Speichersee am Brauneck:Ja unter zahlreichen Auflagen

Erst nach zweijährigem Verfahren genehmigt das Landratsamt das künstliche Gewässer, das Schneekanonen speisen soll - allerdings mit vielen Auflagen.

Klaus Schieder

250 Meter lang, bis zu 80 Meter breit und zwölf Meter tief, gefüllt mit etwa 100 000 Litern Wasser: Am Brauneck entsteht einer der größten Speicherseen in Bayern. Die Baugenehmigung hat Peter Lorenz jetzt vom Landratsamt bekommen. Die Seiten hat er nicht gezählt, aber "es ist ein großer Ordner", sagt der Geschäftsführer der Brauneck- und Wallbergbahnen GmbH, der mit dem Wasser zusätzliche Schneekanonen in dem Skigebiet speisen möchte. "Zuerst für die bestehenden Abfahrten, da haben wir zu wenig Wasser gehabt."

Die Dicke des Bescheids rührt unter anderem daher, dass Lorenz etliche Auflagen zu erfüllen hat. So gibt es einen landschaftspflegerischen Begleitplan, der Aufforstungen ebenso vorsieht wie Kompensationsflächen an der Isar. Dort solle etwa ein "orchideenreicher Kalkmagerrasen" angelegt werden, erklärt Cornelia Breiter, zuständige Sachbearbeiterin im Landratsamt.

Verlangt werden überdies Beweidungen und Mähkonzepte, aber auch Artenschutz-Maßnahmen, zum Beispiel für die Gelbbauchunke. "Da sind Ersatzbiotope notwendig, aber das ist schon passiert", sagt Breiter. Der Betreiber sieht beim Blick in den Forderungskatalog kein großes Problem auf sich zukommen. Er habe "alles schon studiert", sagt Lorenz. Es sei alles machbar.

Auf der einen Seite Tourismus und Wirtschaftskraft, auf der anderen die Bergwelt mit ihrer artenreichen Flora und Fauna - in diesem Spannungsfeld ist das Projekt Speichersee angesiedelt. Zwei Jahre dauerte das Genehmigungsverfahren, in dem Träger öffentlicher Belange wie Gemeinden, Landesamt für Umwelt, Regierung und Wasserwirtschaftsamt angehört wurden.

Darüber hinaus gaben Naturschutzverbände ihre Stellungnahmen ab, vom Landesbund für Vogelschutz über den Bund Naturschutz bis zum Landesfischereiverband. Vier Verbände hätten sich kritisch geäußert, so Breiter. Sie wiesen auf den Klimawandel hin, fürchteten um Tierarten und warfen die Frage auf, ob Schneekanonen zeitgemäß sind. "Sie waren überhaupt gegen Beschneiungsanlagen und damit gegen den Speichersee", so Breiter.

Einwände hatte auch der Deutsche Alpenverein (DAV) vorgebracht. "Es gab Forderungen, die erfüllt sein mussten, damit wir dem zustimmen konnten", sagt DAV-Pressesprecher Thomas Bucher. Fast alle seien in der Genehmigung des Landratsamtes aufgeführt. Als Beispiel nennt er "ein Gesamtkonzept für ein fußläufiges Wegenetz im gesamten Erholungsraum Brauneck". Oder auch die Gewährleistung, sämtliche oberirdischen Teile des künstlichen Sees - geplant ist etwa ein 15 Meter hoher Damm - wieder abbauen zu können und die nötigen finanziellen Rücklagen dafür zu bilden. Nur die Überprüfung des Fassungsvolumens, die der DAV ebenfalls verlangte, stehe nicht im Bescheid des Landratsamtes, so Bucher. Aber für den Alpenverein sei das Projekt nunmehr "akzeptabel".

Mit dem Bau will der Betreiber, der die Kosten von etwa 1,2 Millionen Euro selbst trägt, noch heuer beginnen. Zunächst müsse man jedoch die Ausschreibungen auf den Weg bringen, so Lorenz: "Die Frage, wer's macht, ist eine des Geldes, und wir müssen sehen, wo man sparen kann." Auf jeden Fall muss der Geschäftsführer auch für eine ökologische Bauleitung sorgen, was der DAV ebenfalls gefordert und das Landratsamt übernommen hat.

Ob der Berghang stabil bleibt oder möglicherweise abrutscht, wenn der Kunstsee angelegt wird, habe das Wasserwirtschaftsamt Weilheim "ausführlich geprüft", sagt Breiter. Das Ergebnis: Nach den technischen Unterlagen sei "die Hangsicherheit gewährleistet". Sollte dennoch etwas passieren "muss man sofort reagieren - aber davon gehen wir nicht aus". Der Bau werde vom Landratsamt begleitet und am Ende von einem Prüfsachverständigen des Bayerischen Ingenieurkammer abgenommen.

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