Wer hätte das gedacht: Geretsried ist die erste Stadtbücherei im Landkreis, die eine "Gaming Zone" einrichtet. Wer wie unsereins bisher keinen Schimmer hatte, was Super Mario, Lara Croft oder The Witcher eigentlich so treiben, mochte sie und andere Protagonisten von Computerspielen längst für festes Personal jeder öffentlichen Bibliothek halten. Nun, da sie es werden, kann Geretsried sogar mit einer Vorreiterrolle prahlen.
Das verdankt die Stadt Björn Rodenwaldt. Es war, wie Hans Ketelhut am Dienstag im Kulturausschuss anmerkte, offenkundig eine gute Entscheidung, Rodenwaldt zum Leiter des Hauses zu machen. Er hat in bisher eineinhalb Jahren an der Adalbert-Stifter-Straße 13 aufgeräumt - im Wortsinn und im übertragenen. Da flog nicht nur ein Großteil der mehr als siebzig (!) Zimmerpflanzen raus, es kam auch viel Neues rein, was einer Bibliothek besser ansteht. Moderne, funktionale Möbel, neue Bücher, neue Medien. Treffpunkte wurden geschaffen, offenes Wlan eingerichtet. Und jetzt eben ein Raum für Computerspiele.
Der wird keineswegs nur ganz junge Nutzer anlocken. Gerade Leute um die dreißig, so erfuhr man jetzt im Kulturausschuss, interessierten sich fürs Gaming. Rodenwaldt selbst ist da wohl das beste Beispiel. Der 37-Jährige, der eine Ausbildung im Buchhandel und ein Studium des Bibliothekswesens absolviert hat, spielt in virtuellen Welten so gern wie in der realen. Für diese hat er bereits einen festen Spieltermin in der Bücherei eingerichtet, für jene wird das folgen; ebenso Talk-Runden, Führungen, Generationengespräche.
Die Geretsrieder Bücherei entwickelt sich also zügig zu einem Kulturtreffpunkt. Sie wäre eine ideale Bereicherung für die neue urbane Mitte der Stadt. Das täte dem Karl-Lederer-Platz, bei dessen Umbau es bisher mehr um Einzelhandel als um Kultur geht, gut.