"Silversurfer":So werden Computer und Senioren kompatibel

Computer Senioren

Andrang beim Info-Nachmittag der Computersenioren. Eine Einführung in Laptops, Tablets und Smartphones gab Hannes Bauer.

(Foto: Manfred Neubauer)

Zu Weihnachten ein Tablet geschenkt bekommen - und vergessen, wie es funktioniert? In Bad Tölz hat ein Verein nun zur Sprechstunde eingeladen. Der Andrang ist riesig.

Von Klaus Schieder

Wer glaubt, Senioren und neue Medien seien nicht kompatibel, täuscht sich. Der Verein Computersenioren hatte zu einem Info-Nachmittag am Dienstag ins Landratsamt eingeladen und dafür den kleinen Sitzungssaal reservieren lassen. Der war zehn Minuten vor Beginn schon restlos überfüllt, weshalb Christiane Bäumler vom Sozialamt alle Teilnehmer kurzerhand hinüber in den großen Sitzungssaal winkte. 20 Minuten später war auch dort kein Platz mehr frei - trotz eilends herbeigeschleppter Stühle. Etwa 100 Zuhörer, die meist der Generation 65 plus angehörten, waren gekommen, um sich in die Welt der Laptops, Tablets und Smartphones einführen zu lassen und Fragen zu stellen. "Ich bin überrascht", sagte Vereinsmitglied Hannes Bauer. Gerechnet habe er mit 25 Interessierten - bestenfalls.

Die Computersenioren Bad Tölz-Wolfratshausen sind ein Zusammenschluss von 15 Rentnern, die im Umgang mit den Multimedia-Geräten versiert sind. Sie fanden vor acht Jahren über Waltraud Bauhof zusammen, wie Vorsitzender Walter Ossig erzählte. Die Seniorenbeirätin hatte Probleme mit ihrem Computer und suchte jemanden, der sich damit auskannte. Sie fand einen Hundebesitzer, der seinen Vierbeiner in Pflege geben wollte. Die Lösung: Der Mann gab Unterricht am PC, Bauhof kümmerte sich um den Hund. Dabei kam ihr die Idee, dass auch andere Senioren solche Hilfe benötigen. Beide bauten dies aus, die Computersenioren waren gegründet.

Seit neun Monaten gehört Hannes Bauer aus Gaißach zu ihnen. 40 Jahre lang hatte er im IT-Bereich gearbeitet, unter anderem für eine große Bank. Niemand komme mehr ohne Computertechnik als Kommunikationsmittel aus, sei es im Beruf, sei es in der Freizeit, meinte er. Auch die "Silversurfer", wie er die Altersgruppe über 65 bezeichnete, habe das Thema eingeholt. Wer mit Kindern und Enkeln kommunizieren wolle, brauche Laptops, Tablets, Smartphones - "mit dem Telefonieren ist es vorbei". In einem einstündigen Vortrag erklärte er das kleine Einmaleins moderner Medien, sprach über die Hardware mit diversen Geräten, über die Software mit Betriebssystemen und Apps. Bauer bediente sich einer einfachen, bildhaften Sprache. Zum Beispiel: "Die Hardware ist das Auto, der Motor ist das Betriebssystem, der Treibstoff sind die Apps, der Fahrer sind Sie, das Lenkrad ist die Maus."

In den wenigen Fragen aus dem Auditorium wurde deutlich, dass manche Senioren über das Computer-Abc längst hinaus sind. Ob sie von Windows 7 jetzt doch zu Windows 10 wechseln solle, fragte eine Zuhörerin. Darin sehe er derzeit keinen Vorteil, "außer dass Sie 150 Euro zahlen", erwiderte Bauer. Allerdings werde Windows in zwei, drei Jahren für das alte Programm keinen "Support" mehr anbieten, Sicherheitsprobleme ausgenommen. Eine Fragestellerin wollte wissen, ob es günstiger sei, einen Router zu kaufen oder zu mieten. Das komme auf den Einzelfall an, so Bauer. "Das ist ein Rechenbeispiel." Die Senioren rief er dazu auf, ihre Tablets oder Smartphones zu nutzen. Nicht bloß alle drei Wochen, sondern wenigstens alle zwei, drei Tage. "Übung macht den Meister."

Die Computersenioren bieten eine Erstberatung an. Am Telefon oder im persönlichen Gespräch finden sie zunächst heraus, was der Kunde möchte und welches Gerät dafür passend ist. Dann begleiten sie ihn zum Kauf ins Fachgeschäft, helfen ihm dort auch, den richtigen Mobilfunkanbieter im Tarif-Dschungel zu finden. Danach installieren sie die Neuanschaffungen und geben eine Einweisung. "Wir nehmen uns Zeit, intensiv alle Schritte durchzugehen", so Bauer. Die Schulung könne ein bis vier Wochen dauern. Obwohl die Mitglieder ehrenamtlich tätig sind, ist ihre Dienstleistung nicht gratis: Eine Stunde kostet 7,50 Euro, eine Doppelstunde 12,50 Euro. Hinzu kommen 30 Cent Fahrtgeld pro Kilometer. Ossig zufolge können die Computersenioren nicht bei jedem Problem helfen. Aus rechtlichen Gründen, um nicht professionellen Firmen in die Quere zu kommen. Rein fachlich müssten es hingegen "ganz spezielle Anwendungen sein, dass auch wir mit den Achseln zucken".

www.computersenioren-badtoelz-wolfratshausen.de

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