Special Olympics 2012:Medaillen und Rennsemmeln als Belohnung

Den elf Athleten aus dem Landkreis, die bei den Special Olympics starten, geht es nicht nur ums Dabeisein. Sie wollen auch gewinnen - mit hartem Training und einem Trick.

Isabel Meixner

Dieses Mal soll es klappen. Bei den Special Olympics-Landesmeisterschaften belegte Michael Stiefelreiter im vergangenen Jahr nur vierte Plätze. Zu wenig für einen ambitionierten Sportler wie ihn. Damit es bei den Special Olympics in München für einen Platz auf dem Siegertreppchen reicht, ging der Leichtathlet im Vorfeld fast täglich Joggen - und greift zu einem Trick: Er hat seine Goldmedaille unter das Kopfkissen gelegt, die er bei einer seiner fünf Special-Olympic-Teilnahmen im Weitsprung gewann.

Special Olympics 2012: Christian Holzinger tritt im 400- und 1500-Meter-Lauf an. Drei Medaillen hat er bereits bei vergangenen Special Olympics gewonnen.

Christian Holzinger tritt im 400- und 1500-Meter-Lauf an. Drei Medaillen hat er bereits bei vergangenen Special Olympics gewonnen.

(Foto: Robert Haas)

Nun steht der 17-jährige Blondschopf mit einem breiten Grinsen, weißem T-Shirt und weiter Basketballhose auf der Haupttribüne im Münchner Dantestadion. Ab und zu fällt ein paar Meter entfernt ein Schuss - das Startsignal für die 100-Meter-Sprinter. Die Zuschauer feuern die Athleten mit einem lauten "Hopp, hopp, hopp" an. Etwa die Hälfte der Plätze ist belegt, die Leichtathleten der Lebenshilfe freuen sich heute über zahlreiche Fans: Einige Eltern sind nach München gekommen und sogar Schüler des Tölzer Gabriele-von-Seidl-Gymnasiums, das mit der heilpädagogischen Tagesstätte der Lebenshilfe kooperiert. In ein paar Stunden wird auch Michael seine Wettkampf bestreiten, erst der 400-Meter-Einzel- und Staffellauf, dann tritt er im Weitsprung an. Ob er aufgeregt ist? "Es geht", sagt der 17-Jährige.

Für Christian Holzinger ist es die vierte Special-Olympics-Teilnahme. Drei Medaillen hat er bereits im 400-Meter- und 1500-Meter-Lauf gewonnen. Für seinen Start hat der 23-Jährige hart trainiert, täglich lief er eine Strecke von zehn Kilometern. "Früher habe ich eine Stunde gebraucht und jetzt nur noch 37 Minuten", sagt er stolz. Sein Ziel für die Special Olympics: "Es wäre schön, wenn es noch einmal mit einer Medaille klappt, aber wenn nicht, ist auch nicht so schlimm. Ich habe schon alle Farben."

Dabei sein ist alles? Nicht nur, meint Elli Dietz, die die elf Starter der Lebenshilfe aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen betreut. Acht Sportler sind Schüler der Von-Rothmund-Schule in Bad Tölz, drei besuchen die Oberland-Werkstätten. "Sie wollen alle auf dem Treppchen stehen", sagt die Lehrerin. "Gewinnen ist halt doch am schönsten." Elli Dietz trägt ein grünes T-Shirt mit der Aufschrift "In jedem von uns streckt ein Held". Seit ihre Von-Rotmund-Schule vor sechs Jahren erstmals Sportler zu den Special Olympics entsendet hat, organisiert sie die Teilnahme.

Mit den Athleten, die häufig unter Spastik, Down-Syndrom oder Mehrfachbehinderungen leiden, trainiert sie zusätzlich zum Sportunterricht einmal pro Woche. Seit Sonntag wohnt sie außerdem mit den Athleten in der Turnhalle der Lebenshilfe in Bad Tölz, wo sich die Sportler ein "olympisches Dorf" auf Weichbodenmatten eingerichtet haben und auf die Wettkämpfe vorbereiten. "Der bewegendste Moment ist, wenn sie die Medaillen nach oben halten", weiß Elli Dietz aus Erfahrung.

In diesem Moment kommt Michael Seidel und fällt seiner Trainerin um den Hals. Er hat gerade seinen 100-Meter-Lauf bestritten und ist glücklich: "Hat Spaß gemacht." Thomas Orend klagt nach seinem 50-Meter-Sprint indes über Krämpfe in der Wade. Elli Dietz schickt ihn zum Massieren, das für die Athleten kostenlos hinter der Südkurve des Dantestadions angeboten wird.

Ein weiterer Athlet begleitet Thomas. "Die haben wohl spitz gekriegt, dass junge Frauen massieren", meint Dietz. Michael Stiefelreiter und Christian Holzinger brauchen keine Massage. Sie werden an diesem Tag unter den Letzten sein, die ihren Wettkampf bestreiten. Auf die Belohnung danach freuen sie sich schon jetzt: Das Team geht Rennsemmeln essen im Kesselhaus. "Rennsemmeln und Leichtathleten - das passt", findet Elli Dietz. (Bilderstrecke unter sz.de/wor)

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