Spielraum für viele Pläne:Drei Holzhäuser für 300 Flüchtlinge

Der Bauausschuss des Geretsrieder Stadtrats ist mit den Plänen für die Böhmwiese einverstanden. Die Standortwahl berücksichtigt den Sport und künftige Vorhaben.

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Luftbild Geretsried

Geretsried mit B 11 und Böhmwiese

(Foto: Manfred Neubauer)

Auf der Böhmwiese darf ein Flüchtlingsdorf entstehen: Der Bau- und Umweltausschuss des Stadtrats hat die städtischen Pläne in der Sitzung am Dienstag billigend zur Kenntnis genommen und dem Stadtrat empfohlen, für 2016 das nötige Geld zur Verfügung zu stellen. Zu der Höhe der Kosten wollte Stadtarchitekt Christian Müller jedoch noch nichts sagen, ehe eine in Auftrag gegebene Baugrunduntersuchung abgeschlossen ist. Die drei horizontal nebeneinander aufgereihten Häuser sollen jeweils 100 Menschen aufnehmen können, neun Meter hoch und 32 Meter lang sein und in Holzsystembauweise errichtet werden, was Müller zufolge nicht nur eine bessere Dämmung verspricht als Container, sondern den auf engem Raum untergebrachten Flüchtlingen auch ein besseres Raumklima bietet.

Auf ihrer Suche nach einem geeigneten Standort auf der Böhmwiese ging die Stadt nach dem Ausschlussverfahren vor, die meisten Flächen sind nämlich entweder ungeeignet oder bereits in Benutzung: Der Fußballplatz etwa sei tabu, weil seine Bebauung "den Sport einschränken oder unmöglich machen" würde, sagte Bürgermeister Michael Müller (CSU). Ausgeschlossen sei auch die Achse zwischen dem Rathaus und dem späteren S-Bahnhof sowie der Bereich, in den die B 11 verlegt werden soll. Ein Teil der Böhmwiese, der in Betracht gezogen worden war, schied wegen einer Geländevertiefung aus, der Bereich daneben wegen einer Geländekante.

Übrig blieb die Wiese südlich des Fußballfelds, neben dem Hundespielplatz, den der Ausschuss am Dienstag ebenfalls genehmigte. Das äußerste Gebäude, das nach derzeitiger Planung 35 Meter von der B 11 entfernt steht, ragt dann allerdings teilweise in ein Biotop hinein. Grünen-Stadtrat Volker Witte erklärte sich trotzdem einverstanden - unter der Voraussetzung, dass für den Verlust ein Ausgleich geschaffen werde. Bauamtsleiter Jochen Sternkopf erinnerte daran, dass die Stadt an ihrem Masterplan für die Böhmwiese festhalte, nach dessen Umsetzung "kein Gänseblümchen" mehr stehen werde.

150 Flüchtlinge leben derzeit in Geretsried, 80 davon in der Gemeinschaftsunterkunft am Robert-Schumann-Weg. Weitere 150 Flüchtlinge wohnen vorübergehend in der Adalbert-Stifter-Turnhalle, wo sie registriert, ärztlich untersucht und auf dauerhafte Unterkünfte verteilt werden. Die Turnhalle soll noch bis Ende des Jahres belegt bleiben, sagte Müller. Der Stadtrat erteilte auch der am Schulzentrum geplanten Unterkunft das gemeindliche Einvernehmen: Sie soll Platz bieten für 251 Betten, die Container will der Landkreis Müller zufolge leasen. Hinzu kommt eine bereits genehmigte Unterkunft für 184 Asylbewerber, die der Privatinvestor Vitalis Grundbesitz GmbH in der Jeschkenstraße bauen will. Der Investor stehe mit der Regierung von Oberbayern und dem Landratsamt in Kontakt, sagte Müller. Außerdem sei man "mit ein paar Privaten" im Gespräch; doch auch wenn die Verhandlungen gut verliefen, werde das Angebot nicht ausreichen, um den 1000 Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf zu geben, die bis Ende 2016 in der Stadt erwartet werden. Der Landkreis rechnet damit, bis dahin 5000 Menschen unterbringen zu müssen, Geretsried nimmt davon 20 Prozent auf.

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