Sicherheitswacht:Bürger auf Patrouille

Sicherheitswacht: Die Mitglieder tragen ein Abzeichen und sind mit Reizgas ausgerüstet.

Die Mitglieder tragen ein Abzeichen und sind mit Reizgas ausgerüstet.

(Foto: Claus Schunk)

Die Polizei will das Konzept in Wolfratshausen einführen. Bis zu zehn Frauen und Männer sollen an Brennpunkten und bei Veranstaltungen für mehr Sicherheit sorgen.

Von Konstantin Kaip

Die Polizei will in Wolfratshausen eine Sicherheitswacht etablieren. Der neue Leiter der Inspektion im Hans-Urmiller-Ring, Andreas Czerweny, hat am Dienstag im Stadtrat für das Modell geworben, bei dem Bürger zur Unterstützung der Polizei im Stadtgebiet patrouillieren. Sie sollen vor allem Ansprechpartner für die Bürger sein, durch ihre Präsenz das Sicherheitsgefühl stärken und als Schnittstelle zur Polizei Gefahrenlagen melden. "Wir würden das sehr gerne in Wolfratshausen sehen", sagte Czerweny - betonte aber, dass es ohne eine Zustimmung im Stadtrat keine Sicherheitswacht geben werde. Das Gremium wird in einer der kommenden Sitzungen darüber abstimmen.

Sicherheitswachten gibt es seit 1994 in Bayern, derzeit in 133 Städten und Gemeinden. "Wir bezeichnen das als Erfolgsmodell", sagte der Polizeichef. Bislang habe das Polizeipräsidium Oberbayern Süd ausschließlich gute Erfahrungen mit den patrouillierenden Bürgern gemacht - etwa in Schongau, Waldkraiburg oder Freilassing. Beschwerden seien keine bekannt. Polizeipräsident Robert Kopp wirbt im ganzen Landkreis - dem sichersten im ganzen Oberland - für das Modell. Bald soll es auch Thema im Geretsrieder Stadtrat sein.

Wie Czerweny sagte, sollen die Mitarbeiter der Sicherheitswacht weder "Bürgerwehr" noch "Hilfspolizei" sein, sondern vor allem auf den Straßen der Wohnviertel, an Schulen, am Bahnhof und bei Veranstaltungen Präsenz zeigen und so den Bürgern ein größeres Sicherheitsgefühl vermitteln. "Es geht um Bürgerkontakt", sagte der Polizeichef. "Sie werden nicht ausgebildet, um Terror zu bekämpfen." Stattdessen sollten die Mitarbeiter auf die Bürger zugehen. "Die tun das, was wir nicht mehr so leisten können", sagte Czerweny. Zwar sei die Wolfratshauser Polizei gut aufgestellt, "aber nicht im Übermaß".

Laut den Regularien können sich Frauen und Männer zwischen 18 und 62 Jahren für die Sicherheitswacht bewerben, ausüben darf man die Tätigkeit bis 67. Die Auswahl trifft laut Czerweny die Polizeidienststelle, die auch die 40-stündige Ausbildung übernimmt. Dabei gehe es viel um rechtliche Fragen, aber auch um den Umgang mit Menschen und Deeskalation. Der Einsatz werde mit acht Euro pro Stunde bezahlt, sei aber auf maximal 25 Stunden pro Monat begrenzt. Wie Czerweny sagte, soll die Sicherheitswacht vor allem in großen Wohngebieten wie Waldram und Weidach Präsenz zeigen, aber auch an Schulen und Treffpunkten wie der Schwanenwiese. Die Mitarbeiter tragen keine Uniform, nur eine Plakette, und sind zum Selbstschutz mit einem Reizgassprüher ausgerüstet. Sie stehen über Funk in ständiger Verbindung mit der Polizei, können Beobachtungen melden und die Lage einschätzen helfen. Etwa acht bis zehn Mitarbeiter wären laut Czerweny ideal für Wolfratshausen.

Die Rechte

Angehörige der Sicherheitswacht haben zunächst die gleichen Rechte wie jeder Bürger: Sie dürfen Straftäter bis zum Eintreffen der Polizei festhalten, haben das Recht auf Notwehr und Nothilfe für andere. Darüber hinaus dürfen sie aber bei Gefahr in Verzug Platzverweise erteilen, also Bürger anweisen, sich zu entfernen. Und sie dürfen Personen anhalten, sie befragen und Personalien feststellen, wenn das "zur Gefahrenabwehr und Beweissicherung notwendig ist". Laut Czerweny dürfen Bürger das verweigern, dann kann die Sicherheitswacht die Polizei alarmieren.

Die Stadträte sahen das Konzept überwiegend positiv, äußerten jedoch auch Skepsis. Es erinnere ihn an den Schutzmann, den es früher gegeben habe, sagte Peter Plößl (CSU) - jemanden, den alle im Viertel kennen. Man müsse jedoch aufpassen, dass es nicht zu Denunziation komme. Annette Heinloth (Grüne) fand das Bild des "Dorfpolizisten" positiv, hatte jedoch Bedenken, dass die kurze Ausbildung für die "anspruchsvolle Aufgabe" reiche. Manfred Menke (SPD) erinnerte an die Forderung, der chronisch überlasteten Polizei mehr Stellen zuzuweisen. "Nicht, dass Sie sich schwer tun, ihre berechtigten Personalforderungen durchzusetzen", warnte er. Ulrike Krischke (BVW) war skeptisch, das Konzept könne "die Zivilcourage outsourcen. Wir sind dann nicht mehr alle füreinander zuständig, sondern geben die Verantwortung ab". Fritz Schnaller (SPD) war für eine Sicherheitswacht. "Damit geben wir ein Signal nach innen an unsere Bürger: Wir nehmen euch ernst", sagte er. "Aber wir geben auch ein Signal nach außen. Bestimmte Banden, die vielleicht etwas vorhaben, beobachten das sehr genau."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: