Skateranlagen:Der Konstrukteur

Lesezeit: 3 min

Johann Geiger ist international bekannt, weil er Skateranlagen baut, die Boarder auf die richtige Flugbahn schicken. Nun hat er ein Projekt im Landkreis ins Auge gefasst.

Suse Bucher-Pinell

Johann Geiger hatte gerade seine Banklehre begonnen, als er an seinem Schreibtisch darüber sinnierte, wie er sich sein späteres Berufsleben vorstellte. Lieber als im Büro zu sitzen, würde er bei schönem Wetter in den Bergen arbeiten. Nicht als Bergführer, nicht unbedingt als Chef, aber auch nicht als Irgendwer. Er schloss seine Ausbildung ab und wurde Gleitschirmlehrer, später mit eigener Gleitschirmschule in Lenggries. Kaum 20, schien er schon am Ende seiner Träume.

Stars der Szene wie Shaun White oder Jordan Hoffart fahren mit ihren Boards halsbrecherisch über Johann Geigers ausgefallene Architekturen. Der gebürtige Königsdorfer beliefert so gut wie jedes bedeutende Szene-Event. (Foto: Manfred Neubauer)

Aber Geiger wäre nicht Geiger, wenn er sich damit zufrieden gegeben hätte. Heute ist er in der internationalen Skaterszene bekannt wie ein bunter Hund, weil er Halfpipes, Bowls und ganze Skaterparks baut wie kein anderer. China, Australien, USA, Marokko, Dubai, Dingolfing - auf allen Kontinenten fegen coole Jungs oder auch Stars wie Shaun White oder Tony Hawk mit ihren Boards halsbrecherisch über die ausgefallenen Architekturen seiner Firma G.Ramps AG. Ob X-Games, Dew Tour oder LG Actionsport Tour, der gebürtige Königsdorfer beliefert so gut wie jedes bedeutende Szene-Event auf der ganzen Welt. Drei Viertel des Jahres reist er rund um den Globus.

Demnächst dürfte er allerdings etwas häufiger zu Hause sein. Wenn zeitlich alles so hinhaut wie geplant, dann öffnet zu Pfingsten 2013 das Funsport-Camp Woodward Europe in der ehemaligen Kaserne in Lenggries - mit einer G.Ramps-Anlage mittendrin. Geiger hat die Idee für ein solches Camp in der ungenutzten Liegenschaft nicht nur in die Welt getragen. Er ist Lizenznehmer der amerikanischen Firma Camp Woodward und Geschäftsführer der künftigen deutschen Betreibergesellschaft. Sein Büro hat er schon in der sonst verwaisten Kaserne.

So sehr Skaten das Leben des 42-Jährigen bestimmt, so wenig ist er selbst Skater. "Man muss das nicht sein, um gute Skateranlagen zu bauen", sagt er lachend. Als Zwölfjähriger sauste er zwar auf einem neongelben Board mit seinen Kumpels in Königsdorf die Straßen hinunter. Die Sportart war damals, Anfang der 1980er, neu, ziemlich unbekannt und deshalb spannend. Bald zog es ihn als Jugendlicher jedoch mehr zum Bergsteigen und Klettern, aufs Mountainbike und Rennrad.

Nach dem Gleitschirmfliegen eroberten irgendwann Inlineskates den Markt und Geiger gründete die erste Inlineschule Deutschlands in Lenggries. Immer auf der Suche nach Neuem zeichnete und baute er für die Blader bald eine einfache mobile Rampe, die er durch einen Zufall gleich nach Miami Beach verkaufen konnte, was weitere Aufträge nach sich zog. Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte, G.Ramps wurde zu einer namhaften Marke, international allerdings lange Zeit bekannter als in Deutschland. "Keine einzige Firma weltweit hat wie wir 16 Jahre Erfahrung im Bau von Skateparks", blickt er selbstbewusst zurück.

Jeans, schwarzes T-Shirt, schwarze Softshelljacke, Geiger ist ein unkomplizierter Typ, freundlich und gut drauf, der viel von sich und dem Geschäft erzählt. Er sei ein grenzenloser Optimist, der sich von immer neuen Herausforderungen locken lasse. "Ich kann nicht Nein sagen", das wiederholt er mehrfach im Gespräch. Diese Schwäche ist vielleicht die Stärke seiner Firma. Denn wenn ihn jemand anrufe und etwas völlig Abgefahrenes haben wolle, dann freue er sich wie ein kleines Kind. "Jede Herausforderung ist unglaublich antörnend", sagt er so überzeugend, dass man das Gefühl hat, er würde sich am liebsten gleich an die nächste Aufgabe setzen.

Johann Geiger ist Mathematiker, einer, der Berechnungen liebt, gern Pläne zeichnet, und eine Freude daran hat, komplexe Dinge bis zum Ende konsequent durchzudenken. Es macht ihm Spaß, das unmöglich Scheinende möglich zu machen. Zum Beispiel eine Halfpipe, 24 mal 20 Meter groß und bis zu sieben Meter hoch, so zu konstruieren, dass sie zerlegt in einem einzigen Seecontainer nach China verschifft werden kann. "Wir sind der einzige Hersteller, der das löst", sagt er. Jeder Auftrag diene dazu, noch besser zu werden. "Wir schauen uns sehr genau an, was war gut, was war schlecht, weil wir uns weiterentwickeln wollen."

In seinem Büro in der Kaserne ist es kalt, die Heizung funktioniert nicht. Deshalb ist er vorübergehend ans andere Ende von Lenggries gezogen und hofft nun, dass es bald wärmer wird. Denn wenn die Bauarbeiten für Camp Woodward beginnen, dann will er wieder vor Ort sein. Pfingsten 2013 rückt näher.

© SZ vom 14.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: