Sparkasse zieht Bilanz:Leiden am Niedrigzins

Die Sparkasse im Landkreis sieht die Politik der Europäischen Zentralbank als "anspruchsvolle Herausforderung". Vorstandsvorsitzender Obinger rechnet mit geringeren Erträgen. Womöglich werden Filialen geschlossen

Von Klaus Schieder, Bad Tölz-Wolfratshausen

Wenn Sparer auf ihre Guthaben so gut wie keine Zinsen mehr bekommen, dann trifft das besonders ein Kreditinstitut, das den Begriff Sparen in seinem Namen trägt. Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank sei für die Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen eine anspruchsvolle Herausforderung, sagte Vorstandsvorsitzender Walter Obinger, als er am Donnerstag die Jahresbilanz 2014 vorlegte. Er rechnet damit, dass die Erträge künftig zurückgehen. "Wir sind gut aufgestellt, aber wir müssen die Kosten entsprechend im Blick behalten."

Noch wartet Obinger ab. Seiner Prognose zufolge wird das Zinsniveau zumindest bis Ende 2016 auf niedrigem Stand bleiben. Auf der Ausgabenseite schlagen außerdem die Bankenumlage, die heuer für die Sparkasse rund 300 000 Euro beträgt, und eine laut Obinger "überbordende Regulatorik" aus Brüssel, Berlin und Frankfurt zu Buche. "Das macht viel Arbeit und kostet damit Geld", sagte er.

Trotz all dieser Entwicklungen liegen allerdings keine Pläne in der Schublade, die Zahl der 491 Sparkassen-Mitarbeiter in größerem Umfang zu verringern. Man setze auf "natürliche Fluktuation", sagte der Vorstandsvorsitzende. Auf keinen Fall werde in der Ausbildung der Rotstift angesetzt. Im Fokus behält Obinger das Netz der 30 Geschäftsstellen im Landkreis, nicht bloß wegen der EZB-Politik, sondern auch wegen des veränderten Verhaltens der Kunden, die ihre Bankgeschäfte zunehmend am Computer erledigen. Erst vor kurzem wurde die Filiale auf der Tölzer Flinthöhe in ein Selbstbedienungs-Center umgewandelt. Ob diesem Schritt weitere erfolgen, ist nicht entschieden. "Es gibt keine konkreten Planungen."

Dem Geschäftsjahr 2014 gab Obinger die Note "zufriedenstellend". Die Einlagen der Kunden stiegen um 73 Millionen auf 1,71 Milliarden Euro, die Kredite um 101 Millionen auf 1,55 Milliarden Euro. Die Bilanzsumme erhöhte sich um 5,3 Prozent auf 2,12 Milliarden Euro. Unterm Strich bleibt der Sparkasse ein Gewinn von 2,84 Millionen Euro und damit fast genauso viel wie im Jahr zuvor. Mit einem Eigenkapital von 135 Millionen Euro liegt die Sparkasse über dem nach Basel III erforderlichen Betrag - und zwar "komfortabel", wie der Vorstandsvorsitzende anmerkte.

Eine deutliche Belebung verzeichnete das Kreditinstitut im Wertpapiergeschäft. Auch dies liegt an der Niedrigzinspolitik. Weil Anleger fürs Sparen kaum Geld bekommen, suchen sich manche von ihnen Alternativen und investieren in Aktien oder Immobilienfonds. Bei den Wertpapieren hat die Sparkasse die Deka Investments und die dwp-Bank in Frankfurt als Verbundpartner. Der Umsatz betrug voriges Jahr 140 Millionen Euro, wie stellvertretender Vorstandsvorsitzender Reinhard Bredtmann mitteilte. Der Gesamtbestand in den 13 000 Depots lag bei 430 Millionen Euro.

Überraschend gut lief das Geschäft mit Lebensversicherungen, wohl auch deshalb, weil sie einen zwar kleinen, aber sicheren Zinssatz garantieren. 1659 Verträge wurden neu abgeschlossen. Die Betragssumme belief sich auf 21,5 Millionen Euro. "Damit haben wird das Vorjahresergebnis um 33 Prozent getoppt", sagte Bredtmann.

Stark gestiegen ist zudem das Volumen an Firmenkrediten. Das betrug 2014 etwa 752 Millionen Euro, 2013 waren es noch 678 Millionen. Das Immobilien-Center der Sparkasse vermittelte 66 Objekte in einem Gesamtwert von 14,3 Millionen Euro. "Es wäre sicher mehr möglich bei einem entsprechenden Angebot", sagte Vorstandsmitglied Renate Waßmer. Das Online-Banking hat sich auch in der Sparkasse längst etabliert. Fast jedes zweite Girokonto wird online genutzt, bei den Geschäftskunden sind es sogar 89,7 Prozent. Zunehmend beliebt ist auch die App für Smartphones und iPads, die Waßmer als "kleinste Sparkassen-Filiale" bezeichnete: "Ende 2014 waren bei unseren Kunden über 4600 Apps im Einsatz, Tendenz steigend."

Neben ihrem Kerngeschäft tritt die Sparkasse schon seit langem als Mäzen im Landkreis auf. "Wir nehmen für uns in Anspruch, der größte nicht-staatliche Sponsor zu sein", sagte Obinger. 430 000 Euro flossen vergangenes Jahr an Vereine, soziale und kirchliche Einrichtungen, Schulen Kindergärten oder in kulturelle Projekte. Die einzelnen Spenden sind bei 414 geförderten Maßnahmen nicht sonderlich hoch, "wir legen großen Wert darauf, eher kleinteilig unterwegs zu sein", sagte Obinger. Das sei "Graswurzelarbeit". Die vor vier Jahren gründete Stiftergemeinschaft umfasst mittlerweile 14 Zustiftungen mit einem Kapital von 474 000 Euro.

Noch etwas gab Obinger bekannt: Der Deutsche Bürgerpreis, den die Sparkasse für den Landkreis ausschreibt, steht diesmal unter dem Motto "Kultur leben - Horizonte erweitern".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: