Solarenergie vom Landwirt:Wenn Bauern Sonne ernten

Die Landwirte im Landkreis satteln um auf Energiewirte: Immer mehr montieren Solaranlagen auf die Dächer ihrer Häuser, Ställe und Scheunen. Doch der Boom könnte bald vorbei sein.

Bernhard Lohr

Die Landwirte im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen werden immer häufiger zu Energiewirten. Die Bauern haben vergangenes Jahr so viele Photovoltaikanlagen auf die Dächer ihrer Häuser, Ställe und Scheunen montieren lassen wie nie zuvor. So legte die Leistung der Solar-Anlagen zwischen Jachenau und Icking 2009 insgesamt um 47 Prozent zu. Ende des Vorjahres existierten Anlagen mit einer Leistung von 18700 Kilowatt, hierdurch können 5900 Zwei-Personen-Haushalte mit Strom versorgt werden.

Solarenergie vom Landwirt: Im vergangenen Winter haben Hans-Benno Suttner senior und sein Sohn auf elf Dächern ihres Sägewerks in Untermühltal, Gemeinde Dietramszell, Photovoltaikmodule installiert, die zusammen eine Leistung von 450 Kilowatt erzeugen. Eine Anlage auf einem Einfamilienhaus bringt fünf bis zehn Kilowatt.

Im vergangenen Winter haben Hans-Benno Suttner senior und sein Sohn auf elf Dächern ihres Sägewerks in Untermühltal, Gemeinde Dietramszell, Photovoltaikmodule installiert, die zusammen eine Leistung von 450 Kilowatt erzeugen. Eine Anlage auf einem Einfamilienhaus bringt fünf bis zehn Kilowatt.

(Foto: region.wor)

Am stärksten war der Solar-Boom im vorigen Jahr in Dietramszell. So nahm dort nach Angaben der Bundesnetzagentur die Zahl der Photovoltaikanlagen um 38 auf 126 zu. Deren Leistung beläuft sich insgesamt auf 2292 Kilowatt. Darunter befinden sich nach Einschätzung der Bürgerstiftung Energiewende Oberland viele große Anlagen, wie es sie auf landwirtschaftlichen Gebäuden gebe. Pro Einwohner kommt Dietramszell auf eine Solarstrom-Produktion von 432 Watt und ist damit die Nummer eins im Landkreis. Schlusslichter bei der Stromproduktion sind Wolfratshausen, Bad Tölz und Icking mit einer Leistung von 58, 68 und 72 Watt pro Einwohner.

Doch der Aufschwung beim Solarstrom könnte schon bald ein Ende finden. Die Bürgerstiftung Energiewende Oberland befürchtet gravierende Folgen, wenn die Bundesregierung wie geplant die garantierte Vergütung für den Solarstrom kürzt.Vor allem auf dem starken Ausbau der Solaranlagen ruhten bislang die Hoffnungen der Energiewende, die fossilen Energieträger wie Öl und Gas ablösen zu können. Viele Landwirte und Bürger entscheiden sich wegen der lukrativen Vergütung dazu, Module aufs Dach montieren zu lassen. Auch deshalb stieg die Zahl der Photovoltaikanlagen im Landkreis im 2007 um 27 Prozent und im Jahr 2008 um weitere 43 Prozent.

Thomas Martin, der bei der Energiewende die Fachgruppe Solarenergie leitet, befürchtet, dass die besten Zeiten für die Solarenergie vorbei sein könnten. So sieht die von der Bundesregierung betriebene Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes vor, die Vergütung für Solarstrom um 16 Prozent zu kürzen. Dies würde den Boom im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen bremsen.

Dabei hatte die Energiewende zuletzt eine GmbH gegründet, um Bürgersolaranlagen aufzubauen. Zwei Solarparks seien entstanden, sagt Martin. Die Pläne für einen Solarpark III aber habe man gestoppt. Es fehle jegliche Planungssicherheit, er könne niemanden irgendeine Vergütung garantieren. Martin prophezeit, die Fläche an neu installierten Photovoltaik-Modulen werde im zweiten Halbjahr 2010 massiv einbrechen.

Beim Blick auf 2009 kommt bei den Vertretern der Energiewende aber noch Freude auf. Angesichts der Zahlen in Dietramszell sagt Martin: ,,Es ist ganz deutlich, viele Bauern investieren in Photovoltaik, um sich ein zweites Standbein zu sichern. Das ist eine gute Alterssicherung für die Landwirte.'' Jährlich zeichnet die Stiftung jene Kommunen mit Preisen aus, die die größten Zuwächsen an Photovoltaikflächen verzeichnen. Heuer war es im Landkreis Dietramszell, in den Vorjahren Geretsried.

Die Landwirte wüssten genau, wo sie Geld verdienen könnten, erklärt Martin. Würde dieser Anreiz wegbrechen, wären aber die Folgen massiv. Martin: "Ich sehe auch die Energiewende gefährdet." Auch deshalb setzen Martin und seine Mitstreiter wie der Vorsitzende der Bürgerstiftung, Eberhard Hahn, verstärkt auf andere Energiequellen. Im Energieholz, sagt etwa Hahn, stecke gerade in dem waldreichen Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen großes Potential. "Jede Sekunde wächst in Deutschland ein Kubikmeter Holz nach", sagt Martin. Viel Restholz verrotte derzeit in den Wäldern. Damit wäre die komplette Wärmeversorgung im Landkreis abzudecken.

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