Siedlungsdruck und Teuerung:Ein Workshop gegen die Not

Siedlungsdruck und Teuerung: Das Theaterzelt der Laienbühne Icking steht auf dem kommunalen Grundstück am Stocker Weiher. Ob dort Wohnungen möglich sind, ist zu klären.

Das Theaterzelt der Laienbühne Icking steht auf dem kommunalen Grundstück am Stocker Weiher. Ob dort Wohnungen möglich sind, ist zu klären.

(Foto: Hartmut Pöstges)

In Icking zahlen Käufer bis zu 1000 Euro pro Quadratmeter Grund. Damit zählt sie zu den teuersten im Landkreis. Wie zusätzliche und bezahlbare Wohnungen geschaffen werden können, will der Gemeinderat debattieren

Von Claudia Koestler, Icking

Der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen bietet viel: Arbeitsplätze, Naturerlebnis, Freizeitangebote und Nähe zur Großstadt. Das zieht immer mehr Menschen an, weshalb Käufer und Mieter immer tiefer in die Tasche greifen müssen. An der Spitze der Teuerung liegt die Gemeinde Icking, die auch den höchsten Bodenrichtwert ausweist: partiell kratzt dieser an der 1000-Euro-pro-Quadratmeter-Marke. Die Frage, wer künftig noch in der Isartalgemeinde wohnen kann und auf welche Weise, beschäftigt Icking bereits seit Längerem. Der Gemeinderat will nun deshalb in einem Workshop die Schaffung von zusätzlichen Wohnungen diskutieren. Das beschlossen die Gremiumsmitglieder kürzlich.

Mit der Ortsentwicklung hatte sich der Gemeinderat im Oktober 2015 bei einer Klausur befasst. Es wurde festgestellt, dass es einen Bedarf an bezahlbarem Wohnraum gibt - sowohl für Einheimische wie für Menschen, die in der Gemeinde arbeiten. Neue Wohnformen sollen sich an der jetzigen Struktur Ickings orientieren. Im April dieses Jahres hatte Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI) dann zu einem Diskussionsabend eingeladen. Ergebnis war, dass auch die Bürger den Bedarf an bezahlbaren Mietwohnungen sehen und der Meinung sind, die Gemeinde solle deren Bau nach Möglichkeit auf eigenen Grundstücken realisieren.

Derzeit verfügt Icking über acht eigene Grundstücke. Das größte mit rund 10 100 Quadratmetern liegt am Schäftlarner Weg, allerdings scheiterten bislang hier Versuche, darauf ein Einheimischenmodell zu entwickeln. Darüber hinaus besitzt die Kommune rund 3300 Quadratmeter am Stocker Weiher, ein etwa 1280 Quadratmeter großes Grundstück südlich der evangelischen Kirche und rund 2300 Quadratmeter am südlichen Ende des Hauserwegs. Innerhalb der Gemarkung Dorfen kann die Gemeinde über einen etwa 5700 Quadratmeter großen Maisacker an der B 11 verfügen. Zudem besitzt Icking die Fläche des dortigen Spielplatzes mit mehr als 1200 Quadratmetern, das Gemeindehaus samt südlicher Fläche mit rund 2150 Quadratmetern und ein Areal an der Attenhauser Straße mit circa 4600 Quadratmetern.

Claudia Roederstein (UBI) möchte bei einem Workshop auch erfahren, wer die Zielgruppe des Wohnungsbaus sei: "junge Ickinger, die wieder zurückkommen, oder auch älter Werdende und Gemeindemitarbeiter?" Christian Mielich (SPD/Grüne) wollte hingegen wissen, wie viele Baurechte respektive bebaubare Grundstücke derzeit in der Gemeinde existierten - hierzu würden unterschiedliche Zahlen kolportiert. Der Unterschied zwischen 300 und 400 Baurechten komme zustande, weil eine Minimal- und eine Maximalbebauung betrachtet worden sei, erklärte Menrad. Würde man - rein theoretisch - alle Einfamilienhäuser, die auf einem Grundstück von 1200 Quadratmetern oder mehr stehen, abreißen, ließen sich jeweils Doppelhäuser errichten und somit zwei Wohneinheiten schaffen. "Das wäre die Maximalplanung", sagte die Bürgermeisterin. Bei der Minimalplanung wurden lediglich jene Grundstücke gezählt, auf denen ein weiteres Haus Platz hätte. Die Verwaltung werde laut Menrad nachprüfen, was seither genehmigt wurde, so dass zum Workshop ein aktueller Näherungswert vorliegt.

Mielich wollte, dass das Thema weiter gefasst werde. "Damit wir nicht immer wieder von vorne anfangen, hätte ich auch gerne eine Diskussion um grüne Wiesen", sagte er. Ob und welche Wiese er dabei konkret ins Auge gefasst habe, wollte Mielich allerdings auf Nachfrage nicht nennen. Verena Reithmann (UBI) will hingegen zunächst all jene Möglichkeiten ausloten, welche die gemeindeeigenen Grundstücken bieten. Wissen möchte sie auch, ob es im Bestand baurechtliche Ansätze für Veränderungen gibt, um darüber mehr Wohnraum zu schaffen. Bürgermeisterin Menrad will nach dem Workshop die Öffentlichkeit einbeziehen. In welcher Form ließ sie offen.

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