Stadtarchiv:Argumente für das Loisachufer

Vor dem Bürgerentscheid zum Stadtarchiv machen sich Bürgermeister Helmut Forster und seine Berater noch einmal für den Standort nahe der Andreasbrücke stark.

Von Matthias Köpf

In seinem letzten großen Auftritt als amtierender Wolfratshauser Bürgermeister hat sich Helmut Forster (BVW) noch einmal für den umstrittenen Stadtarchiv-Standort am Loisachufer eingesetzt. Bei der Informationsveranstaltung zum Stadtarchiv am Montagabend in der Loisachhalle warb Forster damit vor knapp 120 Zuhörern für ein Ja beim Bürgerentscheid am 25. Mai. Dann müssen die Wolfratshauser über den Standort entscheiden, weil sich der scheidende Stadtrat nicht auf einen Entwurf für das Loisachufer hatte einigen können.

Neben dem Bürgermeister legten sich Susanne Rentsch als Vertreterin des Beratungsbüros Plankreis und Barbara Hummel von Schober Architekten für ein Archiv am Loisachufer ins Zeug. Ein Neubau am Altstadtufer bei der Andreasbrücke löse die unumgängliche städtische Pflichtaufgabe der Archivhaltung ideal, biete den wertvollen und oft mehrere hundert Jahren alten Archivalien sowie deren Nutzern beste Bedingungen, sei der Einstieg in die lange erhoffte Aufwertung des gesamten Loisachufers und gebe der Innenstadt eine zur allgemeinen Belebung dringend benötigte Attraktion, lautete das gemeinsame und eindringlich wiederholte Credo. Das Büro Schober hatte für die Stadt den ersten Architektenwettbewerb in ihrer langen Geschichte organisiert, der vier Siegermodelle zur Auswahl hervorbrachte.

Die Stadträte hatten diese grundsätzlich in Frage kommenden vier Entwürfe auf zwei reduziert, doch im Dezember fand sich für keinen von beiden eine Mehrheit. Als sich im Februar ein ähnliches Nicht-Ergebnis abzeichnete, brachte Forster das für Wolfratshausen ebenfalls neue Instrument des Ratsbegehrens ins Spiel: Auf einhelligen Beschluss des alten Stadtrats sollen an seiner Stelle nun die Bürger entscheiden - allerdings nur über den Standort. Eine weitergehende Fragestellung verwarfen die Räte als zu kompliziert. Die am Dienstag samt Stadtwappen auf die Leinwand projizierte Fragestellung lautet nun wörtlich: "Sind Sie dafür, dass das Stadtarchiv am Standort Loisachufer entsprechend dem 1. oder 3. Preis gebaut wird?"

Antwortet die Mehrheit der Wolfratshauser bei dem gleichzeitig mit der Europawahl am 25. Mai abgehaltenen Bürgerentscheid mit Ja, so obliegt die Auswahl des richtigen Entwurfs wiederum dem Stadtrat, der inzwischen neu gewählt worden ist. Stimmen die Bürger aber mehrheitlich mit Nein, "dann fangen wir halt wieder von vorne an, es bleibt uns ja nichts anderes übrig", sagte Forster. Die Frage aus dem Publikum, ob ein Nein zum Standort auch die befürchteten Schadenersatzansprüche der Architekten nach sich ziehe, konnte Forster nicht beantworten. Dazu gebe es von mehreren Stellen wie Architektenkammer oder Regierung von Oberbayern unterschiedliche Auskünfte, erläuterte er am Rande der Veranstaltung. Fest stehe aber, dass bei einem Ja zum Ufer nur einer der vier Siegerentwürfe realisiert werden darf.

Diese waren im hinteren Teil der Loisachhalle in Form von Skizzen und Holzmodellen ausgestellt. Barbara Hummel erläuterte in ihrem Vortrag den ersten und den dritten Preisträger, die sich nach der Vorauswahl durch den Stadtrat auch in der Fragestellung des Bürgerentscheids finden. Beide würden das aus technischen Gründen unverzichtbare Pumpenhaus am Loisachufer samt dem jetzigen Archiv vom Volumen her mehr als verdoppeln, um die nötigen 400 Quadratmeter Nutzfläche zu bieten. Dazu zählt auch ein 70 Quadratmeter großer Ausstellungsraum für das Archiv und das nahe Heimatmuseum.

Dieser Raum soll dem von Forster und Hummel trotz Zweifeln aus dem Publikum auf 1,4 Millionen Euro taxierten Archiv-Projekt bis zu 250 000 Euro an Zuschüssen einbringen und könne auch für kleinere Empfänge dienen. Dies stieß an dem Abend auf Kritik von Dietrich Sailer, der als Chef des Traunsteiner Hofbräuhauses die Loisachhalle betreibt und diese als ausreichend auch für kleinere Ausstellungen und Empfänge ansieht. Vereinzelte Kritik aus dem Publikum gab es am Erscheinungsbild der beiden Modelle mit ihrer Holzverschalung. Herbert Kot, der eine Demonstration gegen den Standort Loisachufer mit rund 150 Teilnehmern im Februar organisiert hatte, blieb bei seiner Ablehnung und bei seiner Charakterisierung des geplanten Archivs als "Monsterbau".

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