Sommer-Tour:Dem Meer entgegen

Seit heuer ist der Radweg "Via Bavarica Tyrolensis" Teil der offiziellen Strecke "München-Venezia", die nun komplett ausgeschildert sein sollte. Doch zum Start hapert es noch - eine Tour durch den Abschnitt im Landkreis zwischen Schäftlarn und Sylvensteinsee.

Von Hannah Fischer

Die Isar plätschert gutmütig, der Fahrtwind durchkämmt die Haare, die Fahrradkette schnurrt, die Räder rollen Meter um Meter. Zwischen der Aumühle und dem Ickinger Wehr sind viele Radler unterwegs. Roswitha Mellwig aus Gelting steht mit ihrem Fahrrad am Wehr. "Mit unserem privaten Wanderclub wandern und radeln wir hier oft", sagt sie. Alle zwei Wochen etwa treffe sie sich mit Freunden, um neue Routen auszuprobieren. Heute sind sie schon um 8.30 Uhr von Gelting aus nach Norden gestartet und bis Straßlach gefahren, um nicht am Mittag in die 34 Grad Celsius zu geraten. Im Gasthaus zur Mühle sieht man die Flößer, wie sie auf dem Weg nach München die Floßrutschen passieren. Flussaufwärts geht es jetzt zum Meer: Seit diesem Sommer ist der Radweg bis nach Venedig ausgeschildert - die erste Etappe führt einmal quer durch den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen.

Roswitha Mellwig hat von der "München-Venezia" gehört: Erst geht es über die bekannte "Via Bavarica Tyrolensis", die auf der ersten Etappe hauptsächlich ausgeschildert ist, ins Inntal über die Dolomiten nach Venetien - 560 Kilometer Strecke, 3000 Höhenmeter, ein sportliches Programm. Wir begnügen uns mit der Landkreis-Tour.

Schnell erreicht man auf Teer- und Kieswegen die Pupplinger Au. Von der wilden Flusslandschaft sieht man wenig, die Strecke führt meist kerzengerade durch Wald. Immerhin: Der Schatten kühlt die Luft ab.

Durch das Naturschutzgebiet geht es an Wolfratshausen vorbei Richtung Geretsried. Hier wurde im April ein Rastplatz für Radler und Spaziergänger angelegt: Ein überdachter Tisch mit zwei Bänken soll zum Verweilen einladen. Leider wirkt der Rastplatz nicht einmal vier Monate nach der Einweihung ungepflegt. Müll und Schmierereien verunstalten Tisch und Bänke. Auf der Via Bavarica Tyrolensis ist dies aber nicht der einzige Ort, um eine Pause einzulegen. Immer wieder kommt man an Gasthäusern vorbei. Bänke im Schatten zum Ausruhen sind auf dem Weg reichlich vorhanden. Hier können die Reisenden ihre Brotzeit auspacken.

In und um Geretsried führt der Radweg von der Isar weg und man muss einige Male die Straße überqueren und sogar ein Stück durch das Gewerbegebiet in Geretsried radeln, was in den Radwanderführern verschwiegen wird. Freizeitradlerin Roswitha Mellwig gefällt dieser Abschnitt nicht so gut: "Schön wäre es, wenn der Radweg weiter an der Isar entlang gehen würde."

Auf dem Weg in Richtung Bad Tölz kommen die Reisenden an der riesigen Jugendsiedlung Hochland der Gemeinde Königsdorf vorbei, wo unter anderem Jugendbildungsprogramme angeboten werden. Hier zelten im Sommer viele Kinder und Jugendliche. Nebenan befindet sich die Isarsternwarte, die im Oktober vergangenen Jahres eingeweiht wurde.

Sommer-Tour: Grafik: SZ

Grafik: SZ

Je mehr sich die Radler Bad Tölz nähern, umso mehr geraten die Berge in den Blick - da müssen die Venedig-Radler drüber. Bislang war nur die "Via Bavarica Tyrolensis" ausgewiesen, von "München-Venezia" keine Spur. Das ändert sich in Bad Tölz: Hier wurde Anfang Juli an der Isarbrücke das erste Schild mit Informationen zur Tour aufgestellt. In drei Sprachen gibt es Tipps - natürlich auch über Bad Tölz wie zum Beispiel das Bulle- von-Tölz-Museum. Die aufgedruckte Landkarte erklärt die Route - noch 503 Kilometer bis Venedig.

Till-Jakob Kieweg ist auf dem Weg in Richtung Süden. Sein Ziel ist Wörgl in Österreich. Dort will er ein Slack-Line-Festival besuchen. Von München aus ist er in der Früh gestartet und hat ab Bad Tölz noch 80 Kilometer vor sich. Den Radweg findet er bisher gut: "Ich hoffe, dass keine schlimmen Steigungen mehr kommen", sagt der 21-Jährige. Wenn er sich da mal nicht täuscht. Wenn es ihm zu heiß werde, springe einfach in die Isar. Auf dem Weg gibt es viele Bademöglichkeiten, um sich zu erfrischen.

Die Tour bis Venedig

Ab Jenbach wechseln die Radler von der Via Bavarica Tyrolensis auf den Inntalradweg bis Steinach am Brenner, wo bis zur Grenze ein Umstieg auf den Zug möglich ist. Man kann auch die alte Brennerstraße nutzen, muss sie sich aber mit den Autos teilen. Auf Südtiroler Seite geht es über Sterzing weiter, bis die Route bei Franzensfeste nach Osten ins Pustertal abzweigt und über Bruneck bis Toblach verläuft. Weiter ins Herz der Dolomiten, über den Gemärkpass durch Cortina d'Ampezzo bis ins Cadoretal nach Vittorio Veneto, Conegliano und Treviso. Von dort geht es auf dem Landweg über Mestre mit dem Zug nach Venedig oder über Jesolo und Punta Sabbione mit dem Schiff direkt zum Markusplatz.Quelle: via-bavarica.tyrolensis.com

In der Nähe von Obergries ist die Familie Mersi aus Straßburg unterwegs - aber flussabwärts und damit auch bergab. Am Montag ist die fünfköpfige Familie in Mittenwald gestartet. Bis Freitag oder Samstag wollen sie es nach München geschafft haben. Die Strecke von etwa 120 Kilometern ist gerade mit Kindern lang. Vater Ralph Mersi sagt:" Die Kinder sind aber super mitgefahren und es hat alles fantastisch funktioniert". Max-Emile (11), Eva-Lena (8) und Tom-Oscar (4) sind aber auch gut ausgerüstet. Tom-Oscar hat sogar einen Rucksack mit Trinkflasche und eingebautem Trinkschlauch für die Fahrt. Am Besten gefällt ihm das Baden im Fluss oder in Seen zwischendurch. Eine Sache will Anne-Melanie, die Mutter der drei Kinder noch loswerden: "Die Wege sind nicht gut beschildert. Das könnte noch besser werden." Vor allem um Lenggries seien sie froh über ihren Radatlas gewesen.

Von Lenggries aus geht es langsam bergauf zum Sylvenstein. Wenn man am Stausee angekommen ist, hat man von der Brücke aus einen wunderbaren Panoramablick über den Stausee und die ihn umgebenden Berge. Hier endet der Landkreis und die Tour - und hinter den Bergen lockt das Meer.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: