden. Im Bebauungsplan würden eventuell notwendige Maßnahmen wie Drainagen oder eine sogenannte "weiße Wanne" festgesetzt.

Verkehr

Einige Bürger befürchten, dass es durch die Verdichtung mit großflächigem Einzelhandel und Wohnbebauung zu Verkehrsproblemen kommen könne. Darauf antwortet die Stadt mit einem Konzept "Planfall 4", das sie mit Gutachtern erstellt habe. Demnach soll bis zur geplanten Verlegung der Bundesstraße 11 Richtung Schwaigwaller Bach, mit der erst in Jahren gerechnet wird, folgende Lösung greifen: Die Durchfahrten zwischen Karl-Lederer-Platz und Böhmwiese über die B 11 werden unterbunden. Ebenso soll es untersagt werden, von der Böhmwiese auf die B 11 Richtung Wolfratshausen aus- und von Geretsried-Süd kommend auf die Böhmwiese einzufahren. Auch das Abbiegen vom Karl-Lederer-Platz Richtung Geretsried-Süd soll verboten sein. Direkt am und um den Karl-Lederer-Platz werde hingegen der zu erwartende zusätzliche Verkehr keine Probleme bereiten, so habe ein Gutachten ergeben.

Bauhöhen

Die meisten Emotionen löst die geplante Höhenentwicklung aus. "Städtebaulich unmöglich", "Gigantismus pur", "geradezu unanständig": So lesen sich die Kommentare. Vor allem der 28 Meter hohe Turm wird kritisiert - aber von einigen auch schon als "das neue Wahrzeichen von Geretsried" gesehen. Die Stadt verweist darauf, das die Höhen mit Fachleuten diskutiert wurden. Durch die höhere Bebauung werde der Platz überhaupt erst als solcher gefasst, der Turm sei als "Orientierungspunkt" ausdrücklich gewollt. Auch was eine mögliche Beeinträchtigung der Nachbarschaft angeht, spricht die Stadt von bewussten Entscheidungen: Die Wohnsituation werde sich ändern, dies sei aber zumutbar.

Tiefgaragen

Die seit mehr als einem Jahr vorbereitete Planung umfasst eine Tiefgarage unter dem Karl-Lederer-Platz als wichtigstes Angebot zum Parken. Die Zahl der oberirdischen Stellplätze wird auf 25 halbiert. Die Hauptkritik an der Garage hat sich erledigt, da diese nicht mehr zwei-, sondern eingeschossig geplant ist. Die Zufahrt ist gegenüber dem Rathaus, an der Einmündung der B 11 auf dem Platz vorgesehen; die Ausfahrt am Kreuzungspunkt des Platzes mit dem Martin-Luther-Weg - dieser werde nicht zusätzlich frequentiert. Die Garage soll mit einer zweiten an der Egerlandstraße verbunden werden, außerdem sollen Anlieger die Möglichkeit erhalten, sich mit Garagenmodulen anzuschließen.

Einzelhandel

Der wesentliche Aspekt der Umgestaltung ist die Bereitstellung größerer geschlossener Verkaufsflächen für den Einzelhandel. Kritik daran weist die Stadt zurück. Sie erinnert an das Einzelhandelsgutachten, wonach in der Innenstadt 7000 bis 9000 Quadratmeter für Nahversorgung fehlten. "Bestehende Sortimenter haben Interesse an einer Umsiedlung in das Zentrum signalisiert", heißt es dazu. Es sollen sogenannte Magnetbetriebe angesiedelt werden, die kleinere Läden nach sich ziehen und so zur beabsichtigten Belebung und Stärkung des Zentrums führen. Der örtliche Gewerbeverband und die Einzelhandels- und Dienstleistungsvereinigung ProCit Geretsried begrüßen dies ausdrücklich.

Der Karl-Lederer-Platz in Geretsried: Mit den Umbau-Plänen sind nicht alle glücklich. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Lärm und Verschattung

Die Stadt erklärt unter Verweis auf ein Gutachten, es sei nicht zu erwarten, dass der Platz durch den hohen Turm unzumutbar verschattet werde. Der Baukörper stelle auch kein Windhindernis dar. Im Hinblick auf große Einzelhandelsbetriebe wurde auch ein Schallgutachten erstellt mit Festsetzungen für Öffnungs- und Anlieferzeiten sowie bauliche Details wie Beläge und schallabsorbierende Auskleidungen.

Feste

Da der Turm auf den Platz gebaut wird, verändert dieser sich in Größe und Struktur. Die Planer betonten aber, dass Märkte und Feste noch möglich seien: "Je nach Platzbedarf können die Ost- und Westseite zusammengeschaltet werden."

Das Thema Zentrum steht kommende Woche auf der Agenda des Stadtrats: Dienstag, 25. Oktober, 17 Uhr, Rathaus-Sitzungssaal. Das Bauamt und das Architekturbüro Kehrbaum arbeiten danach alle Änderungen in die Pläne ein, die dann erneut für einen Monat einsehbar sein werden. An einen Baubeginn ist nicht vor Frühjahr 2017 zu denken.

© SZ vom 20.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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