Siegerin Schäftlarn:Der verschwundene Diamant

Siegerin Schäftlarn: Adrian Spielbauer (Mitte) hat die Siegergeschichten von Clara Siegert (v. li.), Theresa Graf und Ben Steinack vorgetragen.

Adrian Spielbauer (Mitte) hat die Siegergeschichten von Clara Siegert (v. li.), Theresa Graf und Ben Steinack vorgetragen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die elfjährige Theresa Graf aus Icking berichtet vom Geist König Ludwigs II., der wegen eines Diebstahls keine Ruhe findet

Von Theresa Graf, 11 Jahre

Dunkel ragten die Mauern des alten Klosters vor ihnen auf. Franzi zögerte einen Moment lang, dann schob sie vorsichtig das knarrende Tor auf. "Komm", flüsterte sie, griff nach Max' Hand und zog ihn in das Gemäuer. "Irgendwo hier drin muss es sein." "Warte!", zischte Max aufgeregt. "Hörst du das Geräusch?" Franzi blieb wie angewurzelt stehen. Und dann sahen sie, wie sich leise eine Tür öffnete und heraus ein altmodisch gekleideter Mann trat. Franzi blieb das Herz stehen - den Mann hatte sie schon mal gesehen. Auch Max stöberte fieberhaft in seinem Gedächtnis. Und da fiel es den Beiden wie Schuppen von den Augen: Vor ihnen stand König Ludwig II. Aber war dieser nicht schon längst gestorben?

Ein eiskalter Schauer lief Franzi über den Rücken, als der König auch noch zu sprechen begann: "Gestatten, mein Name ist König Ludwig II., und meine Familie ist in der ersten Dynast. . ." - "Ja, ja, wissen wir schon alles!", unterbrach Moritz den nun leicht säuerlich schauenden König. "Ich bin übrigens Moritz und das ist Franzi." In diese kam nun auch Leben und sie fragte mit leicht zittriger Stimme: "Was, was machen Sie hier eigentlich."

König Ludwig seufzte und begann zu erzählen: "Auf einer meiner vielen Kutschfahrten kam ich an diesem Kloster hier vorbei. Da ich es unbedingt sehen wollte, gewährte mir der hauptleitende Klostermönch Einlass. Als ich mich im Inneren umschaute, sah ich den schönsten Diamanten meines Lebens. Er war das Heiligtum des Klosters, die Mönche nannten ihn auch das Auge Gottes. Ich wusste, dass ich ihn unbedingt haben muss, also sagte ich dem Vorsitzenden Mönch, dass ich ihm, egal wie viel Geld er wollte, alles zahlen würde. Dieser wollte ihn mir nicht geben, aber ich war schon besessen von dem Stein, also nahm ich ihn." Seine Augen füllten sich mit Tränen. "Ich habe ihn gestohlen", schluchzte er. "Als es am Abend an meinem Gemach klopfte, machte ich ahnungslos auf. Vor mir stand der empörte Mönch, er war erbost über meine Tat, die schnell bemerkt wurde, und verfluchte mich, solange mein Leben hier im Kloster zu verbringen, bis jemand den Diamanten an die richtige Stelle legt, denn mir ist es verwehrt. Und nur auserwählte Leute, die mich sehen können, können mich befreien. Am nächsten Morgen fand ich mich hier. Bis heute weiß ich nicht, was mit meinem richtigen Körper geschah." - "Heißt das wir sind auserwählt?", quietschte Franzi, die nicht wusste, ob sie lachen oder weinen sollte. "So ist es", rief König Ludwig erfreut.

Und bevor die Kinder wussten, wie ihnen geschah, standen sie auch schon vor der Kirchentür. "Ist denn auch niemand hier?", fragte Max vorsichtig. "Nein, das Klostervolk gönnt sich einen Ausflug." König Ludwig II. verzog verächtlich die Lippen. "Aber immerhin könnt ihr mir so ungestört helfen", meinte er während er die schwere Eisentür aufschob. Als sie die Kirche betraten, staunten Franzi und Max nicht schlecht. Überall hingen Wandbilder, die Decke war mit Gemälden verziert. Die Säulen umrahmte feinster Stuck. König Ludwig schien das alles gar nicht zu interessieren. "Hier ist die Stelle", sagte er und führte die beiden zu einem in Gold gekleideten Skelett: "Der Diamant steckte im Auge, als ich ihn fand."

"Heißt das, dass wir den Diamanten dort hineinlegen müssen?", fragte Max mit leichtem Ekel in der Stimme. "Ich mache das", rief Franzi, nahm den Diamanten und steckte ihn ohne mit der Wimper zu zucken in das Auge. Auf einmal wurde der Raum von grellem Licht durchwirbelt. "Ich danke euch!", rief König Ludwig II. und im nächsten Augenblick fanden sich Franzi und Max wieder vor den Mauern des Klosters vor, von denen ein seltsamer Glanz aus ging. "Ich hatte übrigens Recht, dass das Kloster katholisch ist", sagte Franzi grinsend, denn die Wette war der Grund warum sie überhaupt hergekommen waren. "Du schuldest mir einen Eisbecher." Vergnügt gingen Franzi und Max nach Hause und als am nächsten Morgen alle Regionalzeitungen titelten: "Verschwundener Diamant im Kloster Schäftlarn aufgetaucht", wussten sie, dass sie dieses Erlebnis nie vergessen werden. (Von der Redaktion gekürzt)

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